„Reporting Actuaries“: Wie IFRS 17 die Zusammenarbeit der Finanzabteilung mit dem Aktuariat verändert
Die Actuarial Association of Europe (AAE) hat in einem Diskussionspapier die Einführung der neuen Funktion eines „Reporting Actuaries“ in Zusammenhang mit der Implementation des IFRS 17 Standards in der Versicherungswirtschaft in Europa gefordert. Hintergrund dieser Forderung des AAE ist im Wesentlichen die Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Ergebnisse von Versicherungen sowie die einfachere Zusammenarbeit mit den Revisoren, welche die Bilanzen testieren. Von Andreas Grigull.
IFRS 17 ist der erste wirklich internationale, umfassende Bilanzierungsstandard für Versicherungen. Er ersetzt IFRS 4 und hat als Ziel, eine einheitliche Rechnungslegung für Versicherungsverträge zu gewährleisten, aktualisierte Informationen über Verpflichtungen, Risiken und Leistungen von Versicherungsverträgen bereitzustellen und eine erhöhte Transparenz und Vergleichbarkeit der Finanzinformationen von Versicherungsunternehmen für Investoren und Analysten zu ermöglichen.
Was ändert sich hierdurch? Versicherungsverträge und -risiken werden zu aktuellen Werten berechnet, wobei die zukünftigen Cash-Flows mit ihren Unsicherheiten berücksichtigt werden. Umsätze aus Versicherungsverträgen werden separat zu den getätigten Investments betrachtet unter expliziter Berücksichtigung der zukünftigen Ergebnisse. Die Profitabilität einer Versicherungsgesellschaft wird anhand von zwei Metriken bewertet: Dem Versicherungstechnischen Ergebnis und dem Investmentergebnis.
Insbesondere die Bemessung des erwarteten Cash-Flows in Übereinstimmung mit der Bestimmung der Margen (Contractual Service Margin – CSM) steht im Vordergrund. Der Einfluss der Änderung dieser und weiterer Faktoren auf die Gewinn- und Verlustrechnung und die unmittelbaren Auswirkungen auf die Bilanz ist eine große Herausforderung für die Assekuranz. Das ursprüngliche Effective Date zur Einführung des IFRS 17 Standards vom 1. Januar 2021 wurde bereits zweimal verschoben und ist nun auf den 1. Januar 2023 terminiert.
Unterschiede zu Solvency II
Dies verwundert auf den ersten Blick ein wenig, denn man hätte vermuten können, dass Versicherer durch die durchaus schmerzhaften Erfahrungen mit der Einführung von Solvency II die Implementation dieses Standards leichter fallen würde – zumal häufig die gleichen Projektleiter mit der Aufgabe betraut wurden. Die weit überwiegende Mehrzahl der Versicherungshäuser hat aber auf eine Drittlösung zurückgegriffen. Softwareunternehmen haben hierbei zumeist eine „IFRS-17-Software“ basierend auf bereits bestehenden Software Komponenten angeboten. Theoretisch sollte diese IFRS 17 Lösung nur auf die Anforderungen des einzelnen Kunden konfiguriert werden.
In der Praxis stellte man fest, dass die Komplexität der Materie mit vordefinierten Modellen nur sehr schlecht harmoniert und viele Kundenanforderungen letztlich wieder manuell programmiert werden mussten, was eine massive Verschiebung des Zeitplans und Erhöhung der geplanten Kosten bedeutete. Als dritter Bereich sind eine Vielzahl von Softwareherstellern zu nennen, welche von einzelnen Komponenten bis zu einer End-zu-End-Lösung Komponenten der IFRS-17-Anforderungen abbilden können.
Verstärktes aktuarielles Know-how in der Geschäftsführung
Die AAE sieht die Notwendigkeit der Einführung der Position eines „Reporting Actuaries“ hauptsächlich vor dem Hintergrund der Herstellung und der Vergleichbarkeit von Versicherungsergebnissen für Investoren und Analysten. Viele zukünftige Anforderungen aus dem Marktumfeld oder den sich verändernden Produkten erfordern ein verstärktes aktuarielles Know-how in der Geschäftsführung. Schon die Veränderung der Methodiken bei der Bewertung von Rückstellung werden einen unmittelbaren Einfluss auf die finanziellen Maßzahlen haben. Damit ein grundlegendes Verständnis der eigenen Bilanz erzielt werden kann, ist ein Einblick in die zugrunde liegenden Bewertungsmodelle und -methodiken unabdingbar. Es ist ratsam die Position eines „Reporting Actuaries“ in der Führungsspitze von Versicherern zu verankern.
Autor: Andreas Grigull, Business Development, Managing Director Germany Systemorph
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Februar-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.