Montagskolumne mit Markus Drews: „Einfach zum Status quo ante zurückkehren, würde zu kurz greifen“
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Markus Drews. Quelle: Canada Life Deutschland - von der Redaktion bearbeitet

Gestalten, nicht zaudern: Corona hat gezeigt, wozu die Versicherungsbranche leistungstechnisch  in der Lage ist. Ein Zurück kann es nicht geben, erklärt Canada Life-Europachef Markus Drews: Die Erfahrungen und Errungenschaften der Krise müssen für die Gestaltung der Zukunft genutzt werden.  

Noch ist die Pandemie nicht vorbei. Doch einige Dinge kann man jetzt schon festhalten: Das Corona-Virus hat nicht nur tief ins öffentliche Leben eingegriffen, es hat auch die Arbeitswelt völlig umgekrempelt. Und hier zeigt sich trotz des schrecklichen Anlasses, dass die Pandemie auch etwas Positives bewirkt hat. Sie funktionierte wie ein Motor und hat einen gewaltigen Digitalisierungsschub gebracht. Gerade die Unternehmen haben hier enorme Anstrengungen unternommen – und in den meisten Fällen profitieren sie jetzt davon.

Digitalisierung? Später!

Viele betrachten den Corona-Digitalisierungsschub sogar als überfällig. Zum Beispiel das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Deutschland hinke im internationalen Vergleich beim Ausbau der digitalen Infrastruktur und beim Einsatz digitaler Technologien und Dienstleistungen hinterher, so der wissenschaftliche Beirat des Ministeriums im Gutachten Digitalisierung in Deutschland – Lehren aus der Corona-Krise. Vieles aus dem Corona-Digitalisierungsschub hätten Unternehmen, Verwaltung und Haushalte schon vorher umsetzen können. Ich kann als Managing Director des Lebensversicherers Canada Life hier sagen, dass uns eine rechtzeitige Umstellung sehr geholfen hat, die Pandemie-Auswirkungen zu stemmen.

Sich weiter entwickeln – jenseits des Büros

Schon vor der Pandemie haben wir auf mobiles Arbeiten gesetzt und unseren Beschäftigten Möglichkeiten dazu gegeben. Ich gebe trotzdem zu: So ein rasantes Umstellungstempo hätten wir uns nie träumen lassen. Im März 2020 schalteten wir buchstäblich über Nacht um – mehr als 90 Prozent von über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Irland und Deutschland arbeiteten dann von zu Hause aus. Mit einem Schlag wurden Zukunftspläne zur Tagesrealität. Natürlich arbeiteten wir nicht wie ursprünglich gewünscht vollständig mobil, sondern im Home-Office. Aber wir arbeiteten nahezu vollständig digital.

Das ermöglichte uns nicht nur, das Geschäft aufrechtzuerhalten und uns um die Belegschaft, um unsere Kunden und Vermittler zu kümmern. Es half auch dabei, uns weiterzuentwickeln. So konnten wir mit digitalen Technologien zum Beispiel neue Kräfte einstellen und einarbeiten – auch ohne Büropräsenz.

Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?

Mit den neu gewonnenen Erfahrungen können wir uns viel besser der Frage widmen, wie wir künftig überhaupt arbeiten wollen. Von zu Hause aus? Oder wieder ab ins Büro? Eine Kombination aus beidem kommt vielen Kolleginnen und Kollegen entgegen. Denn es ist einfach schön, sich ab und zu in Fleisch und Blut zu sehen und auszutauschen. Und auf der anderen Seite spart partielles Home-Office eine Menge Nerven, Kosten und Ressourcen, da die ständigen Fahrten ins Büro und zurück wegfallen. Umwelt und Klima könnten hier also auch profitieren.

Die Arbeit von zu Hause aus rückte zudem ein gesundes Arbeitsumfeld besonders in den Fokus. Können Sie im Büro auch im Stehen arbeiten, zum Beispiel mit einem verstellbaren Tisch? Super! Und zu Hause? Hier müssen die Unternehmen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die nötige Unterstützung bekommen, um auch daheim in einer gesunden und angenehmen Atmosphäre arbeiten zu können: Erstens finanziell – eine vernünftige Büroausstattung kostet schließlich was. Und zweitens auch mental. Das Thema Entspannung bekam in der Pandemie Hochkonjunktur und wie ich finde zu Recht eine deutlich höhere Aufmerksamkeit – Stichwort Always-on-Mentalität als Beispiel. Und so ist es wichtig, dass die Unternehmen und ihre Beschäftigten sich auch mental für die neuen Herausforderungen wappnen können.

Nach eineinhalb Jahren Pandemie ist bei allen die Sehnsucht nach Normalität riesengroß. Doch einfach zum Status quo ante zurückkehren, würde zu kurz greifen. Denn die Anstrengungen der letzten Zeit können wir nutzen, um unsere Arbeit zum Wohle aller noch besser zu gestalten. Lassen Sie uns die nächsten Jahre dafür nutzen, die durch Corona gewonnene Flexibilität zu optimieren. Schließlich haben wir doch jahrzehntelang alles darauf konzentriert unser „ich gehe ins Büro“ zu optimieren. Diese Chance hatten wir in Bezug auf das neue hybride Arbeiten doch noch gar nicht richtig wahrnehmen können, weil wir gemeinsam eine vorher unglaubliche Krise nicht nur überstanden haben. Vielmehr haben wir als Branche bewiesen, wie wendig, anpassungsfähig und leistungsstark wir selbst unter so ungewöhnlichen Bedingungen arbeiten können. 

Deswegen ist mein Motto, nicht zurück zum alten Trott, sondern: Back to better!

Zum Autor: Markus Drews ist Managing Director der Canada Life Assurance Europe plc. Der Manager besitzt jahrzehntelange Erfahrung in der Branche und bei führenden Versicherern. Für VWheute schreibt er frei über verschiedene Aspekte der Branche, mit Fokus auf Vorsorge und Arbeitskraftabsicherung.

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