Zurich-CEO Mario Greco: „Rückblickend ist es gelungen, die Folgen der Pandemie besser zu managen“

Mario Greco, CEO Zurich, Quelle: Zurich

Corona hat im letzten Jahr deutliche Spuren in der Bilanz der Zurich hinterlassen. Dennoch fällt die Bilanz von Konzernchef Mario Greco bislang eher gemäßigt aus:. Demnach sei „es gelungen, die Folgen der Pandemie besser zu managen, als wir in diesen Szenarien erwartet haben“.

„Die letzte weltweite Pandemie war die Spanische Grippe. Basierend auf dieser Erfahrung hatten wir unsere Modelle geformt. In unseren Szenarien rechneten wir mit schlimmeren Verläufen und mehr Fällen. Rückblickend ist es gelungen, die Folgen der Pandemie besser zu managen, als wir in diesen Szenarien erwartet haben“, konstatiert der Italiener im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Für die Versicherer hätte dies bedeutet: „Mehr Tote, höhere Schäden, höhere Verluste. Wir hatten immer noch zu viele Tote, aber es waren weniger, als wir es in der Geschichte erlebt haben.“

Zudem zehre die Corona-Pandemie „an den Gewinnen, aber nicht am Kapital. Wir werden das überleben. Die Branche wird das nicht stark verändern, es wird keine Insolvenzen geben. In den Ergebnissen von 2020 wird die Pandemie jedoch ihre Spuren hinterlassen. Wir müssen Schäden durch Lockdowns oder andere Folgen auszahlen. Wir durchleben aber gleichzeitig eine technische Revolution und eine geografische Neubalancierung in Richtung Asien und China. Covid hat diese beiden Trends nochmals beschleunigt“.

Mit Blick auf die Debatte um die Betriebsschließungsversicherung (BSV) betonte Greco, dass „unsere Policen in Deutschland unmissverständlich dahingehend“ seien, „dass Covid nicht als versicherte Gefahr eingeschlossen ist. Aber es gibt natürlich auch bei uns Fälle, wo die Auslegung von Kunden anders interpretiert wurde. In solchen Fällen begannen sofort Gespräche mit betroffenen Kunden.“

So verwundert es nicht, dass Greco bereits im Mai 2020 in der Frage der Regulierung auch in der Schweiz auf Kulanz gesetzt hatte: „In der Schweiz erhalten über 90 Prozent der bei Zurich versicherten Gastrobetriebe mit einer Epidemie-Versicherung die volle Pandemie-Deckung. Die anderen Betriebe erhalten Kulanzzahlungen aus dem Zurich-Solidaritätsfonds.“

Allerdings lasse sich eine Pandemie „schon per Definition nicht von Versicherern allein decken. Sie ist ein globales Ereignis, das alle Menschen treffen kann. Für so etwas können Versicherer nicht alleine geradestehen. Um ein pandemisches Ereignis zu decken ist ein besonderer Schutz nötig, der staatlich und privat gemanagt wird. Hier können Versicherer einen Beitrag leisten, aber die Deckung müsste vom Staat und von privaten Unternehmen zusammen bereitgestellt werden. Solche Systeme gibt es in vielen Ländern für Atomrisiken und für Naturkatastrophen.“

Ein Problem sieht Greco im Gespräch mit der FAZ auch darin, „dass sich keiner von uns an die letzte Pandemie erinnern konnte, weil wir diese nicht erlebt haben. Wenn wir Kunden vor zwei Jahren gefragt hätten, ob sie bereit sind, einen Euro mehr für den Pandemieschutz zu zahlen, hätten sie Nein gesagt. Der Versicherungsschutz für eine Pandemie ist nicht in den privaten Policen enthalten. Und das wird auch künftig so sein. Aber wir sollten uns auf die nächste Pandemie vorbereiten, solange die aktuelle noch frisch in unserer Erinnerung ist.“

Zurich schätzt Corona-Schäden auf 450 Mio. US-Dollar

Bislang ist die Zurich jedenfalls stabil durch die Corona-Krise gekommen: So stiegen die Prämieneinnahmen in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020 um drei Prozent auf 27,26 Mrd. US-Dollar. Aufgrund der schweren Hurrikan-Saison und anderer Wetterkapriolen dürften die Verluste allerdings infolge von Naturkatastrophen um rund zwei Prozentpunkte höher liegen, als dies in der zweiten Jahreshälfte üblich sei, erklärte Zurich. Die Schäden durch die Corona-Pandemie beziffern die Schweizer unverändert auf 450 Mio. US-Dollar.

In der Lebensversicherung gingen die Prämieneinnahmen im gleichen Zeitraum deutlich um 19 Prozent auf 2,57 Mrd. US-Dollar zurück. Allerdings verzichtet die Zurich auf eine Gesamtprognose für das Gesamtjahr. „Ich kann Ihnen keine Prognosen für das vierte Quartal oder die Zeit in 2021 hinein geben. Aber es ist heute unsere beste Schätzung, entsprechend dem, was wir an Reaktionen von Regierungen und wahrscheinlichen Auswirkungen sehen. Wir erwarten davon keine bedeutenden Auswirkungen auf die Gruppe“, konstatierte Finanzvorstand George Quinn bei der Vorstellung der Q3-Zahlen im November.

Konkrete Geschäftszahlen für 2020 veröffentlicht die Zurich voraussichtlich am 11. Februar 2021.

Autor: VW-Redaktion

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