Hofmeier: „Potenzial für Vermittler ist in der PKV vorhanden, der Wettstreit wird sich aber intensivieren“

Dr. Helmut Hofmeier, Vorstand Leben der Continentale. Quelle: Continentale

Die privaten Krankenversicherer sehen auf der Basis der Zahlen von 2019 einen Trend bei den Wechselwilligen aus der GKV in die PKV. Welche Herausforderungen die Unternehmen bewältigen müssen und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt, erläutert Helmut Hofmeier, Vorstand Krankenversicherung bei der Continentale, im Exklusiv-Interview mit VWheute.

VWheute: Welche Faktoren führen zu einem Wandel des PKV-Marktes und wie wirken sie sich auf die Continentale aus?

Helmut Hofmeier: Der PKV-Markt ist durch die demografische Entwicklung und die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren herausfordernder geworden. Bei Angestellten führt der jährliche Anstieg der Jahresarbeitsentgeltgrenze regelmäßig dazu, dass der Zugang zur PKV immer schwerer wird. Davon war die gesamte Branche und somit auch die Continentale betroffen.

Aktuell ist der Trend aber wieder positiver. 2019 entschieden sich 146.000 Personen für einen Wechsel aus der GKV in die PKV. Umgekehrt wechselten nur 134.000 Personen in die GKV, wobei diese Abgänge in der Regel nicht freiwillig erfolgen. Bei den Wechslern ist die Continentale übrigens einer der Gewinner und liegt im Branchenvergleich auf Rang vier.

VWheute: Welche Rolle wird Digitalisierung bei der Zukunft der Krankenversicherung spielen? Nach wie vor muss der Arzt doch bei fast allen Erkrankungen den Patienten persönlich untersuchen, nicht nur mit ihm sprechen.

Helmut Hofmeier: Digitalisierung in der Medizin eröffnet neue Wege und neue Chancen, weshalb die Continentale sich im Jahr 2019 mit einer eigenen Studie dem Thema gewidmet hat. Die Ergebnisse: Die Bevölkerung bewertet die Digitalisierung in der Medizin differenziert.

Während sie sich die Nutzung einer elektronischen Patientenakte inzwischen zwar mehrheitlich vorstellen kann, ist sie bei anderen Innovationen eher skeptisch. Sei es die Video-Sprechstunde beim Arzt, die Diagnose-Stellung durch Künstliche Intelligenz oder der Roboter als Ersatz für Pflegepersonal: Die Menschen sehen darin zwar Chancen, aber deutlich häufiger sehen sie Risiken.

Seitens des Gesetzgebers soll das Digitale-Versorgung-Gesetz – DVG – ein „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ sein.

VWheute: Die Kunden in der PKV werden weniger, was bedeutet das für den PKV-Wettbewerb, wie verändert sich der Wettstreit zwischen den Anbietern?

Helmut Hofmeier: 285.000 Menschen sind 2019 neu in die PKV gewechselt oder haben ihren Versicherer gewechselt. Potenzial für Vermittler ist also nach wie vor vorhanden, der Wettstreit wird sich aber sicherlich intensivieren.

VWheute: Wie verändert sich der Vertrieb in der PKV, haben jüngere Menschen heute andere Erwartungen an die PKV als vor zehn Jahren?

Helmut Hofmeier: Die Kunden informieren sich häufiger vorab online, verlangen final aber nach wie vor die persönliche Beratung durch den qualifizierten Vermittler. Der Vermittler nutzt dabei verschiedene Kanäle, Stichwort hybride Beratung. Das heißt der Kunde und Vermittler treten sowohl Face to Face aber auch via Video-Chat, per Mail usw. miteinander in Kontakt. Das bietet für beide Seiten Vorteile.

VWheute: Hat sich die Ansprache an die Kunden geändert?

Helmut Hofmeier: Mit der hybriden Beratung wächst selbstverständlich auch die Vielfalt in der Kundenansprache. Denn diese muss – wie immer schon – zu den jeweiligen Medien und Zielgruppen passen.

VWheute: Was können Sie zum neuen Angebot der Continentale sagen?

Helmut Hofmeier: Wir verraten noch nichts. Denn die Details zu unserem neuen Produkt enthüllen wir bei der Roadshow im März 2020.

VWheute: Welche Entwicklungen sehen sie auf dem PKV-Markt in den nächsten drei Jahren?

Helmut Hofmeier: Die Themen „Digitalisierung“ und „erweiterter Service“ werden in jeder Beziehung weiter an Bedeutung gewinnen. Die betrifft Prozesse, Systeme und Produkte gleichermaßen. Und in jedem Wandel liegt eine große Chance. Beständig ist und bleibt aber der Wert der persönlichen Beratung.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.