Großangriff auf DVAG und ihre Unterstützer in der CDU und FDP

Coverbild des Dossiers zur DVAG von Bürgerbewegung Finanzwende.

Viele Enthüllungen von ehemaligen Vermögensberatern prallen an der DVAG ab. Die Bürgerbewegung Finanzwende versucht in einem 22-seitigen Dossier dennoch noch mal alle Argumente zu sammeln, die den Finanzvertrieb ins schlechte Licht rücken. Die Vorwürfe zu den „überteuerten Produkten“ und „sektenähnlichen Strukturen“ sind bekannt. Deshalb adressieren die Verbraucherschützer mit dem Papier vielmehr die Politiker von CDU und FDP, die Spendengelder der DVAG annehmen. Auch die Generali wird kritisiert.

Die Bürgerbewegung Finanzwende formuliert in dem am Mittwoch veröffentlichten Dossier drei Hauptgründe, „um der DVAG den Rücken zu kehren“ – so der Titel. Die Vorwürfe sind allseits bekannt und stammen überwiegen aus dem Buch „Verraten und verkauft“ von Wolfgang Dahm. Ähnliches enthüllte auch der Spiegel im Jahr 2019 als er zwei ehemalige DVAGler interviewte. ZDF-Satiriker Jan Böhmermann wiederholte all diese Anschuldigungen, sodass auch die Finanzwende sogar auf ihn als Quelle verweist.

Immerhin wird nicht nur das Geschäftsmodell der DVAG kritisiert, sondern auch diejenigen, die die Rahmenbedingungen für ein solches Geschäftsmodell festlegen: die Politiker. Unlängst hat die VWheute-Redaktion dazu ebenfalls ein Kommentar verfasst.

Laut Lobbypedia ist die DVAG der drittgrößte Parteispender hierzulande, nur der Verband Gesamtmetall und BMW spendeten seit 2000 mehr. „Profitiert hat davon vor allem die CDU: Über die Jahre hat sie 64 Prozent aller DVAG-Spenden (über 5,4 Millionen Euro) kassiert, gefolgt von der FDP mit 27 Prozent (über 2,2 Millionen Euro). Aber auch Grüne und SPD werden zunehmend umgarnt“, heißt es im Dossier. Es werden einige Politikwissenschaftler zitiert, wonach die Geldspender ja von den Parteien etwas im Gegenzug erwarten. Das Dossier nennt ein Beispiel: „Vor wichtigen politischen Entscheidungen kommt es manchmal zu besonders hohen Spenden. Zum Beispiel beim Anlegerschutzgesetz 2010/11: Es wurde durch die Finanzlobby massiv verwässert und durch auffällig hohe DVAG-Spenden an die Regierungsparteien CDU und FDP begleitet.“ Auch wie stark sich Politiker wie Bundesfinanzminister Christian Lindner und Europaabgeordneter Markus Ferber gegen das jüngste Provisionsverbot einsetzten, wird als weiteres Beispiel genannt. Dazu berichtete ebenfalls VWheute.

Weiterer Punkt: Ohne die Unterstützung anderer großer Konzerne, würde die DVAG nicht so mächtig sein, argumentieren die Verbraucherschützer. „Konzerne wie der Versicherer Generali oder die Deutsche Bank mit ihrer Tochter DWS brauchen einen möglichst provisionshungrigen Vertrieb, um Produkte in den Markt zu drücken. Die Lobbybudgets und -netzwerke dieser Anbieter wiederum gehören zu den größten in der Bundesrepublik.

Das recht einseitige Dossier fasst viele Aspekte auf, ohne in die Tiefe zu gehen. Die Wirkung wird wohl verpuffen. Das Provisionsverbot ist vom Tisch und die DVAG erzielt weiterhin neue Rekordergebnisse. Aber die Finanzwende gibt nicht auf und schreibt im Schlussabschnitt: „Als Bürgerinnen dürfen wir uns nicht damit abfinden, dass die DVAG seit Jahrzehnten damit durchkommt, Kritik an sich abperlen zu lassen. Es wäre schon viel erreicht, wenn mehr geschädigte Verbraucherinnen und Vermittlerinnen der DVAG den Rücken kehren würden und namhafte (Ex-)PolitikerInnen sich nicht mehr vor den Karren der DVAG spannen ließen. Politisch muss die Finanzlobby endlich in ihre Schranken gewiesen werden. Es braucht, unter anderem, endlich ein Provisionsverbot in der EU und noch strengere Transparenzregeln bei Parteispenden. Finanzwende arbeitet daran.“

Autor: David Gorr

Ein Kommentar

  • Die Forderung nach einem Provisionsverbot ist geradezu lächerlich, so wie eine normale Provision nur eine geringe Auswirkung die Rendite hat. Das ist zugegeben bei der DVAG etwas anderes. Aber alle über diesen Kamm zu scheren ist dumm und ignorant. Alles andere sind Behauptungen, die leicht zu widerlegen sind. Die Argumente gegen ein Provisionsverbot sind wesentlich stichhaltiger. Andererseits wäre ich gerne bereit auf Honorarbasis für eine Privathaftpflichtberatung und Selektion 2 Stunden zu je € 175,00 plus MWst. zu verlangen. Alle sind zufrieden. Bei der bAV sieht es schon anders aus. Unter € 4.000,00 könnte keine umfassende Beratung und Antragsgestaltung stattfinden. Welcher Arbeitnehmer ist bereit das sofort zu bezahlen? Immerhin erwirbt er ja eine Beratungsgarantie bis zum Vertragsende, z.B. 35 oder 40 Jahre. Diese wären z.B. Arbeitgeberwechsel, Elternzeitunterbrechung, Krankheitsunterbrechung, Nachberatung. Dafür müsste er bei einer Honorarberatung auch wieder zahlen, nämlich genau die € 175,00 plus MWst. Was soll das? Immer hin käme es zu keiner Stornohaftung mehr. Wissen die Leute was es für einen Berater bedeutet für z.B. 10 Verträge mit einer zurück gelegten Laufzeit von 15 Monaten in die Stornohaftung zu kommen? Das Erlebnis wünsche ich jedem Angestellten einmal im Jahr.

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