Bewertungsplattformen im Vertrieb: Viele Neukunden für wenig Geld

Quelle: Geralt / Pixabay

Online-Bewertungen sind für viele Makler ein probates Mittel, um die eigenen Qualitäten hervorzuheben und mit den Kunden in direkten Kontakt zu treten. Die Kosten hat man schnell wieder drin. Einige Vermittler stellen aber durchaus Fake-Bewertungen rein. Und wie gehen die Portale dagegen vor?

Seit seiner Gründung im Jahr 2007 hat das Bewertungsportal WhoFinance eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Wie Mustafa Behan, einer der Gründer und Geschäftsführer berichtet, fiel der Start in eine Zeit, in der niemand recht daran glaubte, dass Kunden im Internet nach Finanzdienstleistungen suchen würden. „Wir spürten Widerstand und Vorurteile von allen Seiten“, erinnert er sich. „Zudem gab es – auch international – kaum Erfahrungen mit Bewertungsplattformen, zumal mit auf Finanzdienstleistungen spezialisierten.“ Dennoch gingen er und seine Mitstreiter das Wagnis ein – mit Erfolg. Inzwischen sind bei WhoFinance rund 90.000 Berater, Vertriebe und Bankfilialen gelistet, von denen etwa 12.000 aktiv sind. Damit werden rund vier Millionen Profilaufrufe pro Monat erreicht. „Im Jahr 2020 gab es einen regelrechten Schub, der wohl Corona geschuldet ist, sodass die Aufrufe gegenüber 2019 um rund ein Drittel gestiegen sind.“

Kunden suchen nicht lange, sie nehmen die Profile, die oben stehen

Im Jahr 2021 sind die Aufrufe gegenüber dem Vorjahr bisher nochmals um 40 Prozent gestiegen. Vor allem Services wie die Videoberatung, die seit 2016 über WhoFinance möglich ist, wurden im vergangenen Jahr und werden auch gegenwärtig extrem häufig genutzt. Neben Beratern bedienen
sich auch Banken vermehrt der Videoberatung, um ihren Teams nach einer Filialschließung die Möglichkeit zu bieten, mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. Dafür richtet WhoFinance Standortseiten ein, die Kunden zugleich ermöglichen, sich einen Berater auszuwählen, Fragen zu stellen, das Beraterteam und dessen Service kennenzulernen. Weitere Services, die ganz sicher nicht nur in Zeiten der Kontaktbeschränkungen in Anspruch genommen werden, sind akustische Visitenkarten, mit denen sich der Berater vorstellt, und eine sehr gute Sichtbarkeit der Profile bei Google – nicht selten noch vor den Websites der Betreffenden. Und gute Positionen sind nach Behans Einschätzung auch nötig, da im Netz nach durchschnittlich nur 14 Minuten Recherche die Entscheidung für einen Dienstleister fällt. Wer vorn steht, hat da wohl die besten Chancen.

Faule Bewertungen werden gelöscht

„Jede eingehende Bewertung – im ersten Quartal 2021 immerhin 70.000 – wird von einem Kollegen und einem Algorithmus geprüft und im Zweifel nicht freigeschaltet“, macht Behan weiter deutlich. Das betrifft im Schnitt ein Viertel alle Bewertungen. Nach Auffälligkeiten im Text suchen die Kollegen. Zudem bekommen Bewertende bei offenen Fragen eine E-Mail, und nur wenn Bewertung und Antworten zusammenpassen, gibt es eine Freigabe. Die Maschine kümmert sich u.a. um die E-Mail-Adresse des Bewerters und um die Frequenz der eingehenden Bewertungen für einen bestimmten Berater. „Wir bemühen uns in hohem Maße Missbrauch vorzubeugen, können aber im Einzelfall auch daneben liegen“, erläutert er. Nicht immer ist vonseiten der Berater dabei Vorsatz im Spiel, aber auch. Wird eine Schummelei aufgedeckt, verschwindet nicht nur die faule Bewertung, sondern auch alle älteren vom Portal werden hinterfragt und häufig gesperrt, künftige werden nicht mehr ohne Weiteres eingestellt. Auch negative Bewertungen gibt es und werden nach Prüfung veröffentlicht, wobei sie in der Unterzahl sind.

Die Kosten halten sich im Rahmen

Was die Kosten für die Nutzung des Portals betrifft, arbeitet WhoFinance mit einer Grundgebühr von knapp 23 Euro pro Monat sowie 1,40 Euro je Seitenaufruf, wobei dieser Posten bei 119 Euro im Monat gedeckelt ist. Wer die WhoFinance-Technik für die eigene Website nutzen möchte, zahlt noch einmal 90 Cent pro Bewertung, auch hier allerdings maximal 59 Euro pro Monat. Die Standortseiten für Filialen haben ihren eigenen Preis, ebenso wie Kundenzeitschriften, die von WhoFinance und „Guter Rat“ für die Berater erarbeitet werden und die sie – mit ihrem Foto sowie Kontaktdaten personalisiert – verschicken können. Auch dieser neue Service, der seit Oktober vergangenen Jahres angeboten wird, wird laut Mustafa Behan gut angenommen.

Seit fast zehn Jahren ist Finanz- und Versicherungsmaklerin Gabriela M. Keinert aus Berlin auf dem Bewertungsportal WhoFinance aktiv. Der Schritt von der mehr oder weniger zufälligen Weiterempfehlung zur öffentlichen Bewertung war für sie eine der wichtigsten und besten Entscheidungen ihres beruflichen Weges als Finanz- und Versicherungsmaklerin. Die knapp 200 Euro monatlich, die sie dafür ausgibt, haben sich schon zigfach ausgezahlt. „Ich bekomme etwa 95 Prozent meiner Neukunden direkt über WhoFinance, und das sind in der Mehrzahl sehr gute Kunden, mit denen ich gern zusammenarbeite“, berichtet sie. Rund 315 Bewertungen hat sie in den vergangenen Jahren „gesammelt“, und das, obwohl sie nicht einmal jeden Kunden um eine Bewertung bittet. Und Druck übe sie sowieso nicht aus. Umso mehr freut es sie, wenn dennoch Kommentare geschrieben werden.

Autorin: Elke Pohl

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der aktuellen Juli-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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