Fitch: Europas Versicherer nicht immun gegen Trumps Zölle

US-Präsident Donald Trump (Bildquelle: Gage Skidmore/flickr/https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)

Obwohl Versicherer in der EMEA-Region nicht unmittelbar von den jüngsten US-Zöllen betroffen sind, ist die Situation laut einer aktuellen Einschätzung von Fitch Ratings gefährlich. Die indirekten Effekte der protektionistischen Maßnahmen und der damit einhergehenden geopolitischen Spannungen belasten die Branche erheblich. Die Perspektiven für die Kapitalanlagen der Versicherer zum Beispiel bleiben von hoher Unsicherheit geprägt.

Fallende Aktienkurse, zunehmende Kreditrisiken sowie potenziell steigende Zahlungsausfälle drohen Marktwertverluste zu verursachen, die selbst gut kapitalisierte Anbieter fordern könnte, berichtet Fitch. Zugutekommt der Branche, dass die derzeit höheren Renditen europäischer Staatsanleihen – im Vergleich zu Ende 2024 – einen Puffer bieten. Vor allem Lebensversicherer profitieren davon, neue Prämien zu attraktiveren Konditionen am Kapitalmarkt anlegen zu können.

Stark exponiert gegenüber einer potenziellen Abschwächung der US-Wirtschaft sowie einem schwächeren US-Dollar sind laut Fitch die großen europäischen Rückversicherer und Versicherer mit Sitz am Londoner Markt. Zwar sei die US-Risikoexponierung überwiegend auf lokale Tochtergesellschaften beschränkt, doch könnten negative Währungseffekte und rückläufige Ergebnisse in den USA spürbare Auswirkungen auf die konsolidierten Kennzahlen haben.

Auch außerhalb der Vereinigten Staaten sehen sich die Volkswirtschaften zunehmenden Belastungen durch schwächeres Wachstum und instabile Wechselkurse gegenüber – Entwicklungen, die sich auch auf das operative Umfeld der EMEA-Versicherer auswirken dürften. Eine anhaltende Marktvolatilität oder ein wirtschaftlicher Abschwung könnten für europäische Lebensversicherer signifikante Kapitalabflüsse sowie Verluste aus Anlagen zur Folge haben, schreibt Fitch. Momentan zeige sich das Neugeschäft robust. Dies könnte sich ändern, wenn sich die wirtschaftliche Eintrübung verstetigt und die Nachfrage unter Druck gerät.

Die konjunkturelle Abschwächung lasse zudem die Prämienvolumina in der Schadenversicherung sinken. Gleichzeitig führen Lieferengpässe und steigende Kosten für Baumaterialien und Ersatzteile infolge der Zölle zu höheren Schadendurchschnitten. Betriebsunterbrechungen aufgrund von gestörten Lieferketten nehmen zu – insbesondere in der Industrie- und Transportsparte. Viele Anbieter dürften Schwierigkeiten haben, die Schadeninflation vollständig über Preisanpassungen zu kompensieren, schreibt Fitch. Dies belastet die Profitabilität.

Auch Kreditversicherer stehen unter Druck. Rückläufige Handelsvolumina, eine Zunahme von Zahlungsausfällen sowie Unterbrechungen in den Lieferketten wirken sich negativ auf das Neugeschäft und die Schadenquote aus, heißt es weiter Zwar können viele Anbieter kurzfristig Prämien erhöhen oder Kreditlimite anpassen – die operative Unsicherheit bleibe jedoch hoch.

Autor: VW-Redaktion