Wefox wegen Studentenpolice in der Kritik

Julian Teicke. Quelle: Wefox.

Wefox gehört zu den Vorzeige-Start-ups in der Versicherungsbranche: Während Gründer Julian Teicke offen seine ehrgeizigen Ziele proklamiert und prominente Unterstützung angeheuert hat, schrieb das Insurtech im Geschäftsjahr 2021 bereits schwarze Zahlen. Nun könnte dem Unternehmen eine Kooperation mit der Berliner Firma Expatrio möglicherweise zum Verhängnis werden.

Laut einem Bericht von Capital und Finance Forward schloss Wefox 2019 einen entsprechenden Kooperationsvertrag mit Expatrio ab. Das Berliner Start-up bietet vor allem Studenten ein Bankkonto mit einer Krankenversicherung an. Durch die Zusammenarbeit mit Wefox wurde die Angebotspalette auch um eine Hausratversicherung erweitert.

Allerdings scheint die ganze Sache laut Bericht einen Haken zu haben: „Viele Studenten haben nicht realisiert, dass sie die Versicherung besitzen – oder es offenbar wieder vergessen. Anders lässt sich nicht erklären, dass sie so gut wie keine Schäden eingereicht haben“, wird ein ehemaliger Wefox-Manager in dem Artikel zitiert. So habe die Schadenquote bei extrem niedrigen sieben Prozent gelegen, weil nur wenige Schäden gemeldet worden seien.

Das Unternehmen erklärte jedoch auf Anfrage, nach „gesetzlichen Vorschriften“ auf das Angebot aufmerksam gemacht zu haben. Ähnlich äußerte sich auch Wefox gegenüber Finance Forward: Demnach sei die Kooperation mit Expatrio wieder eingestellt worden. Dabei soll es sich Insidern zufolge lediglich um ein „Experiment“ gehandelt haben: „Es ist das Wesen einer erfolgreichen Start-up-Kultur – fail fast and learn faster“, wird Wefox zitiert.

Zudem seien die Kunden „stets vor oder während des Kaufvorgangs über alle Marketinginitiativen gemäß gesetzlichen Vorgaben informiert“ worden. Dabei scheint vor allem die Hausratsparte für das Insurtech derzeit kein Gewinnbringer zu sein: Allein 2021 soll die Schadenquote bei über 100 Prozent gelegen haben.

An der grundsätzlichen Linie scheint Wefox-Chef Teicke jedenfalls weiterhin festzuhalten. Seit August 2022 operiert das Unternehmen auch über seine deutsche Niederlassung. Das Geschäft mit Vertrieben, Mehrfachagenten, Assekuradeuren und Affinity-Partnern soll stark ausgebaut werden. Hohe Wellen schlug im letzten Sommer auch die Serie-D-Finanzierungsrunde von Wefox mit rund 400 Mio. US-Dollar. Die jüngste Investition sei laut Teicke der Lohn dafür, wie man Versicherungen angehe.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

zehn − eins =