FDP-Politiker Florian Toncar will private Altersvorsorge „zum Fliegen bringen“

Der FDP-Politiker Florian Toncar ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Quelle: Bundesministerium der Finanzen / Photothek

Versicherungsmakler Bastian Kunkel, Gründer von Versicherung mit Kopf, hat Staatssekretär Florian Toncar (FDP) zu den Details der geplanten Reform der privaten Altersvorsorge befragt. Im Gespräch erklärte der Politiker, wie es aktuell um den Gesetzgebungsprozess bestellt ist, wer von der Reform profitieren soll und worauf es ankommt, damit das Großvorhaben der Ampel zum Erfolg wird.

Herzstück der von der Branche sehnlichst erwarteten Reform ist die Einführung des Altersvorsorgedepots. Es soll die private Altersvorsorge kapitalmarktaffiner machen, mit ETFs, Fonds und Aktien als Basis. Von dem neuen Produkt verspricht sich Toncar nicht nur eine einfachere Verwaltung, sondern auch eine stärkere Belebung des Altersvorsorgemarkts. „Wir werden viel Wettbewerb dahinter haben“, sagte Toncar im Youtube-Interview mit Kunkel. So bekäme man auch die Kosten herunter, befand der FDP-Politiker, da das Altersvorsorgedepot stark standardisiert sei. Der Vertrieb könne über Neobroker, Banken, Versicherer erfolgen. Abschlüsse sollen außerdem sowohl online als auch über klassische Versicherungsvermittler, möglich sein.

Steuerfreie Einzahlungen sollen Toncar zufolge bis zu einem definierten Höchstbetrag von voraussichtlich 3.500 Euro möglich sein. Zu einer Verdopplung der Förderung wird sich die Ampel demnach nicht durchringen. Die bisherige steuerfreie Einzahlung bei der Riester-Rente beträgt 2.100 Euro. Zusätzlich sind Zulagen für Menschen mit geringerem Einkommen, Berufseinsteiger und Familien geplant.

Ein weiteres Ziel der Reform ist der Abbau von Bürokratie. Im Zuge der Standardisierung und Vereinfachung der neuen Produkte sollen sie kostengünstiger und renditestärker werden. „Ohne Bürokratieabbau werden wir die neue Produktwelt nicht zum Fliegen bekommen“, betonte der Staatssekretär im Video-Gespräch und erklärt gegenüber Kunkel, dass man die Bürokratie „in den Griff“ bekommen werde.

Das Altersvorsorgedepot soll zudem mehr Flexibilität in der Auszahlungsphase ermöglichen. Demnach sind Auszahlungspläne bis zum 85. Lebensjahr möglich. Bestehende Riester-Verträge genießen Bestandsschutz, sie können aber auch in das neue Produkt überführt werden. Der Beitragserhalt, der den Versicherern wegen der hohen Kosten schon lange ein Dorn im Auge ist, soll von 100 Prozent auf 80 Prozent sinken, auch der komplette Wegfall von Garantien ist möglich. Dies soll höhere Renditen für die Sparer ermöglichen.

Zugleich soll es möglich sein, Riester-Verträge mit 80 Prozent Beitragsgarantie abzuschließen oder den bestehenden Vertrag auf Wunsch auf ein 80 Prozent-Garantieniveau zu senken.

Eine weitere wichtige Neuerung ist die Einführung einer Altersvorsorgepflicht für Selbstständige nach der Gründungsphase. Selbstständige sollen demnach die Möglichkeit haben, aus der gesetzlichen Rentenversicherung herauszuoptieren und in andere geeignete Vorsorgeprodukte zu wechseln, etwa in die Basisrente.

Auch steuerlich gibt es Anpassungen: Der Sparerpauschbetrag soll langfristig an die Inflationsentwicklung angepasst werden. Die nachgelagerte Besteuerung bei privaten Altersvorsorgeprodukten bleibt bestehen.

Der Zeitplan sieht vor, dass der Reformentwurf im Sommer 2024 veröffentlicht wird. Nach Anhörungen im Herbst sollen die Beratungen in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden. Die neuen Regelungen sollen ab dem 1. Januar 2026 in Kraft treten. „Das ist unser Ziel“, betonte Toncar. Makler Kunkel schien zufrieden. Im Anschluss des Gesprächs lobte er: „Mit diesen umfassenden Neuerungen wird ein wichtiger Schritt getan, um die Altersvorsorge in Deutschland zukunftssicher zu machen.“

Autor: VW-Redaktion

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