Branchenpuls: Kfz-Versicherung, Caravaning

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die Sommerferien sorgen üblicherweise auf den Fluren der Versicherer für Ruhe und Stille. Anders dürfte es hingegen dieser Tage bei der Allianz aussehen: Eine Managementkrise sorgt in der Münchener Königinnenstraße vielmehr für Turbulenzen. Deutlich besser sieht es derzeit in der Kfz-Versicherung aus.

Was diese Woche jeder wissen muss

Deutlich besser war bislang die Lage in der Kfz-Versicherung: Die geringere Mobilität in der Pandemie sorgt bei den deutschen Kraftfahrtversicherern nach Einschätzung von Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) auch 2021 für einen hohen Gewinn. „Die Situation ist sehr rosig“, sagte MSK-Experte Ralf Assenmacher im Mai 2021 bei einer hauseigenen Veranstaltung der aktuariellen Unternehmensberatung.

Allerdings galt diese Schätzung noch vor den Unwettern im Sommer: Laut aktualisierter Schadenschätzung des GDV seien rund 40.000 Kraftfahrzeuge durch die Fluten beschädigt oder zerstört worden. „Der versicherte Schaden für die Kfz-Versicherer liegt bei rund 200 Mio. Euro und für die Transportversicherer bei rund 100 Mio. Euro“, sagt jüngst GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Ebenfalls zu Buche schlagen verschiedene versicherte Großschäden im jeweils zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

„Unser seit 11.000 Jahren anhaltendes gemäßigtes Klima wird die Menschheit vor eine ihrer größten Herausforderungen stellen. Mobilität auf fossiler Basis wird durch politische Restriktionen mittel- bis langfristig vollständig verboten werden.“

Marcus Reichenberg, Geschäftsführer der Greensurance Stiftung Für Mensch und Umwelt

Der Klimawandel dürfte jedenfalls auch bei den Kfz-Versicherern ihre Spuren hinterlassen. Wie diese genau aussehen können, diskutieren führende Experten am kommenden Donnerstag bei der K-Tagung von Scor Rückversicherung Deutschland und Meyerthole Siems Kohlruss in Köln.

Weitere relevante Termine in dieser Woche: Am morgigen Dienstag informiert der Branchenverband GDV über die Cyber- und Betrugsrisiken des mobilen Arbeitens. So haben zu viele Unternehmen ihre Prozesse, IT-Sicherheits- und Compliance-Richtlinien auch anderthalb Jahre nach Beginn der Pandemie noch immer nicht der neuen Realität angepasst, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des GDV zeigen soll.

„Der Schadenaufwand der Cyber-Versicherer ist in den letzten drei Jahren dramatisch angestiegen. Das belegen die veröffentlichten Statistiken zur Entwicklung von Schadenhäufigkeit und Schadenshöhe der im Cybergeschäft aktiven Versicherer wie z.B. AGCS, Chubb oder Hiscox. Großereignisse der vergangenen Monate, wie z.B. die Sicherheitslücken in Microsoft Exchange sind darin noch gar nicht berücksichtigt.“

Hanno Pingsmann, Geschäftsführer von CyberDirekt und Experte für Cyber-Versicherungen

Wie sich diese Entwicklung auf den Markt mit Cyberversicherungen auswirken könnte, will die „Euroforum-Jahrestagung Cyber Insurance“ Mitte der Woche aufzeigen.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Großer Profiteur der Corona-Krise dürften jedenfalls die Caravaning-Händler sein. Mit Beginn der Pandemie setzen viele deutsche Urlauber verstärkt auf das Wohnmobil. Allein 2020 stieg die Zahl der neu zugelassenen Wohnmobile in Deutschland um 44,8 Prozent auf 78.055 Stück. Hinzu kamen in 2020 fast 30.000 Wohnwagen, deren Absatz nur um 8,2 Prozent stieg.

In Deutschland gibt es mehr als 2.800 geöffnete Campingplätze mit rund 209.100 angebotenen Stellplätzen. Die meisten Campingplätze befinden sich in Bayern, gefolgt von Niedersachsen und Baden-Württemberg. Gemessen an der Anzahl der Stellplätze gehört auch Mecklenburg-Vorpommern mit rund 26.700 angebotenen Stellplätzen neben Bayern und Niedersachsen zu den Top-Drei-Bundesländern im deutschen Campingtourismus. Die meisten der insgesamt rund 34 Millionen Übernachtungen auf deutschen Campingplätzen wurden ebenfalls in diesen Bundesländern gezählt.

Quelle: Statista

Das beliebteste Campingziel von deutschen Reisenden ist nach wie vor Deutschland. Bei ausländischen Touristen sind Campingplätze als Unterkunftsform für ihren Urlaub in Deutschland weniger beliebt. Rund sieben Prozent der ausländischen Touristen in Deutschland entschieden sich im Jahr 2020 für einen Campingplatz als Form der Unterkunft. Die mit Abstand meisten ausländischen Gäste kommen dabei aus den Niederlanden.

Der steigende Bedarf an mobilen Unterkünften macht sich daher auch auf dem diesjährigen Caravan Salon in Düsseldorf bemerkbar: Noch bis 5. September präsentieren 645 Aussteller auf mehr als 200.000 Quadratmetern knapp 300 Neuheiten.

Gleichzeitig dürften die Umsätze mit Pauschalurlaub in Deutschland erst im Jahr 2024 wieder Vorkrisenniveau erreichen. Laut einer aktuellen Analyse von Statista wird erst 2024 ein Marktvolumen von rund 34 Mrd. Euro erreicht, was in etwa dem Niveau des Jahres 2019 entspricht.

Quelle: Statista

Im weltweiten Vergleich wird der meiste Umsatz in China generiert, nämlich geschätzt rund 21 Mrd. Euro im Jahr 2021. Deutschland und die USA teilen sich den zweiten Platz mit jeweils rund 13 Mrd. Euro. Derzeit werden in etwa 72 Prozent des Gesamtumsatzes im Segment Pauschalurlaub online erwirtschaftet. Bis zum Jahr 2025 wird der Online-Anteil auf 82 Prozent ansteigen.

„Die diesjährige Getreideernte fällt insgesamt zum wiederholten Male unterdurchschnittlich aus. Zahlreiche Hagel- und Starkregenereignisse haben uns gezeigt, dass die Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels direkt zu spüren bekommen. Hinzu kommen stark gestiegene Kosten bei Betriebsmitteln, die die Landwirte wirtschaftlich belasten. Insbesondere die Schweinehalter stehen mit dem Rücken an der Wand.“

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV)

Deutlich schlechter bewertet zudem der Deutsche Bauernverband (DBV) die Erntebilanz für 2021: So rechnet der Verband in diesem Jahr mit einer Getreideernte von 42,4 Millionen Tonnen. Damit bleibt sie rund eine Million Tonnen bzw. knapp zwei Prozent unter Vorjahr und 4,7 Prozent hinter dem Mittel der Jahre 2015 bis 2020 (44,2 Millionen Tonnen). „Wir sind zunächst zuversichtlich in die Ernte gestartet, aber die ersten Druschergebnisse enttäuschten. Dies hat sich bestätigt. Hinzu kamen ständige Ernteunterbrechungen durch wiederkehrende Niederschläge. Die Ernte 2021 wurde zur Zitterpartie“, stellt DBV-Präsident Joachim Rukwied fest.

Autor: Tobias Daniel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

5 × 4 =