Die Leiden der Allianz

Quelle: Allianz

Die Corona-Pandemie hat in der Geschäftsbilanz der Allianz bereits erste gravierende Spuren hinterlassen. Wie der Münchener Versicherungskonzern am Dienstag mitteilte, sank der Gewinn um satte 22,2 Prozent auf rund 2,304 Mrd. Euro. Die Prämieneinnahmen stiegen um 5,7 Prozent auf 42,6 Mrd. Euro (VJ: 40,3 Mrd.). Erstmals wagte Finanzvorstand Giulio Terzariol eine erste vorsichtige Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr 2020.

„Für die Gruppe rechne ich mit einer Belastung von rund zehn Prozent“, wird der Allianz-Manager im Handelsblatt zitiert. Zudem würden noch die Auswirkungen der Entwicklung an den Kapitalmärkten hinzukommen, die im Moment aber schwer kalkulierbar seien. Gleichzeitig spracht Terzariol bereits von einer niedrigeren Dividende. Ein konkretes Gewinnziel wollte er (vorerst) nicht nennen. „Wir werden definitiv noch Belastungen für die Zukunft sehen“.

Besonders betroffen von der Krise sind demnach vor allem die Schaden- und Unfallversicherung sowie die Krankensparte. Zwar stiegen die Prämieneinnahmen in der Kompositsparte im ersten Quartal 2020 um 4,2 Prozent auf 20,3 Mrd. Euro (VJ: 19,5 Mrd.), der Gewinn ging im Vergleich zum Vorjahresquartal allerdings um 29,1 Prozent auf 1,0 Mrd. Euro zurück. Die Schaden-Kostenquote stieg in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 4,1 Prozentpunkte auf 97,8 Prozent.

„COVID-19 hat die Betriebsbedingungen in unserem Geschäftsbereich Schaden- und Unfallversicherung erschwert. Unsere Schaden-Kosten-Quote vor Belastungen aus Naturkatastrophen und Auswirkungen von COVID-19 liegt bei 94 Prozent. Wir konzentrieren uns weiterhin stark auf die technische Exzellenz in der Zeichnungspolitik und im Schadenmanagement, um gemeinsam mit unseren Kunden diese Krise erfolgreich zu bewältigen.“

Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE

In der Lebens- und Krankenversicherung stiegen die Beitragseinnahmen leicht auf 18,0 Mrd. Euro (VJ: 17,6 Mrd.). Maßgeblich sei dafür laut Allianz der höhere Absatz fondsgebundener Produkte in Italien sowie kapitaleffizienter Produkte im deutschen Lebensversicherungsgeschäft gewesen. Demgegenüber stand ein schwächerer Absatz von Sparprodukten in Frankreich. Das Neugeschäft ging deutlich auf 494 Mio. Euro (VJ: 609 Mio.) zurück. Der Spartengewinn sank leicht auf 0,8 Mrd. Euro (VJ: 1,1 Mrd.).

„Die Neugeschäftsmarge in unserem Geschäftsbereich Lebens- und Krankenversicherung hat sich im ersten Quartal 2020 sehr gut behauptet, und der Umsatz konzentrierte sich auf unsere bevorzugten Geschäftsfelder. Andererseits spiegelt unser operatives Ergebnis die Turbulenzen auf dem Finanzmarkt wider. Wir betreiben weiterhin ein aktives Management unserer Produktpalette sowie unseres Kapitalanlageportfolios, um die Widerstandsfähigkeit und die Leistungsversprechen unseres Geschäftsbereichs Lebens- und Krankenversicherung zu gewährleisten.“

Giulio Terzariol, Finanzvorstand der Allianz SE

Im Asset Management sank das für Dritte verwaltete Vermögen um 129 Mrd. Euro auf 1.557 Mrd. Euro. Die Allianz führt dies vor allem auf negative Markteffekte von 107,6 Mrd. Euro und Nettomittelabflüsse von 46,4 Mrd. Euro im März 2020 zurück. Das gesamte verwaltete Vermögen fiel auf 2.134 Mrd. Euro. Der Gewinn stieg indes um 18,6 Prozent auf 679 Mio. Euro (VJ: 573 Mio.).

„Wir haben gegen Ende des ersten Quartals 2020 Gegenwind von den Finanzmärkten beobachtet, der in den kommenden Quartalen anhalten kann. Da die Grundlagen unseres Geschäfts sehr solide sind, bin ich zuversichtlich im Hinblick auf die mittel- und langfristige Wertschöpfung unseres Asset-Management-Bereichs.“

Giulio Terzariol, Finanzvorstand der Allianz SE

Insgesamt hat die Corona-Pandemie den Versicherer in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres bereits rund 700 Mio. Euro gekostet. Davon entfielen Unternehmensangaben zufolge rund 400 Mio. Euro auf die Schaden- und Unfallversicherung und etwa 300 Mio. Euro auf das Leben- und Kranken-Geschäft. Jeweils 200 Mio. Euro sind auf die Absage von Veranstaltungen und die Betriebsschließungspolicen zurückzuführen.

Quelle: Allianz SE

Rund 100 Mio. Euro entfallen dabei auf Euler Hermes und die Reiseversicherung. Nach einem Quartalsgewinn von etwa 70 Mio. Euro rechnet der Kreditversicherer im weiteren Jahresverlauf aber mit keinem Gewinn mehr. So stiegen nicht nur die versicherten Zahlungsausfälle, sondern wegen des Wirtschaftseinbruchs gingen auch die Einnahmen im Geschäft zurück, wird Terzariol von der Deutschen Presseagentur (dpa) zitiert.

Bei der Industrieversicherungstochter AGCS lag die Combined Ratio bei 117,4 Prozent. Zudem werde die Allianz-Tochter nach dem operativen Quartalsverlust von 141 Mio. Euro auch im Gesamtjahr keinen Gewinn erzielen, sagte Terzariol. Die Gründe für die roten Zahlen bei AGCS sieht der Finanzvorstand der Allianz SE vor allem in der Absage von Großveranstaltungen und die Betriebsschließungen. Die Verschiebung der Olympischen Spiele von Tokio auf das kommende Jahr dürften den Versicherungskonzern laut Terzariol etwa 20 Mio. Euro kosten.

Demgegenüber fallen die Schäden in der Kfz-Versicherung durch die Ausgangsbeschränkungen mit 100 Mio. Euro eher niedriger aus. Die Schaden-Kosten-Quote stieg im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,1 Prozentpunkte auf 97,8 Prozent.

Autor: VW-Redaktion

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