Wenning plädiert für staatlich-privaten Epidemieschutz

Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re. Quelle: Munich Re

Die Munich Re kann sich mit der Idee einer Partnerschaft von Staat und Versicherern für einen besseren finanziellen Schutz bei Pandemien anfreunden. „Staat und Versicherungen könnten und sollten sich verständigen, wer bei künftigen Lockdowns in welchem Ausmaß und wie genau haftet“, sagte Vorstandschef Joachim Wenning der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Mit Blick auf die Corona-Pandemie betonte der Versicherungsmanager, dass die Versicherungen in vielen Fällen greifen würden: „Versicherungsschutz greift in vielen Situationen: Todesfälle sind von der Lebensversicherung unterschiedslos gedeckt, bei der Krankenversicherung ist es genauso. Auch die Veranstaltungsausfallversicherung greift, das spüren wir.“

„Alles, was von uns versichert und gedeckt ist, wird von uns bezahlt, selbst wenn es uns überrascht und schmerzhaft ist.“

Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re

Mit Blick auf die juristischen Auseinandersetzungen um die Betriebsschließungsversicherung betonte Wenning: „Die Diskussion um Corona kreist im Wesentlichen um die Frage, inwieweit lockdown-bedingte Betriebsunterbrechungen von Sachversicherungen gedeckt sind. In manchen Fällen ist das der Fall, in anderen nicht. Weil dieser Schutz teuer ist, ist er bei uns direkt aber auch kaum gekauft worden.“

Sein Vorschlag: „Das könnte so aussehen, dass sich die Versicherungswirtschaft darauf verständigt, bei einem künftigen Lockdown bis zu einem bestimmten Betrag Versicherungsschutz zu bieten. Im Gegenzug erhält sie eine entsprechende Risikoprämie. Wird der Betrag überschritten, könnte der Staat einspringen – aber unter der Voraussetzung, dass das Unternehmen sich selbst versichert hat.“

Den Vorteil eines solchen Modells sieht Wenning vor allem in der Transparenz: „Jeder wüsste, was gedeckt ist und was nicht. Mit anderen Worten: Wer sich impft, erhält die notwendige Rückendeckung von Versicherung und Staat, wenn es ernst wird. Wir liefern den Impfstoff für die Wirtschaft.“

Für nicht versicherte Schäden könne allerdings auch die Branche nicht eintreten: „Wenn man jetzt fragt: Könntet ihr als Versicherung die volkswirtschaftlichen Kosten einer Pandemie übernehmen? Dann ist die ganz klare Antwort: Nein, das Risiko ist viel zu groß und lässt sich nicht diversifizieren.“

Zudem geht der CEO des Münchener Rückversicherers von einer schnellen wirtschaftlichen Erholung infolge der Corona-Pandemie aus: „Das fußt auf der Zuversicht, dass es bald medizinische Behandlungsmöglichkeiten geben wird, die besser sind als die heutigen, und die Fähigkeit zur Massenimpfung zur Verfügung steht – wenn nicht zum Jahresende, dann in der ersten Hälfte des nächsten Jahres. Falls dies nicht gelingt, muss man damit rechnen, dass die Erholung länger dauert. Aber das lässt sich sehr schwer vorhersagen.“

Ähnliche Vorschläge zu einem staatlich-privaten Epidemieschutz gab es bereits schon früher. So will Axa-Vorstandschef Thomas Buberl ein staatlich-privates Versicherungssystem gegen Großgefahren aufbauen. Der Manager hat ein System von privater und staatlicher Hand gegen „sanitäre Katastrophen“ wie Corona im Kopf, an der Staat und Privatwirtschaft jeweils die Hälfte halten“.

Allianz-CEO Oliver Bäte plädiert dabei für eine europäische Lösung: „Wir sollten in Europa eine gemeinsame Lösung finden, weil wir eine Gefahrengemeinschaft sind. Ich wäre dafür, auf europäischer Ebene einen Fonds einzurichten, in den die Versicherungsbranche einzahlt und den man in Krisensituationen anzapfen kann – und zwar nicht nur für Pandemien, sondern auch für schwere Naturkatastrophen. Der Klimawandel wird so gravierende Folgen haben, dass es gut wäre, sich dafür ein Polster zuzulegen.“

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) arbeitet jedenfalls bereits an einem entsprechenden Konzept, um Pandemie-Risiken effizienter abzusichern. Laut einem Medienbericht sehe der Plan einer Arbeitsgruppe des Branchenverbandes eine privat-staatliche Deckung für kleine und mittlere Unternehmen vor.

Autor: VW-Redaktion

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