Versicherer nehmen privat-staatlichen Pandemieschutz in Angriff

Anastasia Gepp auf Pixabay

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) arbeitet an einem Konzept, um Pandemie-Risiken effizienter abzusichern. Laut einem Medienbericht sehe der Plan einer Arbeitsgruppe des Branchenverbandes eine privat-staatliche Deckung für kleine und mittlere Unternehmen vor.

Der Plan enthalte neben einer Beteiligung von Versicherern und öffentlicher Hand auch eine Kapitalmarktkomponente in Form von Pandemiebonds, schreibt die Börsen-Zeitung. Außerdem bringe die Assekuranz eine Pflichtversicherung ins Spiel: „Es gibt eine Präferenz für eine Pflichtlösung, aber noch keinen endgültigen Beschluss“, sagte Jörg Asmussen gegenüber dem Blatt. Er leitet die Arbeitsgruppe beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Der künftige Hauptgeschäftsführer will sich im Pandemieschutz auch international vernetzen: „Es ist ein Konzept, mit dem wir in den deutschen und europäischen politischen Raum gehen.“

„Es gibt eine Präferenz für eine Pflichtlösung, aber noch keinen endgültigen Beschluss. Es ist ein Konzept, mit dem wir in den deutschen und europäischen politischen Raum gehen.“

Jörg Asmussen, Mitglied der GDV-Geschäftsführung

Bereits vor einigen Wochen hatten Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte und Axa-CEO Thomas Buberl die Idee eines staatlich-privaten Versicherungssystems gegen Großgefahren wie Corona ins Spiel gebracht. Letzterer will ein staatlich-privates Versicherungssystem gegen Großgefahren aufbauen und ist dabei hierzulande auf gemischte Reaktionen gestoßen. Der Axa-Chef hat ein System von privater und staatlicher Hand gegen „’sanitäre Katastrophen‘ wie Corona im Kopf, an der Staat und Privatwirtschaft jeweils die Hälfte halten“.

Auch Allianz-Chef Bäte präferiert eine solche Lösung, „weil die Versicherungsbranche solche Systemausfälle nicht beherrschen kann. Das entspricht im Wesentlichen die Aussage Buberls. „Wir sollten in Europa eine gemeinsame Lösung finden, weil wir eine Gefahrengemeinschaft sind. Ich wäre dafür, auf europäischer Ebene einen Fonds einzurichten, in den die Versicherungsbranche einzahlt und den man in Krisensituationen anzapfen kann – und zwar nicht nur für Pandemien, sondern auch für schwere Naturkatastrophen. Der Klimawandel wird so gravierende Folgen haben, dass es gut wäre, sich dafür ein Polster zuzulegen“, lautet sein Vorschlag.

Dass Versicherer eine Pandemieversicherung alleine stemmen könnten, hält R+V-Vorstandschef Norbert Rollinger für unmöglich. „Klar ist nur: Wir reden von Hunderten Milliarden Euro, einem nennenswerten Teil unseres Bruttoinlandsproduktes. Zum Vergleich: Die gesamte Versicherungsbranche nimmt jedes Jahr mittels Prämien rund 200 Milliarden Euro ein – und zwar für alle Versicherungen, die sie anbietet. Die Schäden, mit denen wir rechnen müssen, stellen also ein Vielfaches dieser Summe dar. Das können die Versicherer nicht alleine lösen. Die Prämien für die Kunden wären sonst unbezahlbar hoch oder die Branche würde bei der nächsten Pandemie selbst untergehen“, betonte er gegenüber T-Online vor einigen Wochen.

Autor: VW-Redaktion

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