Clark-CEO Christopher Oster: „Bei Clark gab es nie Abhängigkeiten von physischen Kundenkontakten“

Christopher Oster, Clark-CEO. Quelle: Clark

Clark setzt auch in Zeiten der Corona-Krise weiter auf Expansion. Nach Österreich will das Unternehmen im kommenden Jahr in das nächste europäische Land expandieren. Warum das Frankfurter Insurtech zudem nicht von physischen Kundenkontakten abhängig ist, erläutert CEO Christopher Oster in einer neuen Folge der VWheute-Sommerinterviews.

VWheute: Die vergangenen Monate wurden vor allem durch die Corona-Pandemie und deren Folgen für die Versicherungsbranche geprägt. Wie haben sich die Folgen bislang bei der Clark bemerkbar gemacht?

Die Corona-Pandemie hat auf uns bisher keine wirtschaftlichen Auswirkungen. Der deutlichste und bislang einzige Effekt der Corona-Krise betraf unsere allgemeine Arbeitssituation: Von Mitte März bis Mitte Juli waren unsere Mitarbeiter im Homeoffice. Durch unser digitales Geschäftsmodell fiel die Umstellung allerdings leicht und wir haben die Kundenberatung und den Service für unsere Kunden ohne Einschränkungen wie gewohnt online und telefonisch weitergeführt.

Auch unsere Expansion nach Österreich Anfang April haben wir trotz Homeoffice erfolgreich auf die Beine gestellt. Nun sind wir wieder zurück in unseren Büros und unser Team ist stark gewachsen: Seit Anfang März haben wir über 40 neue Mitarbeiter eingestellt.

VWheute: Marktbeobachter sprechen von einem neuen Digitalisierungsschub für den Versicherungsvertrieb: Wie sind Ihre Einschätzungen dazu?

Auch wenn im Versicherungsbereich in den vergangenen Jahren bereits Fortschritte gemacht wurden, hat die Branche in Sachen Digitalisierung noch einiges aufzuholen. In den vergangenen Monaten haben Kunden nun durch die verordneten Kontakt-Beschränkungen vermehrt die Vorteile der Online- und telefonischen Beratung kennengelernt.

Das ist für viele eine ganz neue Versicherungs-Experience: alle Versicherungsthemen bequem von der Couch aus erledigen und trotzdem Zugriff auf Versicherungsexperten und qualitative Beratung haben. Digitale Services mit einem solchen Mehrwert haben gerade jetzt die Chance den „Durchbruch“ zu schaffen.

VWheute: Viele Versicherungsunternehmen haben ihren Geschäftsbetrieb kurzfristig ins Homeoffice verlegt: Welche mittel- und langfristigen Folgen sehen Sie für agile Arbeitsmodelle?

Online-Vertriebe und im Speziellen Insurtechs haben aktuell sicherlich den Vorteil, die Umstellung auf Remote Arbeiten relativ schnell und einfach umsetzen zu können. Wir haben uns bereits 2015 von Anfang an bewusst dazu entschieden, flexible Strukturen zu schaffen: Wir arbeiten beispielsweise in der Cloud, nutzen VoIP-Telefonie und alle Mitarbeiter verfügen über einen Laptop. Das erlaubt uns maximale Flexibilität und wir können auch in der aktuellen Situation den Clark Kunden den gleichen Service gewährleisten.

Bei Clark gab es somit nie Abhängigkeiten von physischen Kundenkontakten. Doch für die Versicherungsbranche als Ganzes ist dieses Konzept ein Novum, da das Gros der Unternehmen explizit auf den persönlichen Kundenkontakt ausgerichtet ist. Viele Unternehmen haben in den letzten Wochen ihren Arbeitsbetrieb daher radikal umstellen müssen. Ob Corona den Versicherern auch den nötigen Innovationsdruck beschert, um ihre komplette Arbeitskultur zu ändern, wird sich erst in einigen Monaten wirklich beurteilen lassen können.

VWheute: Die Debatte um die Betriebsschließungsversicherungen hat in den vergangenen Monaten ebenfalls die Schlagzeilen dominiert: Verschiedene Versicherer haben bereits eine staatlich-private Versicherungslösung vorgeschlagen. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Für Marktteilnehmer, die Unternehmen als Kunden haben, ist die Diskussion gerade sicherlich sehr relevant. Durch unseren Fokus auf den Privatkundenbereich haben wir mit diesem Thema keine Berührungspunkte.

VWheute: Werfen wir einen kurzen Blick auf das zweite Halbjahr 2020: Wie sind Ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr und wo liegen aktuell Ihre Unternehmens- und Vertriebsziele?

Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie, an der wir kontinuierlich weiterarbeiten. Mit mehr als 200.000 Kunden in Deutschland und nun dem Markteintritt in Österreich im letzten Quartal sind wir auf dem richtigen Weg und planen die Expansion in weitere europäische Märkte. Im kommenden Jahr soll das nächste Land folgen – das könnte Frankreich, Italien, Spanien oder die Niederlande sein. Daneben wollen wir auch unsere Position in Deutschland weiter ausbauen. Dafür sind verschiedene Produktverbesserungen geplant.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

Ein Kommentar

  • Ridschie Blanko

    Was für ein Bericht. Den Internetvertrieb als Marktreiber und Produktverkaufmaximierer in Bezug auf höhere Stückzahlen und gemessen an der Mehrprämie pro Sparte ist glaube ich eine krankhafte Wahrnehmung. Jeder Vertriebsvorstand müsste sich bei diesem Bericht und diesem Geschäftsmodell vor Scham die Hände vor das Gesicht halten und im zweiten Schritt sinnbildlich das Fenster öffnen und springen.
    Bei einer solchen Streuung in der Werbephase von Wachstum und generierten neuem Bedarf zu sprechen oder anzunehmen, könnte ein Ergebnis einer krankhaften Störung zu sein. Gemessen an der Anzahl der Werbebotschaften und der Botschaften, welche beim Kunden wahrgenommen werden und ankommen und dessen Ergebnis ist das das untauglichste Instrument. Jeder Vertriebler könnte nach 150 Mio Kundenansprachen am Tag und dem Ergebnis wie hier, schon am nächsten Tag seinen Hut nehmen und sich zum nächsten Hamburger Modell anmelden. Somit bleibt mir nur ein müdes Lächeln, wenn ich Vertriebsvorstand, Visionen, Ziele etc. von dieser oftmals vergreisten Mannschaft höre. Ich mach jetzt mal weiter und bin für mich fleißig und unterstütze Versicherer, welche es wirklich verdienen Versicherung von Mensch zu Mensch zu sein.

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