33 Lebensversicherer können gesetzliche Reserven nicht primär bedienen

Die Garantieanforderungen der 80 deutschen Lebensversicherer sind 2020 um rund drei Prozent gestiegen. Quelle: Monoar_CGI_Artist.

Trotz Corona-Bremse bleiben die Finanzstärke der Lebensversicherer „nahezu konstant“ und die Garantien „weiterhin sicher“, wie Policen Direkt analysiert. Dennoch ist die Lebensversicherung keine unbeschwerte Idylle. Immerhin 33 der 80 Lebensversicherer können gesetzliche Reserven „nicht primär bedienen“ und 44 Unternehmen haben „unverändert geringe Spielräume“.

Die Garantieanforderungen der 80 deutschen Lebensversicherer sind 2020 um rund 3 Prozent gestiegen. Zudem ist die relevante Finanzstärke als Quote aus den Kapitalerträgen im Verhältnis zu den Aufwendungen für den Rechnungszins im Marktschnitt mit 110,40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr um 3,50 Prozent gesunken. Das geht aus der Policen-Direkt-Analyse der aktuell veröffentlichten Zahlen zur Mindestzuführungsverordnung hervor.

Aufgrund der gestiegenen Garantielast und der für die Verträge der Rechnungszinsgeneration 1,75 Prozent notwendigen Zinszusatzreserve konnten die Erträge die Höhe aus dem Vorjahr nicht erreichen. Die Gewinne aus der Verwaltung sind hingegen um fast fünf Prozent gestiegen, können den Rückgang bei den Risikogewinnen jedoch nicht kompensieren. Auch die Zinsgewinne erreichten nicht ganz den Vorjahreswert.

„Beim Blick auf die einzelnen Unternehmen zeigt sich, dass es bei der Hälfte der Unternehmen nur darum geht, die garantierten Anforderungen zu erfüllen“, erklärt Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV). Insgesamt bleibe die Situation trotz der COVID-19-Krise für die Branche „unverändert“.Dauerhafte Quersubventionierung nötig

Bei 33 von 80 Lebensversicherern reichen die 2020 erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht aus, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Im Jahr  2019 war das bei 24 Unternehmen der Fall. Diese müssen dann dafür Erträge aus Risiko und Verwaltung in die Rechnung einbeziehen. Vor diesem Hintergrund hat die Bedeutung der Gewinne aus der Verwaltung 2020 „wieder zugenommen“. Insgesamt wird aber ein optimistisches Fazit gezogen. „Angesichts der Corona-Pandemie ist es positiv, dass sich die Ergebnisse nur wenig zum Vorjahr verändert haben“, erklärt Kühl. Bei den meisten Lebensversicherern würden die Erträge allerdings „gerade reichen“, um die Garantien stabil zu bedienen.

Die Anzahl der Lebensversicherungsgesellschaften dürfte weiter sinken, nachdem es vor allem auf Gruppenebene „zu Verschmelzungen kommt“. Die angebotenen Höhen der Beitragsgarantien sinken weiter und die fondsgebundenen Policen gewinnen Marktanteile. Wenn Lebensversicherer das Risiko damit auf ihre Kunden übertragen, wirkt das positiv auf die Krisenfestigkeit der Unternehmen aus. „Zeitgemäße, kapitalschonende Garantiemodelle sind gerade angesichts der niedrigen Zinsen mitunter unumgänglich, in jedem Fall aber erklärungsbedürftig“, analysiert Kühl.

Auch wenn die Branche insgesamt stabil ist, bei der Erfüllung der Garantien ist fast kein Spielraum mehr, wie Policen Direkt analysiert. In der Lebensversicherung arbeiten zweifelsohne Profis, doch wie lange wird der Hälfte der Branche der Balanceakt zwischen Garantieverpflichtungen bei gleichzeitigem Umbau auf Nachhaltigkeit gelingen? Der prognostizierte  Rückgang der Unternehmen im Bereich Lebensversicherung ist ein erster Indikator.

Autoren: Maximilian Volz

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