Allianz: Private Vermögen sind erstmals seit der Finanzkrise gesunken

Quelle: Bild von Nattanan Kanchanaprat auf Pixabay

Die Allianz sprach von einer „traurigen Premiere“: Laut aktuellem „Global Wealth Report 2019“, der auf der Datenanalyse aus 53 Ländern beruht, ist im vergangenen Jahr sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern das private Brutto-Geldvermögen um 0,1 Prozent zurückgegangen und stagniert bei 172,5 Billionen Euro – erstmals seit dem Krisenjahr 2008.

Noch vor einem Jahr waren die Prognosen für das Gesamtjahr mit geschätzt drei Prozent Wachstum noch positiver. Doch hätten die Zunahme negativer Einflüsse wie der Handelskrieg der USA mit China, die „endlose Brexit-Saga“ und wachsende geopolitische Spannungen einerseits sowie die Verschärfung der monetären Bedingungen andererseits die Börsen „kräftig durchgerüttelt“ und die Börsenkurse weltweit um zwölf Prozent fallen lassen, erläuterte Chefvolkswirt Michael Heise. Für das laufende Jahr sieht er auf Basis der positiven Börsenentwicklung des ersten Halbjahres Anzeichen für eine Erholung, die bis zu sieben Prozent Wachstum nach sich ziehen könne – vorausgesetzt die Rahmenbedingungen würden sich nicht erneut deutlich verschlechtern

Der langjährige Wachstumsvorsprung der Schwellenländer sei durch einen Rückgang um 0,4 Prozent gestoppt, wozu maßgeblich die schwache Entwicklung in China beigetragen habe. Man könne von einer bemerkenswerten Trendumkehr sprechen, denn im Durchschnitt der letzten beiden Dekaden habe der Vorsprung der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern bei 11,2 Prozent gelegen. Das weltweite Schuldenwachstum der Privathaushalte verharre weiterhin stabil auf hohem Niveau, wobei die globalen Verbindlichkeiten um 5,7 Prozent auf 42,7 Billionen EUR gestiegen seien. Mit 21 Prozent Mehrverschuldung in den letzten Jahren stellten die Länder Asiens hier die Spitze dar.

Weltweiter Rückgang auch bei der Vermögensbildung. Der rapide Anstieg in den asiatischen Ländern sei einstweilen vorbei“, so Arne Holzhausen, Leiter Insurance & Wealth Markets bei der Allianz SE. Das reale Wachstum des Geldvermögens pro Kopf habe dort 2018 nur noch 7,9 Prozent betragen. In Japan lag der Wert bei lediglich 1,0 Prozent und damit so hoch wie in Deutschland. Global sei eine Stagnation bei der Vermögensmittelklasse zu beobachten, also keine weitere Zunahme der Globalisierungsgewinner.

Michael Heise (links) und Arne Holzhausen (rechts). Quelle: mvb

Was die Top 20 der Netto-Geldvermögen pro Kopf betrifft, so habe die USA 2018 mit 184.410 Euro die Schweiz (173.840 Euro) vom „Vermögensthron“ verdrängt. Der Mittelzufluss durch die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump war dabei ein wesentlicher Faktor. Deutschland landet mit 52.860 Euro wie schon in den Vorjahren auf Platz 18, so Holzhausen. Allerdings konnten die deutschen Geldvermögen dem Trend zum Trotz ein leichtes Wachstum verzeichnen.

Die Vermögensbildung in Deutschland kommt im Vergleich zu anderen Euroländern weiterhin nur langsam voran. Nach wie vor setze man, so Heise, hierzulande immer noch zu sehr auf die weniger risikobehafteten, aber ertragsarmen Bankeinlagen, wenngleich Aktien und Wertpapiere an Boden gewonnen hätten. Der Chefvolkswirt:  Die Deutschen sparen weiterhin mit Macht gegen die niedrigen Zinsen an.“ Dabei wäre es besser, sie ließen ihr Geld mehr für sich arbeiten als umgekehrt.

Im Interesse der persönlichen Altersvorsorge solle die Politik über eine Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen nachdenken; schließlich sei der Staat Haupt-Nutznießer des geringen Zinses. Ansatzpunkte könnten beispielsweise die Anhebung des Sparerfreibetrages oder die Erhöhung von Zulagen in bestehende Fördermodellen sein. Von der jüngst erhobenen Forderung nach einem Verbot von Minuszinsen, hält Heise indes nichts: „Das würde ich eher in den Bereich Populismus einordnen.“

Autor: Matthias von Bredow