Allianz Trade rechnet mit deutlichem Anstieg der Insolvenzen

Die Allianz Trade rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Firmenpleisten in Deutschland. Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Folgen der Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die hohen Energiepreise setzen vielen Unternehmen derzeit besonders zu. Gestörte Lieferketten setzen die Cashflows von Unternehmen zusätzlich unter Druck. Laut Allianz Trade steigen die Unternehmenspleiten weltweit wieder deutlich an. Die Experten gehen daher von einem Anstieg der weltweiten Pleiten um zehn Prozent im laufenden Jahr und 19 Prozent im kommenden Jahr aus.

In Deutschland dürfte der Anstieg mit fünf Prozent im Jahr 2022 und weiteren 17 Prozent im Jahr 2023 auf dann 17.150 Fälle im Vergleich etwas moderater ausfallen – und von niedrigem Niveau kommend, so der Kreditversicherer weiter. Allerdings würden die aktuellen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen bereits als Puffer wirken: Laut Allianz Trade bremsen sie den Anstieg der Insolvenzen 2022 und 2023 in Europa und Deutschland erheblich.

Europa verzeichne dadurch rund zehn Prozentpunkte weniger Pleiten, in Deutschland sind es sogar zwölf Prozentpunkte weniger. Dies seien umgerechnet 2.600 deutsche Unternehmen, die dadurch vor der Pleite gerettet werden. Sollte sich die Energiekrise noch weiter verschärfen und die Rezession stärker ausfallen als bisher erwartet, reichen die aktuellen Maßnahmen zum Abfedern einer Pleitewelle allerdings nicht aus und es könnten deutlich mehr Insolvenzen drohen.

„Angesichts der zahlreichen aktuellen Herausforderungen ist es keine Überraschung, dass Insolvenzen wieder deutlich anziehen. Es handelt sich hierbei allerdings zunächst um eine sukzessive Normalisierung des Insolvenzgeschehens. 2023 dürften die weltweiten Insolvenzen in etwa das Niveau von vor der Pandemie erreichen. Deutschland zeigt sich im internationalen Vergleich vergleichsweise robust, auch wenn die aktuellen Herausforderungen nicht spurlos an der hiesigen Wirtschaft vorbeigehen: Auch in Deutschland zeichnet sich erstmals wieder ein merklicher Anstieg ab, wenngleich weniger stark als in vielen Nachbarländern. Insgesamt sind die Aussichten für ganz Europa aber alles andere als rosig.“

Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Neben Deutschland verzeichnen allerdings auch die USA, China, Italien und Brasilien bisher noch ein anhaltend niedriges Insolvenzniveau. In den meisten Ländern ist die Trendwende allerdings bereits erfolgt, insbesondere in wichtigen europäischen Märkten wie Großbritannien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Belgien und in der Schweiz. „Steigende Insolvenzen sind in den meisten Ländern schon Realität. Auf die wichtigsten europäischen Märkte entfallen zwei Drittel des Anstiegs. Weltweit verzeichneten die Hälfte der von Allianz Trade analysierten Länder im ersten Halbjahr 2022 einen zweistelligen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen“, sagt Maxime Lemerle, Chefanalyst für Insolvenzen bei Allianz Trade.

Europa könnte daher in den nächsten zwei Jahren besonders stark vom Anstieg der Insolvenzen betroffen sein: Allianz Trade erwartet ein deutliches Plus in Frankreich (+46 Prozent im Jahr 2022; +29 Prozent im Jahr 2023), Großbritannien (+51 Prozent; plus zehn Prozent), Deutschland (plus fünf Prozent; +17 Prozent) und Italien (minus sechs Prozent; +36 Prozent). Bereits 2022 dürfte Europa das Niveau von vor der Pandemie bei den Unternehmensinsolvenzen übertreffen (plus fünf Prozent). Auch China dürfte im Jahr 2023 rund 15 Prozent mehr Insolvenzen verzeichnen. In den USA rechnet Allianz Trade mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 38 Prozent im kommenden Jahr als Folge der strafferen geld- und finanzpolitischen Bedingungen.

Autor: VW-Redaktion

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