Risiko Lieferketten: Wie resilient sind die Versicherer gegen einen Lockdown?

Neue Analyse von AGCS zum Schadenaufkommen in der Schiffsversicherung. Quelle: Bild von Julius Silver auf Pixabay

Durch die Corona-Pandemie wird das Risiko aus Lieferketten nach Einschätzung der Allianz Global Corporate & Speciality (AGCS) stärker als bisher in den Fokus gerückt. „Die Pandemie gibt der gesamten Industrie Anstoß, die ein oder andere Strategie bei ihren Lieferketten zu überdenken und zu überprüfen. Ich denke, dass sich bei den Lieferketten etwas ändern muss. Das wird aber nicht von Heute auf Morgen gehen“, sagte Ahmet Batmaz, Head of Risk Consulting Central and Eastern Europe der AGCS bei einer Fachveranstaltung des Gesamtverbandes der versicherungsnehmenden Wirtschaft e.V. (GVNW).

Durch die partiellen oder auch vollständigen Lockdowns bekomme das Risiko aus global vernetztem und komplex arbeitsteiligem Wirtschaften mehr Aufmerksamkeit. Nach Aussage von Batmaz werden die finanziellen Auswirkungen von Abhängigkeiten in der eigenen Produktion noch selten aufbereitet. Die verschiedenen Stakeholder der Unternehmen hätten sich zwar mit dem Thema nach den Erfahrungen des Jahres 2011 mit Lieferengpässen durch das Erdbeben in Japan und die Flut in Thailand 2011 angefangen auseinander zu setzen, es gebe beim Lieferketten-Risikomanagement aber noch einiges zu tun. „Krisenplanung kann man aber gar nicht oft genug thematisieren“, sagte Ralf Dumke, Head of Allianz Risk Consulting Property 1 der AGCS.

Seiner Erfahrung nach sind Unternehmen, die sich damit intensiv beschäftigen, auch seltener von Betriebsunterbrechung infolge von Problemen in der Lieferkette betroffen. Die Unternehmen sollten für sich selbst definieren, wie resilient sie gegen entsprechende Lieferengpässe aufgestellt sein wollen. Pandemie sei in der klassischen Sachversicherung nicht gedeckt, so Dumke.

Er schließt aber nicht aus, dass sich hier etwas ändern wird. Corona werde sicherlich nicht die letzte Pandemie sein. Im Hinblick auf den internationalen Wettbewerb sei nicht davon auszugehen, dass es zu einer kompletten Rückverlagerung ins Inland kommen wird. „Quick wins“ seien aber mit zusätzlicher Lagerhaltung oder der Qualifizierung von Zweit- und Drittlieferanten zu erreichen.

Bei der Abfrage für Allianz Risk Barometer nannten die Teilnehmer in den Jahren 2013 bis 2019 die Betriebsunterbrechnung als ihr größtes Risiko. 2020 wurden erstmals Cyber-Gefahren noch mehr gefürchtet. Batmaz erwartet, dass mit der Digitalisierung und dem Internet of Things sich die Transparenz in den tief und weit verzweigten Lieferketten automatisch erhöht. Damit wachse allerdings auch die Gefahr von Cyberangriffen.

Autorin: Monika Lier

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