Hausbesuch bei Joonko: Ein digitales Finanzportal bricht mit der Preisoffensive der Konkurrenz

Das Führungstriko von Joonko: Eric Lange, Carolin Gabor und Andreas Schroeter. (vlnr.). Quelle: Joonko

Als die Nachricht hereinschneite, dass ein neues „Versicherungsvergleichsportal“ mit Namen Joonko auf den Markt kommt, wurde das redaktionsintern mit einem kurzen Nicken quittiert. Einzig die Namen Carolin Gabor und Finleap ließen kurz aufhorchen, doch nach der Veröffentlichung war die Meldung schon wieder im Meer des Nachrichtenalltags versunken. Ein Besuch bei Joonko in Berlin lässt erahnen, dass das voreilig war.

First things first: Beim Besuch des Unternehmens in Berlin erklärten CMO Andreas Schroeter und Senior PR & Communications Manager Lena Knoblauch mehrmals nachdrücklich, dass das Unternehmen keineswegs ein Vergleichsportal sein wird.

„Joonko ist ein digitales Finanzportal: wir wollen für unsere Kunden die ersten Ansprechpartner in Finanzangelegenheiten sein.“ Also kein Versicherungsfokus, sondern ein ganzheitlicher Blick auf den Finanzmarkt, eben ganz wie die Unternehmensmutter Finleap.

„Wir ersetzen den klassischen Bankberater, bei dem immer mehr Kunden bemängeln, dass er nicht tatsächlich unabhängig ist“, erklärte Schroeter im Berliner Büro mit Insurtech-Chic-Design.

Quelle: Joonko

Mit der Unabhängigkeit ist es in der Finanzwirtschaft so eine Sache. Die Grenzen zwischen Geld und Prinzipien verschwimmen in der Regel recht schnell, doch Joonko will das mit klaren Regeln verhindern.

„Bei uns ist klar, wer mitmacht und wer nicht. Das ist auf unserer Transparenzseite aufgelistet“, erklären die beiden Unternehmensrepräsentanten unisono. „Das Geschäft basiert auf Bestandsprovisionen, diese haben aber keinen Einfluss auf das Ranking“, wurde mehrfach versichert. Die Konditionen für die jeweiligen Versicherungspartner seien „vergleichbar, aber nicht hundertprozentig gleich“.

Dass die selbst aufgestellten Prinzipien eingehalten werden, soll ein Transparenz-Beirat sicherstellen, der zudem bei der „strategischen Ausrichtung“ hilft. Das Gremium besteht aus Vertretern der Wirtschaft, Politik und Verbraucherschutz und soll sicherstellen, dass Kundenorientierung und Transparenz immer eingehalten werden. Mit Brigitte Zypries konnte eine ehemalige Ministerin zur Mitarbeit bewegt werden. „Bei uns gibt es kein gesponsertes Ranking, und keine Werbung. Wir sind unabhängig“, versichert Knoblauch noch einmal.

Der KI-Berater

Alle Transparenz hilft wenig, wenn die Beratung nicht stimmt. In diesem Feld vertraut das Unternehmen – ganz Insurtech- auf die Technik.

Quelle: Joonko

Die Beratung werde „smart geregelt“, also online und datengetrieben. Letztendlich soll es auf „persönlich zugeschnittene Angebote hinauslaufen“, die sich aus den Kundeninformationen kombiniert mit freigegebenen Drittdaten ergeben. „Das wird dazu führen, dass wir personalisierte Empfehlungen geben können. Nichts anderes macht beispielsweise Google-Maps.“

Das Ziel ist (schnelles) lernen

Bis zur Marktmacht von Google ist es noch ein Stückchen. Zunächst hat Joonko ein reines Vergleichsportal für Kfz-Tarife gebaut, und zwar schnell.

Zwischen der Gründung von Joonko und dem Produktlaunch im Oktober 2019 lagen nicht einmal sechs Monate, die Lernkurve war steil. „In weniger als einem halben Jahr haben wir ein tolles Produkt auf die Beine gestellt. Das Ziel war zu lernen, was wichtig ist“, erklärt Schroeter.

Das jetzige Portal werde weiter verbessert und bereits in diesem Jahr sollen weitere Finanzprodukte integriert  werden. Das sei „der nächste logische Schritt auf dem Weg zum digitalen Finanzportal“.

Die Portalidee hat Joonko keineswegs exklusiv, große Versicherer wie die Allianz sind dem Gedanken ebenfalls bereits verfallen. Das Ziel ist es, dem Kunden auf einem Portal ständig und stetig die besten Angebote zu offerieren. Das bedeutet auch, sich im ständigen Wettbewerb zu befinden, denn warum sollte ein Kunde nicht wechseln, wenn ein Mitbewerber bessere Beratung oder Algorithmen bietet.

„Wenn wir nicht das beste Produkt haben, werden die Kunden auf Abstand gehen – auch erfolgreiche Konzerne wie Amazon, Google oder Apple entwickeln sich ständig weiter. Ohne Evolution geht es nicht“, weiß Schroeter. Weiterentwicklung ist gerade in digitalen Zeiten en vogue.

Kein Preiskrieg

In Mode ist auch Check 24, der Platzhirsch in Sachen Vergleichsportal. Die Kunden schätzen das vielfältige Angebot, auch wenn die Münchener gefühlt alle zwei Tage vor Gericht gezerrt werden oder selbst schleifen.

An dieser Stelle tritt ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Joonko gegenüber dem gängigen Vergleichsportal zu Tage. Die Berliner wollen kein Vergleicher, sondern ein Qualitätsberater sein, es geht nicht um den Preis. Zudem soll das Angebot rein auf Finanzprodukte beschränkt bleiben und nicht noch Urlaubs-, Strom- oder Gaspreise enthalten.

Bei Check 24 gehe es vorrangig um den günstigsten Preis. „Bei Finanzen ist aber nicht das günstigste, sondern das beste Angebot von Bedeutung“, führt Schröter aus. Der Mitbewerber müsse trotz der „großen Marktmacht“ nicht „gebrochen werden“, die Zielgruppe der Unternehmen sei divergent.

„Bei Versicherungen geht es um den optimalen Schutz, nicht den günstigsten Preis. Niemand würde z.B. einen Fallschirm für fünf Euro kaufen, nur weil er das günstigste Angebot ist.“ Das klingt selbst im Land der Supersparer nachvollziehbar.

„Wir glauben, dass es im Finanzbereich einen großen Teil an Leuten gibt, die das beste Angebot wollen und sich nicht nur nach dem günstigsten Preis richten.“ Die Zukunft wird die Richtigkeit der Aussage ans Licht bringen.

Autor: Maximilian Volz

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