Sanktionsdruck: Chinesischer Versicherer stellt Geschäfte mit Russland ein
Der Handel zwischen Russland und China ist Berichten zufolge seit 2021 um 121 Prozent gestiegen. Auch Assekuranzhäuser, die Exportlieferungen gegen das Risiko von Zahlungsausfällen versichern, profitieren davon. Chinas staatlicher Versicherer Sinosure machte bislang damit gute Geschäfte, aber schränkt diese nun ein – zum Unmut russischer Firmen.
Die russische Wirtschaftszeitung Wedomosti veröffentlichte am 5. November unter Berufung auf vier ungenannte Quellen aus Importunternehmen die News, dass russische Firmen Probleme mit Sinosure hätten. Sinosure habe etwa verschiedene russische Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt – eine Zusammenarbeit sei so nicht weiter möglich.
Der staatlich finanzierte Versicherer wurde 2001 gegründet, um Pekings Handelsentwicklung und -zusammenarbeit zu fördern. Wenn ein ausländischer Importeur mit einem chinesischen Lieferanten einen Zahlungsaufschub vereinbart, wendet er sich an Sinosure, um die Lieferung zu versichern. Bis Ende 2023 hatte Sinosure nach eigenen Angaben kumulativ mehr als 7,98 Billionen US-Dollar an in- und ausländischem Handel und Investitionen unterstützt, Kreditversicherungsdienstleistungen für über 310.000 Unternehmen erbracht und insgesamt 21,69 Mrd. US-Dollar an Forderungen ausgezahlt.
Dass Sinosure seine Geschäfte mit russischen Firmen zurückfährt, könnte daran liegen, dass einige zuvor in Zahlungsverzug geraten waren oder sich im Zahlungsverzug befinden. Insofern reduziert man hierbei das Risiko. Wahrscheinlich ist jedoch die Angst vor westlichen Sekundärsanktionen. Die USA drohen allen Finanzinstituten, die Geschäfte mit der russischen Kriegswirtschaft machen, mit Konsequenzen in Form von Sekundärsanktionen. Das ist ein gängiges Instrument, um den Primärsanktionen mehr Wirkung zu verleihen. Diese Drohungen zeigen bereits Wirkung. Chinas Großbanken wie die Bank of China, die ICBC, die China Construction Bank und die Agricultural Bank habe bereits im Frühsommer ihr Russlandgeschäft deutlich heruntergefahren. Der Zahlungsverkehr zwischen Russland und China ist somit schwieriger geworden, wobei der Handel untereinander nach wie vom boomt, weil das Geschäft inzwischen kleinere chinesische Banken übernommen haben, die keine US-Beziehungen unterhalten. Auch die EU hat im 13. Sanktionspaket Sekundärsanktionen erlassen. Neben China oder Indien sind auch die Türkei oder die Vereinigten Arabischen Emirate betroffen.
Chinas Großbanken oder auch Versicherer sind nicht so abhängig vom Russland-Geschäft und können sich daher einen Rückzug leisten. Russland hingegen ist wegen des Ukrainekrieges isoliert. Europa und Amerika sind als Handelspartner weggefallen, der Fokus richtet sich seitdem stark auf China und Indien. All die westlichen Firmen, die Russlands Markt verlassen haben, werden mit chinesischen Marken ersetzt – vor allem die Autos. Mit Beginn des laufenden Jahres belief sich der Marktanteil chinesischer Autos in Russland auf 56 Prozent.
Autor: VW-Redaktion