Politische Gewalt wird für Versicherer zum Problem

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Zivile Unruhen, geopolitische Spannungen und eine wachsende Polarisierung belasten die globale Wirtschaft. Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen zählen zivile Unruhen und kriegerische Konflikte inzwischen zu den größten Bedrohungen für ihre Geschäftstätigkeit, wie aus dem aktuellen Bericht der Allianz hervorgeht. Versicherer beobachten die Entwicklung mit wachsender Besorgnis.
Bereits im diesjährigen Allianz Risk Barometer rangierte das Thema „Politische Risiken und Gewalt“ zum dritten Mal in Folge unter den zehn bedeutendsten Geschäftsrisiken weltweit. Ein zentraler Treiber dieser Entwicklung: Seit 2017 wurden weltweit über 800 relevante Anti-Regierungsproteste in mehr als 150 Ländern verzeichnet – 160 davon allein im laufenden Jahr. Knapp 30 Protestbewegungen dauerten dabei länger als drei Monate. Regionale Krisenherde wie der Balkan und die Türkei sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.

Die politischen Weichenstellungen nach dem Superwahljahr 2024 könnten diese Dynamik weiter verschärfen. Experten warnen vor einem Anstieg politischer Instabilität infolge von Regierungswechseln, Richtungsentscheidungen oder wirtschaftlichen Verwerfungen im Zuge globaler Handelskonflikte.
„Politische Gewalt bleibt laut Allianz Risk Barometer ein Top-10-Risiko, weil Politik zunehmend als populistisch und polarisierend wahrgenommen wird. Hinzu kommen eine nationalistische Geopolitik, eine sich verändernde Weltordnung, wirtschaftliche Auseinandersetzungen sowie eine wachsende Ungleichheit bei den Vermögen“, sagt Srdjan Todorovic, Head of Political Violence and Hostile Environment Solutions bei Allianz Commercial. „Politische Gewalt kann Unternehmen auf vielfältige Art und Weise negativ beeinflussen: Durch die Gefährdung von Mitarbeitern und Kunden über Betriebsunterbrechungen bis zur Sachbeschädigung.“

Im Vordergrund stehen sogenannte SRCC-Risiken – also Strikes, Riots, and Civil Commotion. In Ländern wie Kolumbien, Frankreich, Südafrika und den USA gelten sie laut Allianz als bedeutendste Gefahrenquelle für Unternehmen.
Die Zahl solcher Ereignisse habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen: In den 20 am stärksten betroffenen Ländern wurden allein 2024 über 80.000 Vorfälle registriert. Neben den USA zählen Indien, Frankreich, Deutschland, Spanien und die Türkei zu den Hotspots politischer Gewalt.
Versicherer ihrerseits beobachten diese Entwicklung mit wachsender Besorgnis. Die Schadenssummen steigen – auch in Industriestaaten. Die Unruhen in Chile und Südafrika in den vergangenen Jahren führten laut Allianz zu versicherten Schäden von mehr als zehn Milliarden US-Dollar. In einigen Regionen erreichen die Schäden infolge politischer Gewalt inzwischen das Ausmaß von Naturkatastrophen oder übersteigen dieses sogar.

„Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen bewerten Kriege und Unterbrechungen der Lieferkette als größte politische Risiken. Diese Werte überraschen vor dem Hintergrund der geopolitischen Lage Deutschlands und der innenpolitischen Polarisierung nicht. Die zunehmende Unsicherheit und Frustration spiegelt sich im rasanten Zuwachs an Protesten oder Aufständen wider. Über 4.000 Vorfälle 2024 unterstreichen, welches Ausmaß politische Risiken angenommen haben“, so Todorovic weiter.
Terroristische Bedrohungslage verschärft sich
Neben Protesten und sozialen Unruhen gewinnen auch terroristische Aktivitäten wieder an Brisanz. Insbesondere in Europa hat sich die Bedrohungslage durch islamistisch motivierte Anschläge in den vergangenen zwölf Monaten verschärft. Die Zahl der Angriffe ist im Westen um 63 Prozent gestiegen – mit Europa als traurigem Spitzenreiter: 67 Anschläge wurden bislang 2024 gezählt, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.
Auch rechtsextremistisch und linksextremistisch motivierte Taten nehmen zu. In Deutschland richten sich linksextreme Angriffe vermehrt gegen Unternehmen, die als Klimasünder oder Symbol wirtschaftlicher Ungleichheit gelten. In den USA zählt politisch motivierte Gewalt weiterhin zu einem dominierenden Sicherheitsrisiko für Firmen.
Autor: VW-Redaktion