Munich Re: Naturkatastrophen machen 2021 besonders teuer

Quelle: Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

Naturkatastrophen werden für die Versicherer – und natürlich auch die Rückversicherer – zu einem Problem. Nach Angaben der Munich Re verursachten die Unwetter des vergangenen Jahres einen Gesamtschaden von 280 Mrd. US-Dollar. Davon waren etwa 120 Mrd. US-Dollar versichert. Für die Branche war es nach 2005 und 2011 das zweitteuerste Naturkatastrophenjahr (2017: 146 Mrd. US-Dollar).

Laut Rückversicherer entfiel ein wesentlicher Anteil der Schäden auf die Naturkatastrophen in den USA: Rund 145 Mrd. US-Dollar, davon waren etwa 85 Mrd. US-Dollar versichert. Die Gesamtschäden und die versicherten Schäden lagen deutlich über denen der Vorjahre (Gesamtschäden 2020: 100 Mrd. US-Dollar, 2019: 52 Mrd. US-Dollar; versicherte Schäden 2020: 67 Mrd. US-Dollar, 2019: 26 Mrd. US-Dollar).

„Die Bilder der Naturkatastrophen von 2021 sind verstörend. Die Klimaforschung belegt immer deutlicher, dass extreme Unwetter wahrscheinlicher geworden sind. Gesellschaften müssen sich dringend an steigende Wetterrisiken anpassen und Klimaschutz zur Priorität machen. Versicherer nehmen ihre Verantwortung wahr und übernehmen einen Teil der Risiken und Schäden. Mit risikogerechten Prämien geben sie den Naturgefahren ein Preisschild, sodass abgewogenes Handeln zur Begrenzung der Schäden möglich ist. Zugleich haben schwere Vulkanausbrüche und Erdbeben im Jahr 2021 gezeigt, dass auch diese Naturgefahren nicht vernachlässigt werden dürfen.“

Torsten Jeworrek, Vorstand der Munich Re

So verursachte eine Schwergewitterserie im Dezember 2021 in der Mitte und im Südosten der USA für die Jahreszeit ungewöhnlich extreme Schäden. Mehrere Tornados verursachten nach ersten Schätzungen einen Gesamtschaden von etwa 5,2 Mrd. US-Dollar, davon dürften etwa vier Mrd. US-Dollar versichert sein. Etwa 90 Menschen kamen ums Leben.

Den teuersten Schaden mit rund 65 Mrd. US-Dollar verursachte indes Hurrikan „Ida“: Davon waren etwa 36 Mrd. US-Dollar versichert (55 Prozent). 114 Menschen kamen ums Leben. Insgesamt lag die Hurrikansaison 2021 im Nordatlantik mit 21 benannten tropischen Stürmen nach dem bisherigen Rekordjahr 2020 mit 30 Stürmen erneut deutlich über dem langjährigen Durchschnitt (14,3 für 1991 bis 2020).

„Die Katastrophen-Statistik 2021 ist auffällig. Denn etliche der extremen Unwetterereignisse gehören zu jenen, die durch den Klimawandel häufiger oder schwerer werden. Dazu gehören Schwergewitter in den USA auch im Winterhalbjahr. Oder auch Starkregen mit Hochwasser in Europa. Bei den Hurrikans erwartet die Wissenschaft, dass der Anteil der starken Stürme gepaart mit extremen Niederschlägen durch den Klimawandel zunimmt. Auch wenn Ereignisse nicht einfach dem Klimawandel zugeordnet werden können, so liefert die Analyse der Veränderungen über Jahrzehnte hinweg plausible Indizien für einen Zusammenhang mit der Erwärmung der Atmosphäre und Ozeane. Die Anpassung an steigende Risiken durch den Klimawandel wird eine Herausforderung.“

