Alle gegen Trump: Versicherer sperren Gelder und Unterstützung

Donald Trump verklagt Hillary Clinton auf Schadenersatz. (Bild von Gerd Altmann auf Pixabay)

Die amerikanische Versicherungswelt lässt Worten Taten folgen. Nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington verurteilten viele Versicherungs-CEOs die Ereignisse und kritisierten auch den Präsidenten Donald Trump scharf. Nun gehen sie mehrere Schritte weiter und entziehen ihm und seinen Organisationen Unterstützung und Geld. Auch die Deutsche Bank ist in dem Strudel um den scheidenden Präsidenten geraten.

Die Unruhen in Washington bezeichneten viele Medien als „traurigsten Tag in der amerikanischen Geschichte“ und „Nullpunkt“. Die Rolle des noch amtierenden Präsidenten Trump rund um die Kapitol-Stürmung sorgten dafür, dass die Demokraten eine Amtsenthebung wenige Tage vor Ablauf seiner Präsidentschaft anstreben. Die deutsche Botschaft bezeichnet Trump in einem aktuellen Bericht als „demagogischen Verführer“, der versucht habe, seinen Machtverlust durch einen „in mehreren Etappen inszenierten Staatsstreich“ zu begegnen, schreibt die SZ. Ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der USA.

Worte zählen und wenn Leader zu Gewalt aufrufen, kommt es zu Gewalt“, erklärte David Sampson, President und CEO der American Property Casualty Insurance Association. “Wir haben die Pflicht unsere Stimme gegen die Gewalt zu erheben, […] unsere Demokratie muss beschützt werden“, erklärte Chubb Ltd. Chairman und CEO Evan Greenberg. Nun haben die Versicherer den Worten Taten folgen lassen.

Die Unternehmen Chubb, Travelers, The Hartford, Liberty Mutual and Aon haben vor dem Hintergrund der Ereignisse in Washington politische Spenden eingestellt. Der Versicherer Chubb hat alle Kampagnenzuwendungen gestoppt, wie businessinsurance berichtet. „Wir uns entschieden, für drei bis sechs Monate alle Kampagnen-Zuwendungen zu stoppen“, erklärt das Unternehmen. Das geschehe im Licht der Ereignisse der letzten Woche und dem Versuch, die Präsidentenernennung zu blockieren. Das Unternehmen werde eine Neubewertung ihrer Regeln für die politische Unterstützung durchführen. Insgesamt summieren sich die Rückzüge der Versicherer auf über eine Millionen Dollar. Das „“political action committee“ von Chubb verfügt über 673.000 Dollar, Travallers Pac 108.000 und AON 130.000 Dollar. Wieviel Geld die anderen genannten Unternehmen zurückziehen, wurde nicht genannt.

Das Beratungsunternehmen Marsh & McLennan erklärte, dass es Zuwendungen für Abgeordnete sperren würde, die die Wahlergebnisse nicht zertifizieren lassen wollten. Rund 140 Abgeordnete stimmten dafür, die Ergebnisse nicht zu bestätigen. Wohl auch deswegen schrieb die deutsche Botschaft in ihrer Einschätzung, dass die Demokratie Amerikas an einem „Tiefpunkt“ angekommen sei.

AON und Deutsche Bank

Der Makler AON hat seine Geschäftsbeziehungen mit der Trump Organization beendet, berichtet insurancejournal. Die Geschäftseinheit ist im Bereich von Luxus-Residenzen, Hotels und Golf-Kursen tätig und wird von dessen Söhnen Eric und Donald geführt. Nicht der einzige Verlust für die beiden Geschäftsführer. Die Organisation PGA, managt die wichtigste Golf-Tour der USA, hat der Trump Organisation die 2022 PGA Championship entzogen, die im Trump National Golf Club Bedminster stattfinden sollte.

Vielleicht ist der Rückzug von AON auch dadurch getriggert, dass Ermittler des Staatsanwalts von Manhattan, Cyrus Vance Jr., Mitarbeiter des Unternehmens zu Gesprächen bestellt hat. In diesen ging es um die Geschäftsbeziehungen des Versicherungsdienstleisters mit Trump. Das Unternehmen hat mittlerweile bestätigt, dass es eine Zwangsvorladung erhielt, zum Inhalt wollte es sich nicht äußern.

Wegen der Geschäftsbeziehungen zu Trump haben auch Mitarbeiter der Deutschen Bank Post von Vance erhalten, berichtet insurancejournal. Die Ermittlungen richten sich wohl auch gegen die Bank selbst. Das Finanzhaus habe Trump „jahrzehntelang“ Kredite gegeben und ihm die „Treue gehalten“, schreibt „Die Zeit„. Nun gehe die Deutsche Bank auf Distanz zum amtierenden Präsidenten, der ihr noch „viel Geld schuldet“.

Die Frankfurter fungierten zeitweise als „Hausbank“ des damaligen Immobilienunternehmers und gewährte fortlaufend Kredite. Insgesamt sollen noch 340 Millionen Dollar ausstehen, die „in den nächsten Jahren“  fällig werden. Der damalige Unternehmer hatte die Bank zwischenzeitlich verklagt, da sie zur Finanzkrise im Jahr 2008 beigetragen habe. Wegen dieser Krise sei es ihm nicht möglich, das Geld zurückzubezahlen, wurde von Seiten Trumps argumentiert. Trotz dieses Disputs flossen offenbar weiter Kredite, die New Yorker Bankerin Rosemary Vrablic soll die Geschäfte vorangetrieben haben. Sie hat das Unternehmen Ende vergangenen Jahres verlassen. Eine Anfrage an die Deutsche Bank wegen der Geschäftsbeziehungen seitens VWheute blieb unbeantwortet, es gäbe dazu „keine Stellungnahme“.

Alles in allem versucht die Versicherungs- und Finanzindustrie möglichst viel Raum zwischen sich und den baldigen Ex-Präsidenten zu bekommen. Ob das auch bei einem Wahlsieg so gekommen wäre, wissen nur die Unternehmen selbst.

Nun muss sich Trump seinem zweiten Amtsenthebungsverfahren stellen. Das gab es in der Geschichte der USA noch nie. Der Vorwurf lautet, dass er zum Sturm auf das Kapitol aufgerufen hat. Trump hat nach der Bekanntgabe des Amtsenthebungsverfahrens eine Videobotschaft erlassen, in denen er sich von den Ausschreitungen und den Randalierern distanziert. Wahrscheinlich ein Versuch, der Amtsenthebung zu entgehen, denn bei Erfolg der Enthebung, kann er nicht mehr für das Amt kandidieren. Entscheidend wird sein, wie die republikanische Partei sich verhält. Bei einer Zustimmung zur Amtsenthebung droht der Verlust vieler Trumpanhänger. stimmen sie gegen das Verfahren, verlieren sie Sympathie bei den gemäßigten Republikanern. Eine existenzielle Krise einer der beiden großen Parteien in der amerikanischen Demokratie – eben der von der deutschen Botschaft bezeichnete Tiefpunkt.

Autor: Maximilian Volz

Anmerkung: Ergänzt am 14.01.2020

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