DFV-CEO Knoll: „Ab 2021 profitabel, ab 2022 schwarze Zahlen und Europa-Expansion“

Stefan Knoll, CEO der DFV. Quelle: DFV

Die Covid-19-Krise hat das laufende Geschäft der Deutschen Familienversicherung (DFV) offensichtlich nur gering beeinflusst. „Aufgrund des hohen Grads unserer Digitalisierung konnten die Mitarbeiter problemlos von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice wechseln. Das operative Geschäft ging ohne Belastungen weiter“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Stefan Knoll bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen 2020. Die Ziele sind groß.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der Anteil des Online-Vertriebs um 21 Prozent gestiegen. Der Direktvertrieb machte 87 Prozent des Neugeschäftes aus. Insgesamt habe Covid-19 bei den Kunden zu einer Erhöhung der Bereitschaft zu Online-Abschlüssen von Versicherungen geführt, was dem Geschäftsmodell des Versicherers entgegenkommt. Knoll konnte dank der guten Entwicklung in den ersten sechs Monatenr alle für das Gesamtjahr 2020 geplanten Wachstumsziele bestätigen.

Mehr Verträge und Digitalisierung

Als Resultat des erfolgreichen Neugeschäfts stieg der Gesamtversicherungsbestand zum Ende des HJ um 4,2 Prozent auf rund 536.000 Verträge. Unter Berücksichtigung des Run-off des Elektronikversicherungsgeschäfts wuchs der Vertragsbestand im Kerngeschäft um rund 5,6 Prozent. Die Bestandsbeiträge erhöhten sich zum 30. Juni 2020 um 13 Prozent auf 114,3 Mio. Euro (Vorjahr: 89 Mio. Euro).

Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen im ersten Halbjahr um 28,3 Prozent auf 53,7 Mio. Euro, im Vorjahr waren es 41,8 Mio. Euro. Bei diesem Anstieg zeige sich, so Knoll, vor allem der starke Zuwachs im Bereich Krankenversicherung, plus 28 Prozent, sowie beim Sachversicherungsgeschäft, plus 33,4 Prozent, zu dem auch die neuen Tierversicherungen der DFV zählen. Für das Gesamtjahr strebt das Unternehmen insgesamt 100.000 Neuverträge, die Steigerung des Bestandsvolumens auf über 125 Mio. Euro und eine Erhöhung der gebuchten Bruttobeiträge um mindestens 30 Prozent an.

Wir sind weiter auf Wachstumskurs. Die COVID-19-Pandemie hat unserem operativen Geschäft kaum geschadet. Natürlich ist die Nachfrage nach Auslandskrankenversicherungen in diesen Zeiten deutlich zurückgegangen. Dies konnten wir in Bezug auf die Stückzahl aber durch andere Produktgruppen kompensieren. Der Vertrieb unserer ausgezeichneten Krankenversicherungen sowie unserer Tierkrankenversicherung läuft sehr gut, sodass wir im Beitrag sogar über dem Zeitziel liegen. Wir sind auf einem sehr guten Weg unsere Wachstumsziele erneut zu erreichen.

Stefan Knoll, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienversicherung (DFV)

Basis für das Wachstum der Insurtech-Versicherung sei der branchenweit herausragende Digitalisierungsgrad des Unternehmens. Man setzt dabei ausschließlich auf die hauseigene IT, die in ihrer Benutzerfreundlichkeit digitale Tools wie das Kundenportal und die DFV App mit Bestnoten geschaffen hat, erklärt das Unternehmen. Letztere wird im Google Play Store mit 4,9 Sternen bewertet und lässt dabei die Apps führender Marktteilnehmer wie den US-Mitbewerber Lemonade oder die deutsche Allianz AG hinter sich.

Die IT steht mittelfristig vor einer besonderen Herausforderung: Über „CareFlex Chemie“ als erster Branchenlösung für eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung für bis zu 580.000 Beschäftigte in 1.900 Unternehmen wächst der DFV-Kundenbestand bis Ende 2021 schlagartig um etwa. 500.000 Neukunden. Damit verbunden ist ein Plus von 70 Mio. Euro an Bestandsbeiträgen und zusätzlichen 41 Mio. Euro in der Kapitalanlage. Der Zuwachs verursacht indes keine Akquisitionskosten, die ansonsten für die Gewinnung von 500.000 Neukunden anfallen würden. Knoll: „Das führt dazu, dass wir ab 2021 profitabel sein und ab 2022 schwarze Zahlen schreiben werden.“

DFV plant den „Gang nach Europa“

Bereits für die nähere Zukunft plant die DFV den „Gang nach Europa“. Neue Tochterunternehmen für die Bereiche „Leben“, „Krankenversicherung“ und „Sachversicherung“ sollen dabei entstehen – vorbehaltlich der noch ausstehenden Genehmigungen durch die Steuerbehörden und die Bafin. Ab 1. Januar 2022 will die DFV an den Start gehen. Beim europäischen Markteintritt möchte sich der Versicherer zunächst auf starke Volkswirtschaften der Eurozone konzentrieren, u.a. Frankreich, Benelux, Spanien und Italien.

Autor: Mathias von Bredow

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