„Die Dominanz der Allianz muss beunruhigen“: Weinmann spricht von verlorener Dekade in der Lebensversicherung

"Die Neukalibrierung der Zinszusatzreserve hat einige deutsche Lebensversicherer vor desaströsen Geschäftsergebnissen für das Geschäftsjahr 2018 bewahrt […]. Eine harte, aber längst nicht die einzige These mit Sprengkraft, die Prof. Dr. Hermann Weinmann in seiner "Top-12-Lebensversicherer im Vergleich"-Analyse tätigt. Weitere gefällig? Die dominierende Allianz könnte das mangelnde Vertrauen der Kunden in das Produkt LV widerspiegeln und beunruhige aus Wettbewerbsgründen. Hinsichtlich des Beitragswachstum handle es sich in der Branche um "eine verlorene Dekade".

„Die Neukalibrierung der Zinszusatzreserve hat einige deutsche Lebensversicherer vor desaströsen Geschäftsergebnissen für das Geschäftsjahr 2018 bewahrt […]. Eine harte, aber längst nicht die einzige These mit Sprengkraft, die Prof. Dr. Hermann Weinmann in seiner „Top-12-Lebensversicherer im Vergleich“-Analyse tätigt. Weitere gefällig? Die dominierende Allianz könnte das mangelnde Vertrauen der Kunden in das Produkt LV widerspiegeln und beunruhige aus Wettbewerbsgründen. Hinsichtlich des Beitragswachstum handle es sich in der Branche um „eine verlorene Dekade“.

Der Marktanteil der Allianz Lebensversicherung nach Brutto-Beiträgen erreichte im Jahr 2018 einen Wert von 24,7 Prozent. Wiegt man das Beitragsgewicht der Allianz Leben gegen die nachfolgenden Lebensversicherer auf, benötigt man die sechs folgenden Unternehmen, um dieses Gewicht zu stemmen, erklärt Weinmann. Weitere Zuwächse der Münchener werden für dieses Jahr erwartet. Das ist gut für die Allianz, aber nicht für die Branche.

Diese Dominanz eines einzelnen Unternehmens in der Lebensversicherung muss aus Wettbewerbsgründen beunruhigen, schreibt Weinmann. Das Vertrauen in die Allianz Leben könne möglicherweise mit einem „fehlenden Vertrauen in andere Anbieter begründet werden“. Hinzu komme auch die Nervosität im Markt angesichts der „desolaten Zinssituation“ und der geringeren Erwartungen im Hinblick auf die Vertragserfüllung bei „weniger robust aufgestellten Anbietern“.

Einige der Top zwölf größten Lebensversicherer schrumpfen stark. Die Württembergische Lebensversicherung schaffte es unter die Top zwölf mit Bruttobeiträgen von 1.854,1 Mio. Euro, einem Wert, der das Beitragsvolumen früherer Jahre „deutlich unterschreitet“. Dies zeige, dass Mitbewerber, die in den Vorjahren zu den Top 12-Unternehmen zählten, „noch mehr Federn lassen mussten“. Als Beispiele werden HDI Leben, Provinzial Nordwest und Cosmos Leben aufgeführt. 

Immerhin, die Versicherer stehen stabil da, hinsichtlich der Robustheit könne „Entwarnung gegeben werden“. Nicht nur die Allianz Leben sei finanzstark.

Beitragsentwicklung? Fehlanzeige

In Bezug auf die Beitragsentwicklung über die vergangenen zehn Jahre muss man konstatieren, dass es sich bei einigen Lebensversicherern um „eine verlorene Dekade handelt“. Dabei ragen die beiden „Run off-Gesellschaften“ Ergo Leben und Generali Leben mit einem über zehn Jahre durchschnittlichen Beitragsschwund von minus 2,9 Prozent p.a. bzw. minus 2,8 Prozent p.a. heraus.

Aber auch die Axa Leben (-2,2 Prozent p.a.), die Württembergische Leben (-1,2 Prozent p.a.) und der Zurich Deutscher Herold (-1,1 Prozent p.a.) zeigen eine deutliche Schrumpfung. Beziehe man die Profitabilität mit ein, was also bei den Unternehmensträgern als Gewinn realisiert werden konnte, verstärkt sich im Einzelfall der Eindruck eines „desolaten Geschäftsmodells für die Vergangenheit“.

