Erst Corona, bald die Hurrikans: 2020 meint es nicht gut mit den Rückversicherern
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Nach Angaben von Geowissenschaftlern könnte die bevorstehende Hurrikansaison im Nordatlantik 2020 größere Schadenauswirkungen auf den Versicherungsmarkt haben als in den Vorjahren. Zusammen mit der Corona-Pandemie wären schwere Sturmtreffer auf Land besonders problematisch, warnte Rückversicherer Munich Re am Freitag. Die Branche steht unter Druck.

Die Munich Re betreibt ihre eigene Geowissenschaftsabteilung und dokumentiert seit Jahrzehnten Naturkatastrophen rund um den Erdball, da die Daten für die Abschätzung der Risiken und die Berechnung der Versicherungsprämien von großer Bedeutung sind. In diesem Jahr geht der Konzern von einer besonders harten Sturmsaison aus.

„Länder wie die Bahamas, über denen im vergangenen Herbst Hurrikan Dorian mit extremen Windgeschwindigkeiten über 300 km/h wütete, wären besonders verletzlich, zumal das Land nicht nur die damaligen Schäden, sondern auch finanzielle Einbrüche durch das Ausbleiben von Touristen verkraften muss“, warnt der Rückversicherer.

Prognosen zufolge könnten sich im Nordatlantik sechzehn oder mehr tropische Wirbelstürme bilden . Im langfristigen Durchschnitt von 1950 bis 2019 lag die jährliche Zahl der Wirbelstürme im Nordatlantik nach Zahlen der Munich Re bei zwölf. Auftakt der Hurrikansaison an der US-Ostküste und in der Karibik ist der 1. Juni – tropische Wirbelstürme brauchen für ihre Entstehung warmes Wasser.

Für die nun beginnende Saison gehen die aktuellen Vorhersagen laut Munich Re davon aus, dass die nur sehr geringe El-Niño-Intensität ganz verschwinden wird. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Wassertemperaturen im tropischen Nordatlantik über dem Durchschnitt liegen könnten. Eine Prognose der Schäden ist nach Angaben des Unternehmens wie üblich nicht möglich – denn die Schäden hängen ganz wesentlich von den Zugbahnen der Stürme ab, die sich nicht längerfristig vorhersagen lassen.

Schwieriges Jahr 2020

Indes hat die Corona-Pandemie Munich Re mit voller Wucht getroffen. So erwirtschaftete der Rückversicherer in den ersten drei Monaten des Jahres einen Gewinn von gerade einmal 221 Mio. Euro (VJ: 633 Mio.). Die Covid-19-bedingten Schäden von lagen bei etwa 800 Mio. Euro, was vor allem dem Ausfall von Großveranstaltungen geschuldet ist.

Die Gesamtbelastung durch Großschäden stieg dabei deutlich auf 1,181 Mrd. Euro (V: 479 Mio.). Die Belastung aus Naturkatastrophen lag bei nur leicht erhöhten 208 Mio. Euro (VJ: 193 Mio.). Die hohe Schadensbelastung schlug sich in der Schaden-Kosten-Quote der Rückversicherung nieder und lag zum 31. März 2020 bei 106 Prozent (VJ: 97,3 Prozent). Als wesentlichen Grund nannte der Münchener Konzern vor allem die Schäden aus der Absage bzw. Verschiebung von Großveranstaltungen im Zuge der Corona-Pandemie.

Auch bei der Konkurrenz von der Swiss Re hat die Corona-Pandemie gleich zum Jahresbeginn deutliche Spuren in der Bilanz hinterlassen. So schrieb der Schweizer Rückversicherer in den ersten drei Monaten des Jahres einen Verlust von 225 Mio. US-Dollar.

Dabei schlugen Unternehmensangaben zufolge vor allem die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele von Tokio auf den Sommer 2021 sowie die Absage weiterer Großveranstaltungen und die Schadenbelastung durch Naturkatastrophen – allen voran Waldbrände, Hagelschäden und große Überschwemmungen, vor allem in Australien – besonders zu Buche. Zum Vergleich: im ersten Quartal 2019 schrieb die Swiss Re noch einen Gewinn von 429 Mio. US-Dollar.

Autor: VW-Redaktion