Howden steigt mit ARM-Zukauf in den Captive-Markt ein

Stück für Stück zum Erfolg: Der Aufstieg von Howden geht auf das Jahr 1994 zurück. Quelle: mohamed Hassan auf Pixabay
Der britische Großmakler Howden setzt mit der Übernahme der ARM Group Holdings Limited (ARM) seinen Wachstumskurs fort und betritt zugleich Neuland: Der Spezialist für firmeneigene Versicherungs-Captives kommt einem Puzzle-Teil gleich, das dem Makler in seinem bisherigen Portfolio fehlte.
Howden ist mit dem Erwerb von ARM in den Captive-Management-Markt eingestiegen. Das Unternehmen gilt als Spezialist für die Gründung und Verwaltung von Versicherungs-Captives, das nach eigenen Angaben über 80 Captive-Strukturen betreut. ARM hat seinen Sitz in Guernsey und verfügt über eine Managementlizenz auf den Bermudas.
Interne Captive-Fähigkeiten seien „ein wesentlicher Teil des Puzzles, damit wir unseren großen und multinationalen Kunden beispiellose Lösungen bieten können“, kommentierte Morwenna Howell, Geschäftsführerin und Global Practice Leader bei Howden Multinational Clients Practice, die Übernahme von ARM, der Muttergesellschaft von Alternative Risk Management.
Wie Howden am Donnerstag mitteilte, sei man infolge der Übernahme nunmehr in die Lage, seinen Kunden einen hundertprozentigen firmeneigenen Captive-Management-Anbieter anzubieten. „Dies ist ein wachsender Markt mit einer starken Nachfrage nach neuen Marktteilnehmern“, so Howell. Im Zuge der erweiterten Captive-Fähigkeiten freue sich Howden darauf, „unser Wachstum fortzusetzen“, wie die Managerin hinzufügte.
Dass der Makler noch lange nicht satt ist, was weitere Übernahmen angeht, machte kürzlich CEO und Gründer David Howden deutlich: Auf rund 1,1 Mrd. Pfund (1,3 Mrd. Euro) an Cash-Reserven kann das Unternehmen zugreifen, um weitere Übernahmen zu tätigen. Das verriet Howden in einem Interview, das er und Finanzchef Mark Craig der Nachrichtenagentur Reuters gaben. Im Fokus stünden vor allem kleinere Zukäufe mit einem Transaktionsvolumen bis zu 150 Mio. Pfund. Zielmärkte seien neben Großbritannien und Kontinentaleuropa auch Asien und der Pazifik-Raum. Möglicherweise holen Howden und Craig auch neue Anteilseigner ins Boot, um größere Übernahmen zu stemmen.
Doch auch ohne Großübernahmen ist das Transaktionsvolumen des 1994 gegründeten Maklers beachtlich: Fast sechs Milliarden Euro hat Howden in den vergangenen Jahren für Zukäufe ausgegeben.
Erst vor wenigen Tagen hat das Unternehmen einen Zukauf in Estland vermeldet, der ihm die Marktführerschaft im Gewerbegeschäft des baltischen Staates sicherte (wir berichteten). In Schweden, Norwegen und Island ist Howden bereits aktiv, in Finnland sogar schon seit 20 Jahren. Der Eintritt in den dänischen Markt erfolgte Ende vergangenen Jahres.
„Bei uns klopfen viele Leute an die Tür“
Es ist ein offenes Geheimnis, dass David Howden um jeden Preis zu den Großmaklern Marsh, Aon und WTW aufschließen möchte. Allein 2023 verbuchte Howden 56 Übernahmen, darunter der wichtige Kauf des Rückversicherungsmaklers Tiger Risk. Tiger Risk spielt für Howden eine Schlüsselrolle, um den Rückversicherungsmaklern Gallagher Re, Guy Carpenter und Aon Re die Machtposition streitig zu machen, die 90 Prozent des Rückversicherungsgeschäfts innehaben.
Die flüssigen Mittel für weitere Übernahmen stammen nicht zuletzt aus Fremdkapital. Kredite in Höhe von 6,1 Mrd. Pfund hat Howden aufgenommen. Diese sollen auch dazu dienen, bereits bestehende Schulden zu refinanzieren. Vergangene Woche meldete Howden einen Gewinn von 780 Mio. Pfund vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Das entspricht einem Plus von 30 Prozent, das sich auch aus den bisherigen Zukäufen speist.
Sowohl David Howden als auch Mark Craig zeigten sich gegenüber Reuters offen dafür, Transaktionen zu stemmen, die teilweise von einem externen Private Equity-Investor finanziert werden könnten, wie sie sagten. „Bei uns klopfen viele Leute an die Tür“, so Craig.
Autor: Lorenz Klein