MLP setzt sich Ebit-Ziel von plus 60 Prozent bis 2022
Große Gewinne oder gewaltige Verluste sind Nachrichtenstoff. Mit keinem der beiden Ingredienzien kann MLP bei der Vorstellung der 2019er-Zahlen dienen. Die Worte zu den auf der Pressekonferenz vorgestellten guten Zahlen und Plänen plätscherten so vor sich hin, bis der Vorstandsvorsitzende Uwe Schroeder-Wildberg eine (kleine) Bombe platzen ließ.
„Für 2022 erwarten wir ein deutlich gesteigertes EBIT in einem Korridor zwischen 75-85 Mio. Euro“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Im Jahr 2019 lag das EBIT , bei einer leichten Steigerung gegenüber dem Vorjahr, bei 47,1 Millionen Euro. Für einen Anstieg in den bezeichnet Korridor wären also Steigerungen von plus 60 Prozent in drei Geschäftsjahren nötig. Das ist „ambitioniert“, um das Wort von Schroeder-Wildberg zu nutzen.
Doch MLP ist kein Marktschreier, das Wachstum folgt einem Plan, der auf drei Faktoren fußt. Die Wieslocher haben von den „umfangreichen Investitionen in das Hochschulgeschäft“ in den vergangenen Jahren profitiert und konnten die Berateranzahl steigern. Mehr Berater bedeuten in der Regel mehr Kunden und steigende Absatzzahlen. Zudem würden „mehr qualifizierte Berater zum Unternehmen wechseln“, wie der Vorstandsvorsitzende erklärt. In der Summer ergibt das einen Zuwachs von 53 Beratern auf Jahressicht, „eine Größenordnung wie zuletzt vor 13 Jahren“. Ein weiterer Anstieg in diesem Sektor ist fest eingeplant und bildet die erste Säule des Wachstums.
Ein zweites Standbein soll das relativ junge Geschäftsfeld Immobilien sein, dass der Konzern auf der letztjährigen Hauptversammlung vorstellte, nicht ohne Kritik der Anleger.
Zudem soll auch das Brot-und Buttergeschäft der Wieslocher, also die Kundenberatung und Vermittlung, weiter gesteigert werden, sodass der genannte Zielkorridor letztendlich erreicht wird.
Interessant ist, dass der Zuwachs im Bereich Altersvorsorge, 6,4 Prozent, nicht wie bei vielen Versicherern auf Einmalzahlungen beruht, dieser Anteil betrage „zwei Prozent“, wie Finanzvorstand Reinhard Loose auf Nachfrage erklärte.
Die ruhige Hand – auch bei Corona
Mögliche Störfelder für das angestrebte Wachstum seien bereits eingeplant, sowohl aufsichtsrechtliche wie epidemische.
Das Unternehmen erwartet keine baldige Einführung eines Provisionsdeckels und wenn der bisher angedachte käme, könnte man sich „damit arrangieren“. Angesprochen auf die Auswirkungen des Corona-Virus, betonte Schroeder-Wildberg, dass er mit keinen großen Auswirkungen rechne. „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“, erklärte er und wirkt damit angenehm wohltuend auf die anhaltende Hysterie der Wirtschaftswelt.
Die Metapher der ruhigen Hand beschreibt auch die Zahlen des Jahres 2019 sehr gut. Einprozentige Steigerungen bei Umsatz- und Provisionserlösen sowie dem EBIT.
Angesprochen auf das leicht gefallene Ergebnis vor Steuern, 45,8 auf 44,8 Mio. Euro, erklärte Loose, dass eine im Vorjahr erhaltene Umsatz-Steuerrückerstattung zum Rückgang führte.
Aufgrund seiner Marktpräsenz sieht sich das Unternehmen mittlerweile als „marktgestaltende Macht“, die sich bietende Chancen auf einem sich konsolidierenden Markt für Zukäufe nutzen will. MLP wird künftig an seinen selbst gesteckten EBIT-Zielen gemessen werden, das könnte im positiven wie negativen für Nachrichtenstoff sorgen.
Autor: Maximilian Volz