Dem entgegengesetzt ragen die Alte Leipziger Leben (+7,0 Prozent p.a.), die Allianz Leben (+5,4 Prozent p.a.) und die R+V Leben (+3,8 Prozent p.a.) heraus.

Fehlende Transparenz & ein strahlender Sieger

Jeder Versicherer behauptet, transparent zu sein – speziell in der Lebensversicherung. Experte Weinmann sieht das anders. „Wie in den Jahren zuvor ist auch festzuhalten, dass die Lebensversicherung für Vergleichszwecke undurchsichtig ist“, schreibt Weinmann. Insbesondere die Produktgestaltung unterliege nur wenigen Beschränkungen, die eine Vergleichbarkeit fördern könnten. Die Folge sei eine überbordende Produktkomplexität.

Hinzu würden fehlende Kalkulationsvorschriften kommen, insbesondere im Bereich der Vertriebs- und Abschlusskosten. Das alles lade zu dubiosen Gestaltungen ein, die einzelnen Unternehmen und Vermittlern nützen, der Branche aber einen „Bärendienst erweisen und ihrer Reputation schaden“.

Die Gewinner

Wie in jedem Jahr hat Weinmann auch in diesem Jahr einen Gewinner ermittelt, wie in den vergangenen Jahren bekommt die Debeka eine Ohrfeige. Sie wird in der Unterkategorie „Betriebswirtschaftliches Ergebnis 2019“ gemeinsam mit der Bayern-Versicherung als „betriebswirtschaftlich schwach“bewertet.

Doch alle Teilkategorien beiseite, am Ende wird abgerechnet, das ist auch bei „12-Lebensversicherer im Vergleich“ so. Das Ranking, geordnet nach dem betriebswirtschaftlichen Ergebnis und ergänzt um die Verbrauchernote resultiert aus der Analyse für das Jahr 2019 die folgende Rangfolge:

Weinmann, 12 Lebensversicherer im Vergleich 2019

Das Fünfjahresbild

Die Durchschnittsnoten für den Fünfjahreszeitraum (2014-2018) zeigen folgendes Bild:


Weinmann, 12 Lebensversicherer im Vergleich 2019

Die Allianz überragt alle Mitbewerber, ist das der Stärke der Münchener geschuldet oder einem Vertrauensverlust der Kunden gegenüber den Mitbewerbern – in München wird das wenig interessieren.

Im letzten Punkt seiner Analyse kann dem Autor nur zugestimmt werden: „Auch die Resultate 2019 der Lebensversicherer versprechen Spannung.“

Autor: VW-Redaktion

3 Kommentare

  • ….und jetzt nochmal diese Berechnung unterteilt in Einmalbeitragsversicherungen, Fondsgebundenen Versicherungen mit und ohne Garantien, bzw. Klassik.
    Das ergibt dann ein korrektes Bild. Vielleicht auch noch nach allen Kosten-auch Abzüge für Aktionäre und nicht zuletzt den Rentenfaktor. Das ergibt dann den realen Wert für den Kunden und natürlich auch für Makler, die als einzige für das BESTE Produkt des Marktes haften. Schwer möglich, wenn nicht alle Vergleichszahlen vorhanden sind.

  • Makler haften auf dem Papier für das BESTE Produkt, vermitteln es aber sehr oft nicht, sondern jenes, bei dem es höhere Provisionen gibt. Denn wer klagt schon darauf, dass ihm nicht die Allianz vermittelt wurde? Natürlich gibt es auch unter Maklern jene, die ernsthaft nach bestem Gewissen das aus ihrer Sicht beste für den Kunden heraussuchen. Habe nur schon viel zu oft, das Gegenteil gesehen.

  • Gesehen hat man wirklich schon viel. Für das jedoch was so gesehen wurde, wurde jedoch wenig gelernt. Versicherungen gehören in die Obst und Gemüseabteilung eines jeden Supermarktes. Nur dort kann man den Blumenkohl, die Möhren, Wirsing und Co miteinander sauber vergleichen und entscheiden.

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