„Es mangelt an Messgrößen“: Versicherer verheddern sich im Ethikdschungel

Was ist gut und was ist böse? Nachhaltigkeit wird für Versicherer zum Problem. Bildquelle: Fathromi Ramdlon auf Pixabay.

Die Versicherungsbranche will nachhaltig und fair sein. Doch was ist noch ethisch vertretbar und wo beginnt die No-Go-Area?  Wie die Häuser in den Feldern Unternehmens- und Anleihen-Investitionen vorgehen, haben sie nun verraten. Es zeichnet sich ein Trend ab, statt auf Drittmeinung setzen die Häuser zunehmend auf Eigenverantwortung.

Es ist festzustellen, dass Ausschlusskriterien für Papiere der öffentlichen Hand noch nicht so etabliert sind wie im Bereich der Unternehmen, erklärt Assekurata. Zum anderen ergibt sich ein vergleichsweise heterogenes Bild, was die Auswahl der Kriterien angeht. Mit 60 % schließen Versicherungsunternehmen am häufigsten autoritäre Regime aus. Danach folgen Menschenrechtsverletzungen und Kinderarbeit.

Die No-Gos für Versicherer. Quelle: Assekurata

Allerdings sei die Definition klarer Ausschlusskriterien für die Staaten deutlich schwieriger als im Fall von Unternehmen. Bei Unternehmen ist die Tätigkeit in Branchen wie der Waffenproduktion oder der Kohleenergieerzeugung einfach. Komplexer ist es, herauszufinden, wann ein Staat als korrupt einzuordnen ist. ESG-Datenanbieter wie MSCI, ISS ESG oder Sustainalytics liefern Antworten in Form von ESG-Ratings oder ESG-Performance-Scores in den entsprechenden Themenbereichen. Zudem gibt es diverse Nichtregierungsorganisationen (NGO), die Einschätzungen auf Basis ihrer Recherchen öffentlich zur Verfügung stellen. Einige Kapitalanleger nutzen diese Scores und legen einen Schwellenwert fest, unterhalb dessen Staaten ausgeschlossen werden.

Problem Unternehmensinvestition. Quelle: Assekurata.

Neben den vorgestellten Ergebnissen für das Instrument der Ausschlüsse und Screenings hat Assekurata die Kapitalanleger ebenfalls zur Verwendung von Maßnahmen der ESG-Integration befragt. Dabei geht es im Wesentlichen darum, ob sie bei der Investitionsentscheidung neben typischen Risiko- und Renditekennzahlen auch nicht finanzielle Informationen wie ESG-Ratings oder ESG-Rohdaten berücksichtigen.

Messgrößenmangel

Von den 20 antwortenden Unternehmen gaben 40 % an, dass sie keinen Integrations-Ansatz für die Investition in Unternehmen besitzen. Bei den restlichen Unternehmen spielt vor allem die Betrachtung von ESG-Ratings eine wesentliche Rolle. Diese werden von der Hälfte der teilnehmenden Versicherer betrachtet. An zweiter Stelle steht der CO₂-Fußabdruck der Unternehmen, was auf einen starken Fokus auf den Aspekt Klima hindeutet. Dazu muss jedoch laut Assekurata erwähnt werden, dass es für andere Umweltthemen (z.B. Biodiversität) und soziale Aspekte häufig an allgemein akzeptierten und breit verfügbaren Messgrößen mangelt. Mehr und mehr gehen Versicherer zudem dazu über, auf Basis verschiedener Datenpunkte eine eigene ESG-Bewertung vorzunehmen.

Im Bereich der Investitionen in Staaten sind ESG-Integrations-Ansätze noch weniger verbreitet. So meldeten 12 von 18 Unternehmen, die diese Frage beantwortet haben, dass sie keinen Integrations-Ansatz verwenden. Als wichtigste Datenquelle manifestieren sich auch bei den Staaten ESG-Ratings, die immerhin von einem Drittel der Versicherer verwendet werden. Betrachtungen von CO₂-Daten, ESG-Performance-Scores und eigene ESG-Bewertungen spielen lediglich eine untergeordnete Rolle.

Nachhaltig in Staaten investieren? Quelle: Assekurata.

Autor: VW-Rewdaktion

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