Getsafe und Friday blasen Zusammenschluss wegen Preisdifferenzen ab

Getsafe-Gründer Christian Wiens. Bildquelle: Getsafe

Das Heidelberger Insurtech Getsafe schickte sich offenbar an, den Digitalversicherer Friday zu kaufen – der Deal soll aber geplatzt sein, weil sich die Verhandler nicht auf eine Bewertung einigen konnten, wie es in einem Medienbericht hieß. Ihre Probleme müssen die Start-ups nun auf eigene Faust lösen.

Wie Finance Forward berichtete, wollte Getsafe-Gründer Christian Wiens Friday übernehmen oder eine Fusion mit dem zur Baloise gehörenden Digitalversicherer anstreben. Doch die Verhandlungen scheiterten im Frühjahr, wie es in dem Bericht hieß, der sich auf mit dem Vorgang vertrauten Personen berief. Grund hierfür sollen unterschiedliche Vorstellungen über die Bewertungen des Berliner Start-ups gewesen seien. Weder Getsafe noch Friday oder Baloise wollten sich laut Finance Forward zu dem mutmaßlichen Fast-Deal äußern.

Mit Blick auf das Produktportfolio der beiden Start-ups hätte ein Zusammenschluss durchaus Sinn ergeben. Friday ist in der Autoversicherung stark vertreten – ein Segment, das bei Getsafe bislang keine Rolle spielt. Zugleich gilt, dass beide Unternehmen mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben – vor allem, was das Schreiben von schwarzen Zahlen betrifft.

Zwar tat Friday im Juli kund, die Schwelle von 250.000 Verträgen im Bestand überschritten zu haben – insbesondere im Bereich der Haftpflicht- und Sachversicherungen legte der frühere Kfz-Spezialist stark zu, der Anteil der Produkte am Gesamtbestand sei auf mittlerweile über 60 Prozent gestiegen. Vor allem das Frankreich-Geschäft wuchs im vergangenen Jahr kräftig – allerdings stecken die Berliner nach wie vor tief in den roten Zahlen. Der Verlust betrug rund 30 Mio. Euro. Seit dem Start 2017 hätten sich die Verluste auf rund 180 Mio. Euro angehäuft, wie das Portal auf Basis einer Auswertung der Jahresberichte meldet.

Getsafe, das als Assekuradeur und Digitalversicherer auftritt, gab Anfang August immerhin bekannt, innerhalb des ersten Halbjahres 2024 erstmals profitabel geworden zu sein. „Getrieben durch eine niedrige Schadenquote und ein solides versicherungstechnisches Ergebnis, konnte ein positives mittleres sechsstelliges Nettoergebnis erzielt werden“, hieß es in einer Mitteilung. Demnach lag die Bruttoschadenquote im ersten Halbjahr bei 63 Prozent, die Combined Ratio bei 98 Prozent.

Auch auf Gruppenebene habe Getsafe seine Profitabilität deutlich verbessert, hieß es. Man erwarte nun, 2025 die Gewinnschwelle zu erreichen. Nach mittleren achtstelligen Verlusten im Jahr 2022, plant das Unternehmen 2024 nur noch mit einem niedrigen siebenstelligen Verlust. Dieser Erfolg sei „maßgeblich auf die hohe Automatisierungsquote im Kundenservice und der Schadensregulierung sowie auf das starke Wachstum der Beitragseinnahmen zurückzuführen“, teilte das Unternehmen mit.

Demnach steigerte Getsafe seine laufenden Beitragseinnahmen im Jahr 2023 auf insgesamt rund 50 Mio. Euro, wovon rund die Hälfte auf den eigenen Versicherer entfallen. Die andere Hälfte stammt aus dem Vermittlungs- und Assekuradeurgeschäft. Letzteres umfasst vor allem die Lebens- und Krankenversicherung. Hier sei die Beitragssumme des Neugeschäfts in den letzten zwei Jahren von 15 auf knapp 400 Mio. Euro erhöht worden.

Autor: VW-Redaktion

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