DKM-Roundup: Provisionsdeckel abgewendet und junge Politiker kritisieren GDV und die Versicherungsbranche

Viel beschäftigt: Michael H. Heinz ist Präsident des Bundesverbandes der Dienstleistungswirtschaft (BDWi) und BVK. Quelle: BVK
Es ist Zeit für klare Worte auf der DKM. Der Veranstalter bbg Betriebsberatungs GmbH und der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) laden zur virtuellen Fragerunde. Der BVK hat seine Berlin-Strategie geändert und kam mit jungen Abgeordneten ins Gespräch. Diese sehen die Versicherungswirtschaft wie auch den Dachverband GDV „äußerst kritisch“, wie BVK-Präsident Michael H. Heinz erklärte. Er hat auch eine Tendenz für die kommende Bundestagswahl erspürt. Der Provisionsdeckel ist derweil wohl erstmal vom Tisch.
Der BVK müsse aus der Reaktion – beispielsweise bei der Diskussion um einen Provisionsdeckel – ins Aktive kommen, erklärte Heinz auf der Pressekonferenz. Neben Gesprächen mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, das letzte war vergangenen Freitag, ist der BVK in den letzten Wochen verstärkt mit jungen Abgeordneten „aus den Sozialausschüssen“ in den Dialog getreten. Diese würden die Versicherungswirtschaft und den Dachverband (GDV) „äußerst kritisch“ sehen. Das Gesagte wiederzugeben, stünde ihm nicht zu, aber Mimik und Gestik sprachen Bände. Es müssen sehr deutliche Worte gefallen sein.
Er verschwieg auch nicht, dass die jungen Abgeordneten, eine andere Sicht auf den Versicherungsvertrieb und Vermittler hätten als ältere Generationen. Sie würden sich mehr Technik und Digitales wünschen, die Vermittlerschaft und sein Verband seien zur Wandlung bereit.
In den Gesprächen mit Politikern aus verschiedenen Parteien gäbe es eine gewisse Tendenz zu schwarz-grün, ließ der BVK-Präsident durchblicken. Insbesondere die Grünen würden sich zwar bedeckt halten, aber informell wäre es schon zu Annährungen gekommen.
Kein Deckel!
In den erwähnten Gesprächen mit dem Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) war unter anderem das „Belastungsmoratorium“ Thema. Damit ist gemeint, während der Corona-Krise jegliche Belastungen für Unternehmen und Selbständige zu stoppen, dazu gehört auch die Aussetzung von bestehenden Regularien und die Verhinderung neuer Regeln. Es gehe darum, den Vermittlern in dieser schwierigen Zeit keine „Knüppel zwischen die Beine zu werfen “ erklärte Heinz. Er habe immer gesagt, wenn der Provisionsdeckel nicht bis Ende 2020 auf den Weg gebracht werde, dann ist damit vor der nächsten Bundestagswahl 2021 nicht mehr zu rechnen.
Eine Fragerunde ohne eine kleine Heinz-Spitze wäre ungewöhnlich. Diesmal dauerte es bis zu einer Frage, bis der Präsident ein wenig ins Rollen kam. Angesprochen auf die Vielzahl von Finanz- Makler- und Vermittlungsverbänden und deren (offenbar) mangelnde Zusammenarbeit erklärte er, dass die „Zersplitterung“ bei der „Profilierungssucht anderer Verbände“ nicht verwundern dürfe. Der BVK sei vor allen anderen da gewesen, wachse jährlich um 500 bis 1.000 Mitglieder und stünde „mit vielen, nicht allen Verbänden“ in Kontakt. Eine Befragung hätte zudem gezeigt, dass die Mitglieder mit der Verbandsarbeit weit überwiegend zufrieden sein.
Weiterhin unterstützt der Verband die Klarstellungen zur Weiterbildungspflicht. Die Leitlinie der 19 Punkte umfassenden FAQ’s ist, die Weiterbildungspflicht von mindestens 15 Stunden jährlich dann als Obligatorium zu sehen, sobald man vertrieblich, vermittelnd und beratend tätig ist. Das gilt selbst dann, wenn der Weiterbildungspflichtige, z.B. als Leiter eines Vermittlerbüros, nicht unmittelbar an der Beratung von Kunden beteiligt ist, aber einen gestaltenden Einfluss auf den Versicherungsvertrieb in seinem Unternehmen hat.
„Wir befürworten die Klarstellungen seitens dieser Institutionen, denn damit erhalten Versicherungsvermittler Rechtssicherheit, welche Weiterbildungsangebote anerkannt werden und IDD-konform sind bzw. der Versicherungsvermittlungsverordnung und der Gewerbeordnung entsprechen“, sagt Gerald Archangeli, BVK-Vizepräsident und Vorsitzender des Trägerausschusses der branchenweiten Weiterbildungsinitiative „gut beraten“. Als „bedeutender Vermittlerverband Deutschlands“ haben wir auf die Ausführungen in den FAQ’s Einfluss genommen, damit die Prüfstandards, was als Weiterbildung gilt und was nicht, „bundesweit einheitlich gehandhabt werden“, erklärt er.
Veranstalter zufrieden
Zufrieden mit dem Verlauf der bisherigen DKM zeigte sich Konrad Schmidt, Geschäftsführer des Veranstalters bbg Betriebsberatungs GmbH. Gegenüber seinen ausführlichen Ausführungen am Montag hatte der DKM-Chef natürlich wenig Neues hinzuzufügen. Auf der digitalen DKM sind 10.000 Teilnehmer angemeldet, am ersten Tag waren 6.000 auf der Plattform aktiv und hörten mehrere Vorträge. Er rechnet mit weiteren Anmeldungen in den nächsten Tagen.
Die Veranstaltung, die teilweise auf Amazon-Technik-Dienstleistungen fußt, würde hohe Kosten auslösen, doch die bbg sei ein „gesundes Unternehmen“ und die Besucher würden von einer Leitmesse „zurecht ein hohes Niveau“ erwarten. Dieses digitale Level kann jetzt auch die Branche erreichen, die bbg bietet die Plattform unter der Bezeichnung „DKM 365“ zur Nutzung an. Auch bei der DKM 2021 werde es, auch wenn wieder eine Kontaktmesse in Dortmund geplant ist, „hybride Komponenten geben“.
Autor: Maximilian Volz