Flutkatastrophe: Branche warnt vor unbezahlbaren Elementarschäden, Politik debattiert über Pflicht

Schäden durch Sturmtief "Bernd". Quelle: Bernd Engelien / Zurich.

Alle Jahre wieder kommt die Diskussion über eine Elementarschadenpflicht in der Wohngebäudeversicherung. Ebenso regelmäßig verläuft die Debatte nach hitziger Anfangsdiskussion im Sand. Doch es ist auch nicht jedes Jahr eine Jahrhundertflut. Die Versicherungsbranche warnt bereits, dass die Schädenirgendwann unbezahlbar“ werden.

Eine Spirale aus weiteren Katastrophen und steigenden Schäden müsse verhindert werden, erklärte die Versicherungsbranche, auf die durch das Sturmtief „Bernd“ Mrd.-Schäden zurollen. „Die schrecklichen Folgen von Starkregen und Hochwasser in weiten Teilen Deutschlands berühren mich tief […], erklärt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Branche werde alles tun, um pragmatisch und effizient zu helfen: Versicherungsunternehmen verfügen dazu über „sogenannte Kumulpläne“, damit die Schäden „“unserer Kundinnen und Kunden schnell und unkompliziert bearbeitet werden können“.

Der GDV-Mann nimmt aber auch in die Pflicht. Noch immer werde in Überschwemmungsgebieten gebaut, würden Flächen ungehindert versiegelt und stauten sich auf kommunaler Ebene Investitionen in Präventionsmaßnahmen, kritisiert Asmussen. Es gelte umzusteuern, sonst setzt sich eine Spirale aus „weiteren Katastrophen und steigenden Schäden in Gang“, die erst teuer und „irgendwann unbezahlbar wird“. Der Axa-Group-Chef Alexander Vollert bezeichnete die Schwere der Sachschäden und die große regionale Ausbreitung als einmalig. „Wir reden hier nicht von Überschwemmungen, sondern von Sturmfluten in großem Stil“.

Kommt der Zwang?

In der Politik wird bereits über eine Pflicht zur Elementarschadenversicherung ausgesprochen. Zwar hat sich die Kanzlerin Angela Merkel dagegen ausgesprochen, doch steht das Ende ihrer Amtszeit bereits vor der Tür. Der Justizminister Nordrhein-Westfalens, Peter Biesenbach,  erklärte gegenüber MDR AKTUELL, er wolle sich bundesweit für eine Pflicht stark machen. Er ist in Personalunion auch Vorsitzender der Justizministerkonferenz der Länder.

Einfach ist eine Umsetzung nicht. „Die Ministerpräsidenten haben auf ihrer Konferenz beschlossen, dass die Frage geprüft wird, ob und unter welchen rechtlichen Bedingungen eine verpflichtende Elementarschadensversicherung möglich ist“, erklärt Malu Dreyer, rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin. Diese Frage tauche immer wieder auf, allerdings sei der Sachverhalt „rechtlich kompliziert“.

Im Endeffekt wäre eine Pflichtversicherung gut für die Personen in Risikogebieten, die kaum noch bezahlbaren Versicherungsschutz finden können. Weniger angenehm wäre es für Personen, die momentan für ihren Schutz für geringes Risiko verhältnismäßig wenig bezahlen. In Rheinland-Pfalz haben etwa 19 Prozent eine entsprechende Versicherung, also müssten 81 Prozent Mehrkosten tragen. Für eine Pflicht spricht, dass praktisch alle Klimaexperten von einer steigenden Zahl an Extremwetterereignissen ausgehen.

Die Rechnung steht noch aus

Bereits im Juni haben Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Mrd. Euro für die Versicherer gebracht. Eine aktuelle Schadenschätzung zur Flut um Bernd werde „voraussichtlich in der nächsten Woche vorliegen”, erklärt Asmussen.

Ob die Zahlen der Diskussion um die Pflichtversicherung noch einmal Sommerfrische verleihen werden?

Autor: Maximilian Volz