Bilanz für 2020: Schäden in der BSV kosten die Gothaer bislang 21 Mio. Euro

Unternehmenssitz der Gothaer in Köln. Quelle: Gothaer

Der Gothaer-Konzern wird trotz Krise seine gerade erst eingeschlagene neue Wachstumsstrategie beibehalten. Bis 2025 will der Kölner Konzern mit „Ambition25“ in der Kompositversicherung zu den fünf wachstumsstärksten Unternehmen am Markt gehören, in der Lebens- und Krankenversicherung wird ein Wachstum auf Marktniveau angestrebt.

„Wir haben die Voraussetzungen dafür geschaffen: die Resilienz – und zwar nicht nur die finanzielle Robustheit, sondern auch die Fähigkeit sich auf geänderte Rahmenbedingungen einzustellen – gestärkt und die Komplexität reduziert“, sagte Vorstandschef Oliver Schoeller vor der Presse. Impulse verspricht er sich zudem von der „Agilität und dem Empowerment der Mitarbeiter. Diese wird unsere Marktkraft steigern und Antworten geben, die andere eher in den Scales zu suchen.“

Getragen von einem starken Kompostigeschäft wird der Konzern nach bisherigen Zahlen 2020 sein Beitragsaufkommen von 4,5 Mrd. Euro (plus 0,1 Prozent) behaupten. Infolge der negativen Entwicklung der Kapitalmärkte schrumpft der Konzernüberschuss auf 70 bis 80 Mio. Euro nach 115 Mio. Euro im Vorjahr. Angesichts einer trotz Krise gewachsenen Vertriebsleistung rechnet Schoeller für 2021 schon mit einem „positiven Momentum“. Man sei mit den Kunden und Vertriebspartnern „gut zusammengeblieben“.

Wachsen will die Gothaer vor allem mit ihren 200.000 Unternehmerkunden GA. So sollen unter anderem „Gothaer GewerbeProtect“ als digitale Plattform für das Maklergeschäft geöffnet werden und man will sich noch stärker auf Cyber und die Absicherung Regenerativer Energien fokussieren. Dank des kräftigen Zuwachses um 6,5 Prozent auf 818 Mio. Euro wuchs die Gothaer Allgemeine 2020 mit einem Plus von 3,8 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro stärker als der Markt. Das Geschäft mit Privatkunden legte auf 1,5 Prozent auf 539 Mio. Euro zu, während der Bereich Mobilität pandemiebedingt rückläufig war. Die Combined Ratio verbesserte sich auf 91,6 Prozent (2019: 95,1 Prozent). „Aber das Jahr ist noch nicht vorbei – bisher hatten wir einen außerordentlich guten Saisonverlauf bei Naturkatastrophen und nur wenige Großschäden“, so Schoeller.

Millionenschaden in der BSV

Rund zwei Prozentpunkte der Schaden- und Kostenquote entfallen seinen Angaben zufolge auf die Aufwendungen in der Betriebsschließungs- und der Veranstaltungsausfallversicherung. Für die BSV wurden 1.230 Schadenmeldungen und 21 Mio. Euro Aufwand genannt. Die Kunden hätten im Wesentlichen die bayerische Lösung akzeptiert, weil man „klare Bedingungen mit einem abgeschlossenen Katalog“ habe. 85 Fälle entfielen bisher auf die „zweite Welle“ – diese seien abgelehnt worden. In der Veranstaltungsausfallversicherung kommt die Gothaer eigenem Bekunden nach auf einen Marktanteil von zehn Prozent. Hier verursachten 191 Fälle – unter anderem ausgefallene Großereignisse wie die Auftritte von Helene Fischer und das Wacken-Festival ­- 30 Mio. Euro Schaden. Die Ausfallversicherung werde 2021 fortgeführt, aber mit Pandemieausschluss, so Schoeller.

Bei der Gothaer Leben sinken die Beiträge 2020 voraussichtlich marktkonform um 1,9 Prozent auf 1,31 Mrd. Euro. Zahlungsschwierigkeiten bei Kunden und ein erschwerter Zugang zu Firmenkunden in hätten sich hier niedergeschlagen, berichtete Vorstand Michael Kurtenbach. So seien die den Kunden angebotenen Erleichterungsmaßnahmen (Freistellung, Unterbrechung, Stundung und Rückkauf der Beiträge) um 44 Prozent gestiegen – vor allem in der betrieblichen Altersvorsorge. Für 2020 rechnet er mit einer auf vier bis 4,5 Prozent gestiegenen Stornoquote; nach 3,6 Prozent 2019. Bei einem Nettozins von 3,6 Prozent (2019: 3,5 Prozent) geht er für 2020 von einem Kapitalanlageergebnis von 60 Mio. Euro (2019: 48 Mio. Euro) aus. Der Rohüberschuss dürfte auch wegen eines höheren Risikoergebnisses um sieben Prozent auf 180 Mio. Euro steigen.

Die Gothaer Kranken wächst 2020 aller Voraussicht nach um 2,6 Prozent auf 888 Mio. Euro Prämie. In der Vollversicherung setzte sich der Abrieb bei der Zahl der Versicherten mit einem Minus von 2,7 Prozent fort, während die Zahl der Zusatzversicherten unter anderem durch eine neue Kooperation mit der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland und ein erneut starkes Wachstum in der betrieblichen Krankenversicherung um Prozent zulegte. Entsprechend dem Marktanteil von 2,23 Prozent beziffert Schoeller die Kosten für die Pandemie auf 34 Mio. Euro. Die Nettoverzinsung bezifferte er auf 3,2 Prozent (2019: 3,4 Prozent).  

Autorin: Monika Lier

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