Allianz-Chef Bäte über Fiskalpolitik und Inflation: „Gesetze der Physik gelten wieder, auch für Regierungen“

Konzernchef Oliver Bäte. Quelle: Allianz SE

Oliver Bäte ist derzeit in New York und ist auch dort ein gefragter Interviewpartner. Beim US-Sender Bloomberg sprach er über die Aussichten für die Anleihemärkte, die Bedeutung der Liquidität für Investoren, die Notwendigkeit für Deutschland, sein Geschäftsmodell neu zu erfinden. Was Bäte aber nicht gewohnt war, waren Fragen zum Fußballverein FC Bayern München zu beantworten.

Die Allianz sei sehr stolz auf die Partnerschaft mit einem der Vorzeigeclubs auf der Welt und man profitiere natürlich davon als Sponsor, erklärte Bäte die leichte Einstiegsfrage. Danach wurde er von gleich drei Moderatoren in die Zange genommen. Sei neben dem Einsteig beim FCB auch das Investment in Pimco eine gute Idee gewesen, wurde der Allianz-Chef gefragt. Er hege Zweifel, „da wir ein Geschäftsmodell mit sehr langer Duration haben, glauben wir, dass es für Pimco und uns in den nächsten Jahren fantastisch sein wird, wenn sich die Zinssätze stabilisieren, weil das Geld wieder in Anleihen fließen wird.“

Die Zinssätze sind derzeit jedoch alles andere als stabil. Das findet Bäte jedoch gut, angesichts der Tatsache, dass man aus einer 15-jährigen quantitativen Lockerung komme. „Kein Preis für das Risiko, nichts. Keine fiskalische Disziplin, keine geldpolitische Disziplin. Und plötzlich ist das wieder da. Und die Menschen müssen sich daran gewöhnen, dass die Gesetze der Physik wieder gelten, auch für die Regierungen.“

Die kritische Situation bei den britischen Pensionsfonds, VWheute berichtete, ist seiner Meinung nach seit Jahren bekannt und auf den Märkte ist nichts passiert. Nun herrsche Panik wegen der Inflation. „Die Menschen haben begonnen, Vermögenswerte grundlegend neu zu bewerten, nicht nur Anleihen. Übrigens sind wir noch nicht einmal in der Mitte der Neubewertung von Vermögenswerten angelangt. Wir haben gerade erst eine Neubewertung der liquiden Mittel erlebt, der Rest wird jetzt kommen.“ Bäte fordert grundsätzlich, dass man sich mit den theoretischen Modellen zur Inflation auseinandersetzen müsse und sich fragen sollte, wie man die Inflation überhaupt so verschlafen hat.

Bezüglich der Energiekrise in Europa ist Bäte ein Optimist. Den Winter werde Europa überstehen und er glaubt, dass Deutschland sein Geschäftsmodell neu erfinden werde. Vorbei sei es mit billigen Rohstoffen aus Russland und erfolgreichen Exporten nach China und in die USA.

Autor: VW-Redaktion

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