Montagskolumne: Allianz-Vorständin Renate Wagner über die unterschätzten 15 Prozent der Weltbevölkerung
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Renate Wagner, Allianz-Vorständin. Quelle: Allianz - von Redaktion bearbeitet.

„Ich hatte mich so darauf gefreut, zum ersten Mal die Paralympischen Spiele und den olympischen Spirit live zu erleben – doch leider klappte es mit meinem Tokio-Besuch dieses Jahr nicht“, bedauert Renate Wagner. Die Paralympics haben für die Managerin eine besondere Bedeutung. Woran das liegt, erfahren Sie in ihrer heutigen Kolumne.

Als ich für die Allianz in Singapur tätig war hatte ich die Gelegenheit, an einem Vortrag der singapurischen Para-Schwimmerin und Goldmedaillengewinnerin Yip Pin Xiu teilzunehmen, der mich zutiefst bewegte. Die blind geborene Athletin sprach nicht nur von den Hürden, die sie aufgrund ihrer Sehbehinderung als Sportlerin bewältigen musste. Sie erzählte auch was es bedeutet in eine Gesellschaft hineingeboren zu werden, in deren Kultur eine Behinderung leider noch heute ein Tabuthema ist. Schwimmen war für sie Flucht aus ihrer gesellschaftlichen Isolation; und die Anerkennung, die sie durch ihre Spitzenleistungen erfuhr, ihre Rettung.

Bei jedem Treffen mit Athlet:innen über die letzten Jahre erlebe ich immer wieder, wie inspirierend und ermutigend diese Ausnahmetalente sind. Para-Athlet:innen sind ein hervorragendes Beispiel dafür, dass der Mensch trotz teilweise großer Widrigkeiten und Schicksalsschläge es schaffen kann, an sich zu glauben und Großes zu leisten. Wenn man die Einstellung der Athlet:innen betrachtet und über sich selbst nachdenkt, erkennt man, dass die vielen kleinen Ausreden des Alltags nicht zählen. Mut, Hingabe, Disziplin und Resilienz sind wirklich etwas, das wir alle für uns selbst mitnehmen können. Von den Para-Athlet:innen lernen wir, dass ihre Behinderung für sie kein Grund ist, auf ihre Träume zu verzichten, sondern es sich wahrhaft lohnt zu kämpfen. Zusätzlich sieht man auch, wie enorm wichtig der Teamgeist ist, denn hinter all diesen erfolgreichen Sportler:innen steht ein tolles Team. Bei der Allianz verstehen wir uns auch als ein großes Team, das Hand in Hand zusammenarbeitet und der Schlüssel zu unserem Erfolg ist.

Ich finde die Entscheidung der Allianz, im Jahr 2006 Partner der Paralympischen Bewegung zu werden, einfach fantastisch. Beide Seiten können von dieser Beziehung sehr profitieren. Wir können gemeinsam dazu beitragen, die bestehenden Barrieren abzubauen und eine Gesellschaft zu schaffen, in der wir uns alle – ungeachtet unserer Unterschiede – entfalten können. Unsere Unterstützung der Paralympics ist ein Teil unseres umfassenden Engagements für die Gleichstellung und Integration von Menschen mit Behinderungen und verbindet unseren Allianz-Purpose „we secure your future“ mit der paralympischen Vision, durch Sport für eine integrative Welt zu sorgen. In den letzten Jahren ist unsere Partnerschaft und Nähe zu den Para-Sportler:innen stetig gewachsen und wir sind überzeugt, dass der Austausch mit und die Inklusion von Talenten mit Behinderungen zum Erfolg unserer Teams beitragen wird. Beispielsweise durch unsere Initiative des Recruitings von Talenten aus dem Para-Sport können unsere Mitarbeiter:innen und Para-Sportler:innen viel voneinander und miteinander lernen.

Ein weiterer Teil unseres Engagements ist die Initiative Valuable 500, durch die sich 500 CEOs aus der ganzen Welt und aus vielen verschiedenen Branchen zusammengeschlossen und sich verpflichtet haben, ihr Unternehmen inklusiver zu machen und Stigmata zu brechen. Es macht mich sehr stolz, dass die Allianz das Privileg hat, einer von 13 Iconic Leadern zu sein und dabei zu helfen, unsere Gemeinschaft von 500 CEOs und Unternehmen für den globalen Wandel zu aktivieren. Wir wollen unsere Expertise in dieses übergreifende Engagement einbringen, denn als einer der größten Versicherungsanbieter nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden, Kunden und der Gesellschaft sehr ernst.

Es ist ermutigend, dass gleichzeitig mit dem Start der Paralympischen Spiele auch die Initiative WeThe15 ins Leben gerufen wurde, eine der größten Menschenrechtsbewegung im Sport zur Beendigung von Diskriminierung. 15 Prozent der Weltbevölkerung, das heißt mehr als einer Milliarde Menschen, leben mit einer Behinderung und die Initiative zielt darauf ab, Barrieren abzubauen, damit alle Menschen mit Behinderungen ihr Potenzial ausschöpfen und aktive und sichtbare Mitglieder einer inklusiven Gesellschaft sein können.

Unser Ziel ist es, gemeinsam ein Umfeld zu schaffen, in dem eine Behinderung nur als eines von vielen Merkmalen einer Person angesehen wird und dass wir uns alle mehr auf das konzentrieren sollten, was Menschen tun können, anstatt auf das, was sie nicht können. Integrative Praktiken unterstützen nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch darüber hinaus, denn sie schaffen einen akzeptierenden und unterstützenden Arbeitsplatz für alle Mitarbeitende, unabhängig von ihrer Behinderung, ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem Herkunftsland, ihrer Sexualität oder ihrem Alter.

AutorinRenate Wagner ist Vorstand der Allianz SE. Die Mathematikerin ist zuständig für Human Resources, Legal, Compliance, Mergers & Acquisitions. Bei VWheute schreibt sie über alle Themen, die sie bewegen.

2 Kommentare

  • Den Artikel habe ich nicht gelesen. Doch frage ich mich, warum man von einer Vorständin spricht. Dann müsste der Vorstand auch Vorständ heißen? Oder Vorstand, dann als Vorstandin. Das Vorstand. Das Vorstandin. Oder das Vorständin. Das Vorständin. Das klingt doch eindeutig geschlechtsneutral. Oder liege ich da womöglich falsch? Ich finde man sieht auch zu sehr im täglichen Leben wer männlich und wer weiblich ist. Das ist ein untragbarer Zustand. Oder?

  • Liebe Frau Wagner,

    wie geht eigentlich die Allianz mit Mitarbeitern:innen mit Burn-out oder Depressionen um? Auch eine Art von Behinderung.
    Werden diese entlassen? Können Sie versichern, dass dies nicht vorkommt oder vorgekommen ist?

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