Scor strukturiert Industriegeschäft um

Konzernsitz von Scor in Paris. Quelle: Scor

Der französische Rückversicherer Scor nimmt strategische Anpassungen in der wichtigen Industriesparte vor. Künftig läuft das Geschäft nicht mehr unter dem Namen Specialty Insurance. Den Chefposten der neuen Einheit Business Solutions übernimmt mit Claire McDonald eine ehemalige HDI-Managerin. Die Britin soll analog zur Konzernstrategie „Forward 2026“ Strukturen straffen und wie in der Branche üblich, Risiken, die sich nicht rechnen, aussortieren.

In den vergangenen fünf Jahren arbeitete die Britin beim Industrieversicherer HDI Global. Im April legte sie ihr Amt nieder. Wie nun bekannt wird, steigt die erfahrene Managerin auf. Bei der Scor-Tochter Business Solutions, ehemals Scor Specialty Insurance, bekleidet McDonald ab September den CEO-Posten.

Die britische Staatsbürgerin Claire McDonald startete ihre Karriere 1987 als Underwriterin bei der Allianz-Gruppe im Vereinigten Königreich. Dort spezialisierte sie sich neben der Zeichnung von Gewerbe-, Sach- und Energieversicherungen auf den Bereich Onshore-Energie. 2002 stieg die Expertin zum Head of Energy in der Emea-Region bei der Einheit Allianz Global Risks/Allianz Global Corporate & Commercial auf. Vier Jahre später übernahm McDonald das Amt der Chief Underwriting Officer für den weltweiten Energiebereich bei AGCS.

Versicherungsmanagerin Claire McDonald. Bildquelle: privat

Ab 2007 wandte sich die Managerin dem operativen Geschäft zu und wurde Head of Operations beim Industrieversicherer der Allianz – zunächst in London, später in Paris. Später bekleidete sie eine globale Rolle als Head of Governance, Global Operations. Zum Global Practice Leader der Allianz Multinational wurde McDonald 2015 befördert und 2016 zusätzlich zum Global Head of Operations der Allianz Global Corporate & Specialty SE ernannt.

Der Wechsel zu HDI Global erfolgte 2019, wo die Britin in den vergangenen Jahren für das Großbritannien- und Irland-Geschäft zuständig war. In ihre letzte Rolle beim Hannoveraner Industrieversicherer schlüpfte sie 2022 als Chief Underwriting Officer mit Verantwortung für die Bereiche Property, Engineering, Marine sowie als Risk Consulting-Mitglied im Vorstand. Ihre Nachfolge übernahm Dirk Höring.

Scor-Chef Thierry Léger. Bildquelle: Swiss Re

Scor Business Solutions, wo McDonald als Vorstandsvorsitzende antritt, ist eine Versicherungseinheit für große Unternehmensrisiken. Der französische Rückversicherer unter der Führung von Thierry Léger will die Position der Industrieeinheit als technischer Spezialversicherer für gewerbliche Risiken insgesamt verbessern. McDonald steht in erster Linie vor der Aufgabe, ein „ausgewogenes und widerstandsfähiges Portfolio“ aufzubauen. Das bedeutet, Risiken nur dann in die Bücher zu nehmen, wenn es sich rechnet.

Bis 2026 strebt die Konzernmutter ein Umsatzwachstum in der Schaden- und Unfallversicherung von vier bis sechs Prozent an. Zwischen 2024 und 2026 wird eine Netto-Combined Ratio in der Schaden- und Unfallversicherung von unter 87 Prozent angestrebt. Die Nat-Cat-Quote soll zudem bei zehn Prozent des Netto-Versicherungsumsatzes gehalten werden. Zudem werden im Rahmen der nächsten zwei Jahre Kosteneinsparungen in Höhe von 150 Mio. Euro angestrebt.

Neben dem Chefposten bei Scor Business Solutions rückt McDonald als Mitglied in den Exekutivausschuss. Die Expertin arbeitet von London aus und berichtet an Jean-Paul Conoscente, CEO der Schaden/Unfalleinheit bei Scor. Romain Launay, zwölf Jahre im Unternehmen und bisheriger Chef von Specialty Insurance, verlässt die Gruppe, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen.

Der Bereich Industrieversicherung ist ein wichtiger für Scor. 24 Prozent des Schaden- und Unfallgeschäfts der französischen Mutter gehen auf ihn zurück. 2023 beliefen sie die Einnahmen in Property/Casualty auf 1,9 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Ähnlich wie andere Akteure aus der Industrieversicherung nimmt Scor eine Unterteilung nach Kunden und Risiken vor. Im sogenannten Single Risk Underwriting werden Großunternehmen mit Policen versorgt. Im Portfolio Risk Underwriting/MAG bietet das Unternehmen Versicherungslösungen für kleine und mittlere Risiken sowie Nischengeschäfte an. Gezeichnet werden Risiken hier allerdings nicht im Haus. Scor lagerte die Zeichnungsbefugnis in diesem Bereich an Partner in den USA, den Emea-Staaten sowie in Brasilien aus.

Autor: Michael Stanczyk