Euler Hermes: Britischen Exporteuren droht 25 Mrd.-Pfund-Schaden durch Brexit

In London kommt es erst einmal nicht zu radikalen Änderungen. (Quelle: pierre9x6 / Pixabay)

Pünktlich zu Weihnachten 2020 haben sich die Europäische Union (EU) und Großbritannien auf einen Brexit-Deal geeinigt. Für die britischen Exportunternehmen könnte die Vereinbarung jedoch teuer werden. So rechnet der Kreditversicherer Euler Hermes in diesem Jahr mit Umsatzeinbußen zwischen zwölf und 25 Mrd. Pfund.

Die Gründe dafür sehen die Ökonomen vor allem in einer schwachen Nachfrage, zunehmender Bürokratie und der Abwertung des britischen Pfunds (minus drei Prozent laut einer Prognose für 2021). Die Sektoren Mineral- und Metallprodukte, Maschinen und Elektrogeräte, Transportausrüstung, Chemikalien und Textilien dürften demnach am stärksten betroffen sein.

Auch die wirtschaftlichen Aussichten für das Vereinigte Königreich sind laut Euler Hermes eher trüb.  Im 1. Quartal dürfte das BIP durch Covid um minus 5,5 Prozent im Vergleich zum vorherigen Quartal einbrechen und Großbritannien in eine erneute Rezession stürzen. Insgesamt dürfte das Wachstum für das Gesamtjahr 2021 durch Pandemie und Übergangsfrist sehr verhalten bleiben mit einem Plus von 2,5 Prozent beim BIP, bevor es 2022 um voraussichtlich sieben Prozent zulegen dürfte. Das bedeutet aber auch, dass die britische Wirtschaft frühestens 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird, so die Prognose des Kreditversicherers.

„Wie erwartet, haben die EU und Großbritannien in letzter Minute einen Kompromiss zum Brexit erzielt. Der Deal ist jedoch bei weitem nicht vollständig und bringt für die Briten aufgrund der fehlenden Vorbereitungszeit eine Übergangsfrist mit sich. Für britische Exporteure hat die anhaltende Ungewissheit seit Anfang des Jahres zu einigen Störungen an den Grenzen geführt, weshalb viele kleinere Unternehmen den Handel vorerst aussetzen. Etwa jeder fünfte Lastkraftwagen wird an den Kanalübergängen abgewiesen, teilweise wegen des Brexit-Papierkrams.“

Ana Boata, Leiterin Makroökonomie bei der Euler Hermes Gruppe

Für die EU-Exporte nach Großbritannien hatte Euler Hermes im ersten Jahr nach dem Brexit ursprünglich Einbußen im Wert von bis zu 18 Mrd. Euro prognostiziert. In den Niederlanden dürften sich die Exportverluste nach Großbritannien auf 1,2 Mrd. Euro belaufen, in Frankreich auf 0,9 Mrd. Euro, in Belgien auf 0,7 Mrd. Euro und in Italien auf 0,6 Mrd. Euro.

„Das Abkommen ist zwar vorteilhafter als andere Freihandelsabkommen, da es Zollfreiheit für Waren bietet. Allerdings könnten die nichttarifären Handelshemmnisse aufgrund des Ausstiegs aus der Zollunion deutlich zunehmen. Industrien wie Finanzdienstleistungen warten außerdem noch auf einen ‚Äquivalenzstatus‘ von der EU, was länger als die geplanten sechs Monate dauern könnte“, konstatiert Ana Boata, Leiterin Makroökonomie bei der Euler Hermes Gruppe.

„Die sechsmonatige Übergangsfrist und damit die Planbarkeit sind die halbe Miete für die hiesigen Unternehmen. Dadurch könnten sich die Exportverluste in der EU auf weniger als zehn Mrd. Euro nahezu halbieren – auch wenn Deutschland mit Exportverlusten von rund zwei Mrd. Euro weiterhin am stärksten betroffen ist“, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Autor: VW-Redaktion

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