Assekurata: „Sehr positive“ Wachstumserwartung für Leben

Reiner Will. Quelle: usk

Die deutsche Lebensversicherungsbranche rechnet für fast alle Produkte mit deutlichem Wachstum. Das geht aus einer Umfrage von 47 Assekuranzen hervor, die die Kölner Ratingagentur im Rahmen ihrer „Marktstudie zu Überschussbeteiligung und Garantien 2020“ befragt hat. Düster sieht es hingegen für die Belastungen durch die sogenannte Zinszusatzreserven aus. Die Branche wird nach eine Prognoseberechnung der Analysten trotz einer kürzlichen Reform weiterhin durch hohe Beträge belastet, die für Altverträge reserviert werden müssen.

„Die Stimmungslage in der Lebensversicherung ist in den letzten Jahren besser geworden“, resümierte Assekurata Geschäftsführer Reiner Will. „Das gilt überraschenderweise auch für Fondspolicen ohne Garantien.“ Diese Verträge hätten die Kunden in der Vergangenheit gemieden. Möglicherweise sei aber nun, weil sowohl Verbraucherschützer als auch die Bundesregierung für mehr zusätzlicher Vorsorge über den Kapitalmarkt plädieren, hier ein Umschwung in der Mentalität der Verbraucher eingetreten. Das hoffen scheinbar zumindest die Lebensversicherer.

Für klassische Lebensversicherungen sieht die Branche laut Umfrage keinerlei Chancen mehr. Es ist die einzige Produktgattung, für die die befragten Unternehmen eine „sehr negative“ Wachstumsperspektive sehen. Demgegenüber gilt die Absicherung der Arbeitskraft durch Berufsunfähigkeitsschutz und die betriebliche Altersvorsorge als die stärksten Wachstumsbringer für 2020.

Danach rangieren bereits Fondspolicen mit Garantien sowie die Risikolebensversicherung, die aber traditionell als reiner Risikoschutz wenig zum Umsatz beiträgt. Positiv und mit deutlich mehr Umsatz, wird die sogenannte Neue Klassik eingeschätzt, bei der über das Kollektiv gespart wird, die Garantien aber deutlich abgeschwächt sind. Noch positiv, aber mit weniger Gesamtvolumen wird die Entwicklung von Indexpolicen beurteilt.

Am stärksten lohnt sich Neue Klassik

Mit einem Mustervertrag, mit 25-jähriger Laufzeit, hat Assekurata für die verschiedenen Produktgattungen eine effektive Beitragsrendite nach Kosten ermittelt. Sie liegt für klassische Lebensversicherungen – wenn man alle Parameter in die Zukunft unverändert hochrechnet – bei 2,07 Prozent. Am stärksten lohnen sich danach Verträge für die Neue Klassik. Hier liegt die Beitragsrendite trotz der Niedrigzinsphase immerhin noch bei 2,41 Prozent. „Dabei sollte man sehr auf den Anbieter achten“, rät Will.

Denn geringe Kosten wären „die erste Form des Sparens.“ In der Studie hatten 28 der untersuchten Versicherer ein Produkt der neuen Klassik im Angebot. Damit wurden erstmals klassische Policen überholt. Nur noch 24 Assekuranzen bieten dieses Produkt an. Deutlich fallen hingegen Indexpolicen in der Vergleichsbetrachtung ab. Hier liegt die tatsächliche Rendite bei lediglich 1,7 Prozent, wenn man die sichere Verzinsung betrachtet. Die komplexen Produkte wären stark mit Kosten belastet. „Die Kunden können bei Indexpolicen zwar kein Geld verlieren, doch die Gewinne bei gutem Verlauf werden deutlich abgeschnitten“, erläuterte Lars Heermann, der bei Assekurata die Analyse leitet.

In der Not auch Einmalbeiträge

Beim Sparen über Einmalbeiträge – das Geschäft hat laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stark zu genommen – geben sich die Kunden mit minimalen Zinsen von 1,30 Prozent vor Kosten zufrieden. Da Private Rentenversicherungen noch eine Überschussbeteiligung von 2,29 Prozent erzielen (i.Vj. 2,45) zeige dies, dass hier nicht auf Kosten der langjährigen klassischen Sparer spekuliert werde. Die Bestände wären sauber getrennt. „Gleichzeitig zeigt es die Not der Sparer, die in der Niedrigzinsphase bereit sind, ihr Geld schon für eine kleine positive Verzinsung anzulegen“, so Will.

„Umkippen“ von Lebensversicherer verhindern

Weiterhin stehen die Überschüsse der Versicherer stark unter Druck. Das liegt auch daran, dass die Unternehmen nach Schätzung der Ratingagentur in diesem Jahr zwischen neun und 11 Milliarden Euro für Altverträge mit hohen Garantien in die sogenannte Zinszusatzreserve (ZZR) einlegen müssen. Bis 2030 muss die Branche 151 Milliarden Euro zurücklegen. Damit muss sie die heutige Reserve nochmals verdoppeln. „Es ist erst die Hälfte geschafft“, betonte Experte Heermann. Dafür müssen die Versicherer immer wieder Bewertungsreserven realisieren, indem hochverzinsliche Papiere verkauft werden.

Mittlerweile sind alle Bestände mit einem Rechnungszins ab 2,25 Prozent von der ZZR betroffen. Jüngere Kunden würden so die Altverträge mitfinanzieren. Trotz einer Reform, die das Reservierungsvolumen über einen längeren Zeitraum streckt, könnten einige Lebensversicherer nach Einschätzung der Analysten Probleme bekommen. „Es ist aber immer noch möglich, dass dann Konzerne ihren Lebensversicherer stützen, es eine Rückversicherungslösung gibt oder der Bestand an eine sogenannte Run-Off-Plattform verkauft wird“, so Will. Somit habe die Branche viele Möglichkeiten zu verhindern, dass ein Lebensversicherer aufgrund seiner Altlasten „umkippt“.  

Autor: Uwe Schmidt-Kasparek

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