Allianz-Vorschlag zeigt Wirkung: Deutsche Börse befragt Investoren zum Sinn von Quartalsberichten

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Alle drei Monate müssen große börsennotierte Konzerne in Deutschland Rechenschaft über ihre Geschäftsentwicklung ablegen. Allianz hat angeregt, sich von dieser Last zu befreien. Deshalb befragt nun die Deutsche Börse Investoren und Emittenten zu diesem Thema.

Die Allianz muss sich bei der Bilanzierung durch den neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 17 ab 2023 umstellen. Damit man aber die neuen Zahlen mit den alten vergleichen kann, müsste die Allianz 2022 ihre Quartalsabschlüsse künftig wohl doppelt erstellen. Die Kosten für die Umstellung könnten im dreistelligen Millionenbereich liegen. Das will der Versicherer vermeiden und machte Anfang Februar den Vorschlag, wie die Axa in Frankreich zum ersten und dritten Quartal nur Eckdaten zu Umsatz und Neugeschäft preiszugeben. Lediglich für Halbjahr und Gesamtjahr gibt es noch das vollständige Zahlenwerk.

Die Regeln der Deutschen Börse verlangen allerdings zwingend quartalsweise Berichte bei Dax-Konzernen. Während laut Wertpapierhandelsgesetz halbjährliche Berichte genügen, verlangt der Börsenbetreiber im ersten und dritten Quartal zusätzlich sogenannte Quartalsmitteilungen. Nur wer diese hohen Transparenzanforderungen erfüllt, kann in die Auswahlindizes Dax, MDax, TecDax oder SDax aufgenommen werden. Porsche hat 2001 seinen Platz im MDax verloren, weil der damalige Chef Wendelin Wiedeking Quartalsberichte verweigerte.

Die Allianz will hingegen ihre Mitgliedschaft im Dax auf keinen Fall verlieren. „Wir glauben, dass wir eine Lösung finden können, mit der alle zufrieden sind“, sagte Allianz-Finanzvorstand Giulio Terzariol am Rande der Bilanzpressekonferenz in München. Die Deutsche Börse zeigt sich gesprächsbereit: In einer Marktkonsultation würden Investoren und Emittenten zu deren Bedürfnissen und dem Vorstoß der Allianz befragt, erklärte die Deutsche Börse auf Handelsblatt-Anfrage. „Ob es im Anschluss an die Marktkonsultation zu veränderten Anforderungen im Prime Standard in Bezug auf die Quartalsberichterstattung kommen wird, muss der Börsenrat der Frankfurter Wertpapierbörse entscheiden.“

Munich Re ist offen für den Vorschlag, Talanx hält Quartalsberichte für wichtig

Beim Rückversicherer Munich Re zeigt ist das Management einem Insider zufolge offen für Änderungen. Talanx bezeichnet die Quartalsmitteilungen als wichtig für die Investoren. Es gelte abzuwägen zwischen guter Information für den Kapitalmarkt und unternehmerischer Effizienz. Das sieht die Talanx-Tochter Hannover Rück ähnlich, der Versicherer führt keine Gespräche mit der Deutschen Börse.

Vor vier Jahren hat die Börse die Anforderungen an die Berichtedeutlich zurückgeschraubt, nachdem die Europäische Union die Pflicht zu Quartalsberichten gekippt hatte. Seitdem genügen nach drei und neun Monaten weniger förmliche Mitteilungen. Wegen dieser Lockerung sind Aktionärsschützer und auch Vertreter von Fondsgesellschaften sind strikt dagegen die Quartalsberichte komplett zu streichen.

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