Montagskolumne mit Markus Drews: „Wer kann Rente?“
 Top-Entscheider exklusiv 

Markus Drews. Quelle: Canada Life Deutschland - von der Redaktion bearbeitet

In meiner letzten Kolumne war die Diskussion um die Rente mit 68 gerade entflammt. Die Empfehlung aus dem Bundeswirtschaftsministerium zu dieser Renteneintrittserhöhung sorgte in Politik und Medien für viel Wirbel. Andere wichtige Aspekte der gesetzlichen Rente und ihrer Reformbedürftigkeit fielen hier meiner Meinung nach unter dem Tisch.

Nun bewegen wir uns in schnellen Schritten auf die Bundestagswahl zu und die Wahlprogramme stehen fest. Das Thema Rente hat sich zum absoluten Dauerbrenner entwickelt. Was planen die Parteien, die aktuell im Bundestag vertreten sind? Wie wollen sie die gesetzliche Rente als Basisabsicherung für das Alter sichern? Die Aufgabe ist klar: Steigende Lebenserwartung und weniger Beitragszahler führen sie an – vielleicht sogar über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Bereits jetzt wird sie mit Steuergeldern von 100 Mrd. Euro bezuschusst. Für die Zukunft muss jetzt eine Lösung gefunden werden, die finanzierbar bleibt.

Mehr Zahler, länger arbeiten, Bürgerfonds oder Kinder kriegen?

Ein erster Ansatz ist, weitere potenzielle Beitragszahler miteinzubeziehen. Das steht bei den meisten Parteien auf der Agenda. Eine Ausnahme sind CDU/CSU und die FDP. Bündnis 90/Die Grünen und die AfD sehen als mögliche neue Zahler Selbstständige und Abgeordnete/Politiker. Die Linke will darüber hinaus noch Beamte miteinbeziehen, auch die SPD plant eine Aufnahme aller Erwerbstätigen.

Und wie steht es nun um das heiß diskutierte Thema des Renteneintrittsalters? Keine Partei möchte es anheben. Lediglich den Status quo für länger garantieren – etwa Bündnis 90/Die Grünen, SPD und CDU/CSU, es senken wie die Linke oder flexibel gestalten wie FDP und AfD. Es ist kaum verwunderlich, dass die Parteien keine Werbung für ein erhöhtes Renteneintrittsalter machen möchten. Doch genau darüber hätte man diskutieren müssen. Bei der steigenden Lebenserwartung in Deutschland ist es unerlässlich, den Rentenbeginn früher oder später anzupassen.

Darüber hinaus gibt es in den Parteien weitere Ideen zur gesetzlichen Rente: Die Linke fordert eine Mindestrente von 1.200 Euro, die AfD schlägt 20.000 Euro an erstatteten Beiträgen für jedes neu geborene Kind vor. Die Grünen planen einen Bürgerfonds mit Opt-Out-Option für die private und betriebliche Altersvorsorge. Darauf setzt auch die CDU/CSU. Die SPD möchte die Riester-Rente durch ein neues standardisiertes Angebot ersetzen. Weniger Bürokratie und digitale Lösungen sollen hier Kosten senken. Die FDP schlägt eine Aktienrente als kapitalgedeckte Ergänzung des Rentensystems vor.

Nach einem großen gemeinsamen Wurf sieht das alles noch nicht aus. Es bleibt also spannend, wie die gesetzliche Rente von morgen aussehen wird. Unter den Vorschlägen sind interessante Ideen, die das gesetzliche System ergänzen könnten. Doch eine Lösung der tief greifenden Probleme steht noch aus. Unser Rentensystem ist für unsere Gesellschaft unglaublich wichtig und ist es wert, erhalten und weiter entwickelt zu werden. Es ist die Basisabsicherung für das Alter und genau diese Aufgabe muss es auch in Zukunft erfüllen können. Ob und wie die neue Bundesregierung es weiterentwickeln wird, ist trotz aller Wahlkampfreden unklar. Umso klarer ist: Wenn man sich ein ausreichendes lebenslanges Einkommen aufbauen will, führt kein Weg an privater Vorsorge vorbei. Dies bietet den Menschen Sicherheit im Alter – unabhängig von der Bundestagswahl!

Zum Autor: Markus Drews ist Managing Director der Canada Life Assurance Europe plc. Der Manager besitzt jahrzehntelange Erfahrung in der Branche und bei führenden Versicherern. Für VWheute schreibt er frei über verschiedene Aspekte der Branche, mit Fokus auf Vorsorge und Arbeitskraftabsicherung.

Ein Kommentar

  • Eine staatliche Aktienrente klingt zwar theoretisch gut, allerdings könnte die massive staatliche Umlenkung von dauerhaft 2% des gesamten Brutto aller Löhne (ohne Opt-Out) auch zu einer Blasenbildung an den Aktienmärkten beitragen und den privaten Aktien-Investoren die Rendite „wegkaufen“, das wäre dann neben dem künstlich nach unten manipulierten Zins ein weiteres Feld, das unattraktiver würde…
    Deutschland ist nun vom Volumen her etwas größer als Norwegen oder Schweden.

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