Versicherungswirtschaft bremst Konjunkturdelle aus
Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland hat nach der jüngsten Herbstumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) unter rund 28.000 Unternehmen an Schwung verloren. Eine Detailauswertung zeigt allerdings, dass sich die Versicherungswirtschaft diesem Trend entziehen konnte. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sowie die Erwartungen für die nahe Zukunft liegen deutlich über den Vorjahresergebnissen und auch über den Einschätzungen der Gesamtwirtschaft. Der DIHK reduzierte seine Wachstumserwartungen für 2021 auf nunmehr 2,3 von 3,0 Prozent.
Mit der aktuellen Geschäftsentwicklung sind die Versicherer den Umfrageergebnissen, die VWheute vorliegen, zufolge zufrieden. 49 Prozent sprechen von besseren Geschäften. Nur vier Prozent berichten über eine Lageverschlechterung. Der positive Saldo von 45 Punkten vergleicht sich mit 37 Punkten im Frühsommer und 36 Punkte im Herbst 2020. In der Gesamtwirtschaft fällt die Lageeinschätzung mit 29 Punkten deutlich geringer aus, übertrifft das Vorjahresergebnis (minus eins) aber dennoch deutlich.
Auch für die weitere Geschäftsentwicklung bleibt die Branche optimistisch. 32 Prozent erwarten eine weitere Geschäftsbelebung und nur fünf Prozent befürchten Rückgänge. Der Saldo von 27 Punkten, der den der Gesamtwirtschaft (zehn Punkte) deutlich übertrifft, vergleicht sich mit plus 16 Punkten im Frühsommer und gerade mal vier Punkten im Herbst 2020.
Versicherungswirtschaft denkt an Personalaufbau und mehr Investitionen
Zwar wollen jeweils rund zwei Drittel der befragten Unternehmen an ihrem Beschäftigungs- und Investitionsniveau festhalten, doch es herrscht auch Optimismus. 28 Prozent der Befragten gaben an, wieder Personal einstellen zu wollen. An Personalabbau denken nur noch fünf Prozent. Der Saldo von 23 Punkten liegt deutlich über dem des Frühsommers (vier Punkte) und auch über dem des Vorjahres (18 Punkte). Auch Versicherer sorgen sich weiter über den herrschenden Fachkräftemangel. Noch größere Sorgen macht sich die Branche nur über denkbare weitere regulatorische Eingriffe der Politik.
Auch die Investitionsbereitschaft nimmt wieder zu. 29 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen ausweiten und nur sieben Prozent zurückfahren. Der Saldo von 22 Punkten übertrifft das Frühjahrsergebnis (16 Punkte) und das Vorjahresergebnis von sechs Punkten deutlich. Die Branche fühlt sich auch finanziell gut gerüstet. 97 Prozent der Unternehmen bezeichneten die Finanzlage als unproblematisch.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilte, wuchs das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2021 um – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Wachstumstreiber war vor allem der private Konsum.
Autor: Manfred Brüss