Kommunale Gebäude unzureichend gegen Klimaschäden abgesichert
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Schulen, Bürgerhäuser oder Sporthallen: Viele kommunale Einrichtungen in Deutschland verfügen über keinen ausreichenden Versicherungsschutz gegen Naturgefahren. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung der Universität Hohenheim im Auftrag des GDV. Angesichts zunehmender Risiken durch Starkregen und Überschwemmungen sehen Experten darin eine wachsende Belastung für Städte und Gemeinden.
„Fallen Rathäuser, Kindergärten oder Feuerwehrhäuser aufgrund des fehlenden Versicherungsschutzes lange aus oder können nur unzureichend wiederaufgebaut werden, trifft das alle Bürgerinnen und Bürger in der Kommune“, warnt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.
Für die Studie wurden Gemeinden in Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen befragt, ob sie ihre Gebäude gegen zusätzliche Elementarschäden abgesichert haben. Die Unterschiede sind erheblich: Während in Baden-Württemberg 70 Prozent der Kommunen eine entsprechende Versicherung abgeschlossen haben, liegt der Anteil in Thüringen bei 55 Prozent, in Hessen bei 50 Prozent. Fachleute führen die vergleichsweise hohe Quote in Baden-Württemberg auf die frühere Versicherungspflicht im Land zurück. Auch bei Wohngebäuden ist das Muster ähnlich: Dort beträgt die Versicherungsdichte 94 Prozent – deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt von 57 Prozent.

Untersucht wurde zudem, inwieweit Gemeinden im Schadenfall auf Unterstützung von Bund und Ländern setzen. „In Hessen haben 31 Prozent der antwortenden Kommunen angegeben, unversicherte Schäden durch Zahlungen von Land oder Bund finanzieren zu wollen“, sagt Jörg Schiller, Professor für Versicherungswirtschaft an der Universität Hohenheim und Mitautor der Studie. „In Baden-Württemberg gaben das 48 Prozent an, in Thüringen sogar 60 Prozent. Mit staatlicher Hilfe ist jedoch nur bei größeren Naturkatastrophen zu rechnen – sich darauf zu verlassen ist riskant.“ Auffällig sei, dass auch Serviceleistungen wie eine schnellere Schadenabwicklung oder Beratungsangebote der Versicherer bislang keinen nennenswerten Anreiz zum Abschluss zusätzlicher Policen schaffen.
„Die Studie zeigt exemplarisch die Versorgungslücke, die wir in Deutschland hinsichtlich Naturgefahren haben“, sagt Asmussen. „Zu wenige Gebäude – private wie kommunale – sind gegen Elementarschäden versichert. Es fehlt an Bewusstsein, wie sehr das eigene Wohnhaus oder die örtliche Schule durch Überschwemmungen gefährdet sein könnten.“
Der Verband fordert ein umfassendes Gesamtkonzept, das Prävention und Klimafolgenanpassung in den Mittelpunkt stellt. Dazu zählen nach Ansicht des GDV verbindliche Vorgaben für risikobewusstes Planen und Bauen, Bauverbote in Überschwemmungsgebieten, ein bundesweiter Naturgefahrenausweis sowie verpflichtende Gefährdungsbeurteilungen im Rahmen von Baugenehmigungen.
Autor: VW-Redaktion
