Welcher Versicherungsriese greift bei Baloise zu?
Seit die Baloise-Aktionäre überraschend die Stimmrechtsbeschränkung kippten und der schwedische Investor Cevian seine Anteile erhöhte, hat sich die Strategie des Schweizer Versicherers grundlegend verändert. Cevian fordert, dass Baloise sich aus unprofitablen Märkten zurückzieht, darunter auch Deutschland. Es ist somit keine Überraschung, wenn Europas größte Versicherer wie Allianz, Axa oder Zurich mit einem Deal in Verbindung gebracht werden. VWheute ordnet ein.
Cevian hat in den vergangenen Jahren viele Investments in skandinavische, deutsche, britische und schweizerische Unternehmen getätigt und dort Managementwechsel sowie Strategieschwenks durchgesetzt. Ähnliches passiert auch nun bei der Baloise – seit der Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung durch die Generalversammlung. Sie sorgte bis April noch dafür, dass die Aktionäre, darunter auch Blackrock, maximal zwei Prozent der Stimmen aufweisen, unabhängig davon, wie groß ihre Beteiligung ist.
Gleich darauf hat Cevian die Anteile an Baloise im Juni auf 5,1 Prozent aufgestockt, vor dem Investorentag im September sogar auf 9,4 Prozent. Nun gibt es eine aktionärsfreundliche Strategie: Zwischen 2024 und 2027 ist geplant, Barmittel von mehr als zwei Milliarden Franken zu generieren und die Barmittel-Ausschüttungsquote auf 80 Prozent oder mehr anzuheben, teilte der Konzern auf seiner Investorenveranstaltung mit. Die Eigenkapitalrendite soll von zwölf bis 15 Prozent steigen. Erreichen will man das durch „Effizienzsteigerung mit einhergehenden Kosteneinsparungen“. Die mit hohen Erwartungen verknüpften Investitionen in die Ökosysteme rund um die Themen „Heim“ und „Mobilität“ werden seit März bereits nicht mehr fortgesetzt. Künftig wolle sich der Versicherer wieder „stärker auf versicherungsnahe Aktivitäten“ konzentrieren.
Cevian ist darauf spezialisiert, sich in schlecht geführte Firmen einzukaufen und wertsteigernde Veränderungen durchzusetzen und die Anteile dann zu veräußern. Fraglich, ob diese Wertveränderung bereits beim Schweizer Versicherer eingetreten ist. Dennoch soll es laut Bloomberg bereits Gespräche über einen Verkauf von Baloise oder Teile des Versicherers geben. Interesse sollen gemäß dem Bericht die Allianz, Axa und Zurich haben. Einige von ihnen haben den Angaben zufolge bereits mit potenziellen Beratern gesprochen, um eine vorläufige Bewertung der Vorzüge und Durchführbarkeit einer Transaktion vorzunehmen. Schon länger gibt es die Gerüchte, dass Generali auch zuschlagen könnte, ebenso wird eine Fusion mit Helvetia immer wieder ins Spiel gebracht.
Den Digitalversicherer Friday hat die Baloise erst kürzlich an die Allianz Direct veräußert, VWheute berichtete. Auch die Fintech-Tochter Movu soll verkauft werden. Beide Start-up-Unternehmen trugen im vergangenen Jahr nur 116 Mio. Franken zum Umsatz bei.
Es ist kein Geheimnis, dass Cevian fordert, Baloise solle sich aus bestimmten Märkten zurückziehen. Das Deutschlandgeschäft trägt etwa 15 Prozent zum Konzern-Umsatz bei und dürfte auch zum Verkauf stehen. Allerdings versicherte Konzern-CEO Michael Müller auf dem Investorentag, hierzulande vorerst noch zu bleiben, solange sich die Vorgaben noch nicht verändert haben. Die Baloise ist mit rund 8.000 Mitarbeitern im Sach- und Lebengeschäft tätig, auch eine Bank und ein Asset Management gehören zum Konzern. Daran will Müller auch festhalten. In der Schweiz, wo man drittgrößter Lebensversicherer ist, generiert die Baloise rund 52 Prozent ihrer Umsätze. 21 Prozent stammen aus Belgien, etwa 11 Prozent aus Luxemburg.
Autor: VW-Redaktion