Ergo, LV1871 oder BD24 Berlin Direkt: Wer bekommt den Versicherungskäse 2020?
Es ist ein Ereignis für die Versicherungs-CEOs. Wochen vor der Preisverleihung in Berlin wird der Maßanzug zurechtgelegt, unablässig an der Rede gefeilt und das eine oder andere Stoßgebet losgeschickt. OK, nicht wirklich, die Versicherer sind froh, wenn sie Abstand zum Schmähpreis für das schlechteste Versicherungsprodukt halten können, drei Unternehmen ist das nicht gelungen.
Zum sechsten Mal prämiert der Bund der Versicherten e. V. (BdV) das schlechteste Versicherungsprodukt mit dem Versicherungskäse des Jahres. Aus 15 Vorschlägen von Verbrauchern, Journalisten und Experten hat die Jury nun die drei aussichtsreichsten Anwärter ausgewählt.
„Die Versicherer bringen immer wieder intransparente, zu teure und nutzlose Tarife auf den Markt – zu Lasten der Verbraucherinnen und Verbraucher“, erläutert BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. „Mit dem Versicherungskäse machen wir jährlich darauf aufmerksam.“ Das bleibe nicht folgenlos: Einige Preisträger wurden nach der Auszeichnung überarbeitet und sogar vom Markt genommen.
Die glücklichen Nominierten
Nominiert ist „CleverFly“ / „CleverFly365“ – eine Flugumbuchungsversicherung und Produkt der BD24 Berlin Direkt Versicherung. Das Angebot habe laut Jury ein „besonders absurdes“ Verhältnis zwischen Prämie und Versicherungsleistung. Zudem verdopple sich der Preis, wenn nicht innerhalb von einem Jahr gekündigt wird.
Die Ergo ist mit der Zahnzusatzversicherung „Zahn-Ersatz-Sofort“ vertreten. Der Versicherer wirbt damit, auch für laufende Behandlungen zu zahlen. Angesichts des „sehr geringen Versicherungsschutzes“, sei diese Leistung jedoch „kaum etwas wert“.
Zahlen wolle die Versicherung nämlich nur den Betrag, der als Festzuschuss von der gesetzlichen Krankenkasse geleistet wird, lautet der Vorwurf der Jury. „Die in der Werbung angegebenen Beispielrechnungen zur möglichen Höhe dieses Zuschusses – und damit zur Leistungshöhe – sind unrealistisch hoch“, erklärt die Jury. Das klingt nach einem Favoriten.
Der letzte Nominierte ist die LV1871 für „Mein Plan Kids“, einem Fondsparplan.Die Kritik ist hart. Laut Jury weist das Produkt „enorme Kosten“ auf und sei für das Sparen „nicht geeignet.“ Das Produkt verknüpfe zudem Zusatzbausteine wie Berufsunfähigkeits- und Pflegeversicherung, die „besser getrennt voneinander abgesichert werden sollten“.
Alle drei Unternehmen wurden zur Nominierung angefragt. Die HanseMerkur Krankenversicherung AG, die hinter dem Angebot CleverFly steht, und die Ergo wollen sich äußern, die Antworten werden nachgereicht. Von der LV 1871 kam bis Redaktionsschluss keine Rückmeldung.
Der Versicherungskäse 2020 wird im Rahmen der 30. Wissenschaftstagung des BdV am 27. März in Berlin verliehen.
Autor: VW-Redaktion