Anleger fürchten unklaren Ausgang der US-Präsidentschaftswahl

Weißes Haus in Washington D.C.: Versicherer bekommen Gehör in der Debatte um Cyberrisiken. Quelle: Bild von Julius Silver auf Pixabay

Am Dienstag entscheiden die Wähler in den USA über die Frage, wer in den kommenden vier Jahren das Sagen im Weißen Haus haben wird. Die Anleger fürchten allerdings den Worst Case, dass sich ein abgewählter Präsident Donald Trump weigern könnten, dem neuen Präsidenten Joe Biden den Platz zu überlassen.

Laut einer aktuellen Umfrage des Assetmanagers Moventum wäre ein solcher Wahlausgang ein Horrorszenario für die Märkte. „Wenn am 3. November 2020 die Zahlen nicht eindeutig ausfallen, wenn eine oder gar beide Seiten Unregelmäßigkeiten beim Wahlablauf sehen, wenn die Briefwahlstimmen erst später dazu gezählt werden, dann ist ein solches Szenario möglich“, sagt Michael Jensen, Head of Asset Management und Managing Director bei Moventum Asset Management S.A.

Immerhin fünf Prozent der Anleger rechnen demnach mit einem solchen Szenario. Die überwiegende Mehrheit von 45 Prozent rechnet hingegen mit einem Wahlsieg des demokratischen Herausforderers Biden sowie einer Mehrheit der Demokraten in beiden Häusern des US-Kongresses. Für die Anleger wäre dies laut Jensen eine Kaufgelegenheit für Aktien, denn langfristig würde Biden ein umfangreiches Infrastrukturpaket auf den Weg bringen, das die Börsen beflügeln könnte. Höhere Staatsausgaben und auch Steuererhöhungen könnten allerdings für Inflation sorgen, negativ für den Dollar und auch für US-Anleihen.

30 Prozent der Anleger rechnen jedoch damit, dass Trump Präsident bleibt, das Repräsentantenhaus demokratisch und der Senat republikanisch dominiert sind. Dieser Wahlausgang läutete eine Phase des wirtschaftlichen Stillstands, aber der internationalen Eskalation ein, so Moventum. Die Börsen würden sich kurz freuen, dann aber in eine Abwärtsbewegung rutschen, wenn Trump Handels- und Technologie-Kriege mit China anzettelt. Es käme wohl auch zu weiterer Deregulierung im Finanz- wie im Energiesektor, die Spaltung der US-Gesellschaft würde sich verschärfen. „In jedem Fall wäre national wie international der Krisenmodus aktiv – Gift für die Börsen“, so Jensen.

Nur 20 Prozent der befragten Anleger rechnen damit, dass Biden zum Präsident gewählt wird, das Repräsentantenhaus demokratisch und der Senat republikanisch dominiert werden. Dies hätte laut Moventum Stillstand zur Folge. Aktien würden nach der Wahl kurz haussieren, dann aber angesichts fehlender Perspektiven seitwärts dümpeln.

Quelle: Statista

Aktuellen Umfragen zufolge liegt Biden derzeit etwa acht bis zehn Prozentpunkte vor Amtsinhaber Trump. Der Haken: Entscheidend für den Ausgang der Wahl sind jedoch die Ergebnisse in den 50 Bundesstaaten. Je nach Größe des Bundesstaats können die Wahlberechtigten unterschiedlich viele Wahlleute wählen. Größere Bundesstaaten sind besonders wichtig für einen Wahlsieg: Überwiegen die Wahlleute einer Partei in einem Bundesstaat, dann gewinnt der Präsidentschaftskandidat alle Wahlleute dieses Staates. Nur in 24 Bundesstaaten sind die Wahlleute frei in ihrer Entscheidung und können entgegen der “popular vote”, also der Mehrheit in ihrem Bundesstaat, abstimmen. In der Praxis passiert das aber nur sehr selten.

Autor: VW-Redaktion

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