Ernst Rauch, Chef-Klimatologe und Leiter der Abteilung Climate Solutions

Die drittteuerste Naturkatastrophe des Jahres war eine Kältewelle in den USA mit Schäden von rund 30 Mrd. US-Dollar, von denen etwa die Hälfte versichert waren. In Asien/Pazifik blieben die Schäden moderat: Die gesamtwirtschaftlichen Schäden betrugen 50 Mrd. US-Dollar, davon waren neun Mrd. US-Dollar versichert (Versicherungslücke: 82 Prozent). Damit entfielen 18 Prozent der gesamten und sieben Prozent der versicherten Schäden auf die Region. Die teuerste Naturkatastrophe war ein schweres Hochwasser in der zentralchinesischen Provinz Henan.

In Europa verursachte Sturmtief „Bernd“ einen Gesamtschaden von rund 46 Mrd. Euro (etwa 54 Mrd. US-Dollar), davon 33 Mrd. Euro (etwa 40 Mrd. US-Dollar) in Deutschland. Der versicherte Anteil war wegen der unversicherten Infrastrukturschäden und der begrenzten Versicherungsdichte für Hochwasser in Deutschland laut Munich Re allerdings relativ gering: elf Mrd. Euro (13 Mrd. US-Dollar) trugen die Versicherer. Davon entfielen nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 8,2 Mrd. Euro (etwa 9,7 Mrd. US-Dollar) in Deutschland.

„Mit versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen von rund 12,5 Mrd. Euro ist 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre.“

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

„Mit 8,2 Milliarden Euro verursachte die Sturzflut im Sommer die höchsten Versicherungsschäden“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Ende Dezember 2021. Davon entfallen etwa 7,7 Mrd. Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe und rund 450 Mio. Euro auf Schäden an Kraftfahrzeugen.

Auch die Swiss Re kam im Dezember 2021 zu einer ähnlichen Schadenschätzung wie der große Münchener Konkurrent. Nach einer vorläufigen Schätzung der Eidgenossen summierten sich die versicherten Schäden durch Naturkatastrophen weltweit auf 105 Mrd. US-Dollar (etwa 93 Mrd. Euro). Dies seien 17 Prozent mehr als 2020 sowie der vierthöchste Wert seit Beginn der Erfassungen im Jahr 1970.

Einschließlich der nicht versicherten Schäden summierten sich die wirtschaftlichen Folgen der Naturkatastrophen im Jahr 2021 laut Swiss Re auf 250 Mrd. US-Dollar. Dies sei fast ein Viertel mehr als noch im Jahr 2020. Zusammen mit den von Menschen ausgelösten Katastrophen waren es 259 Mrd. US-Dollar, was einer Zunahme um 20 Prozent entspreche. Die Folgen der Corona-Pandemie seien allerdings in den Berechnungen nicht enthalten.

Glaubt man dem jüngsten Weltrisikobericht 2021, sind vor allem die Inselstaaten im Pazifik von den Folgen des Klimawandels betroffen. Zehn der 15 Länder mit dem höchsten Katastrophenrisiko sind vom Wasser umgeben. Unter den 181 untersuchten Ländern läuft Vanuatu mit einem Indexwert von 47,7 am ehesten Gefahr, Opfer extremer Naturereignisse zu werden, gefolgt von den Salomonen (WRI 31,2) und Tonga (WRI 30,5). Alle drei Staaten könnten allein schon durch den Anstieg des Meeresspiegels von der Landkarte verschwinden.

Quelle: Statista

Europa sei allerdings mit Blick auf das Katastrophenrisiko relativ sicher. Dieses ist mit einem Median von etwa 3,3 bei 40 Ländern mit Abstand das niedrigste aller Kontinente. Auch exponierte Länder wie beispielsweise die Niederlande reduzieren ihr Risiko durch die geringe Vulnerabilität des europäischen Raumes. Deutschland belegt mit einem Wert von rund 2,7 Platz 161 des Weltrisikoindex 2021.

Autor: VW-Redaktion

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