Continentale-Kongress: Corona sorgt für „leichte Übersterblichkeit“, Vermittler als Digitalisierungsverlierer

Continentale Versicherung Dortmund. Foto Volker Wiciok

Der Versicherungsvertrieb fürchtet offenbar weniger die Corona-Pandemie als den Gesetzgeber. Beim Continentale Online Vertriebskongress ging es neben potenziellen Auswirkungen der Pandemie um Obligatorien und/oder Provisionsdeckel, die eine neue Bundesregierung in der nächsten Legislaturperiode einführen könnte.

Diese potenziellen Risiken aus verschiedenen Regierungskoalitionsgefügen wurden breit, aber ergebnislos philosophiert. Die Mehrzahl der beim Kongress anwesenden Vertriebler sieht die Zukunft günstig: Bei der Publikumsfrage sagten 44 Prozent, dass sie für die Branchenentwicklung der nächsten drei Jahre von einer gleichbleibenden Entwicklung ausgingen. Knapp 30 Prozent rechnen mit einer besseren, aber nur gut 26 Prozent mit einer schlechteren Entwicklung.

Continentale Kranken- und Leben-Vorstand Dr. Helmut Hofmeier berichtete, dass die Corona-Krise die Produktion in der Versicherungsindustrie nur um ein Prozent gesenkt habe. Es habe längst nicht so viel Bestandsabrieb und Stundungen gegeben, wie befürchtet. Dies gelte auch für die betriebliche Altersvorsorge. Bei der zum Konzern gehörenden Europa Leben habe man für eine einstellige Zahl an Corona-Toten leisten müssen. Weder in der privaten Krankenversicherung noch in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) bemerke man vermehrt Leistungsfälle. In der Krankenversicherung gebe es allerdings für die pandemiebedingten Krankenhaus- und Hygienekosten einen einstelligen Millionenbetrag für Corona.

Verlierer der Krise

Laut Dr. Alban Senn, Chief Medical Officer bei Munich Re-Gruppe, führte die Pandemie bisher nur zu einer leichten Übersterblichkeit in der deutschen Bevölkerung, die keinen starken Effekt auf das Todesfallgeschäft gehabt habe. Dies vor allem auch, weil es sich bei der Mehrzahl der Verstorbenen um Personen über 75 Jahre gehandelt habe. „Bei der Analyse von Langzeitschäden auf die BU sind wir noch nicht so weit. Da wird es einzelne geben, aber wenn wir eine zweite Welle verhindern können, wird sich auch das in Grenzen halten“, so Senn.

Martin Klein, Geschäftsführer der Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V., sagte, dass Vermittlerverbände aus Großbritannien, Spanien oder auch Luxemburg hingegen von Umsatzrückgängen bis zu 50 Prozent beklagten. Er forderte die Vermittler auf den „ehemaligen Hausbesuch“ nun digital zu führen und auch „Social Media voll mitzunehmen“. Im Hinblick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung solle man seine Kunden stärker „clustern und dort hingehen, wo man Neugeschäft machen“ könne.

Prof. Dr. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute, äußerte sich zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die nicht nur von der Pandemie, sondern auch weiteren strukturellen Verwerfungen belastet sei, pessimistisch. Deutschland werde erst im Sommer 2022 das wirtschaftliche Niveau von Anfang 2020 erreichen und die bis dahin drei verlorenen Jahres des Wachstums lange spüren. Die Vermittler sieht er als potenzielle Verlierer der Digitalisierung.

Anders als in den Vorjahren wurde zu dieser Vertriebstagung keine Studie vorgelegt. Die bereits sei 2000 jährlich erscheinende Continentale-Studie, die sich mit Fragen des Gesundheitswesens beschäftigt, soll es zu einem späteren Zeitpunkt geben.

Autor: Monika Lier

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