Versicherungsvermittler sind mit KI im Alltag überfordert
Versicherungsvermittler tasten sich nur langsam an die Möglichkeiten heran, die ihnen künstliche Intelligenz (KI) im Beratungsalltag bietet. Bislang kommt der KI-Einsatz nur selten über Hilfen zur Texterstellung und Ideenfindung hinaus. Echte Vertriebsunterstützung durch KI ist zwar gewünscht, aber noch Mangelware, wie eine Umfrage des Vermittlerverbands AfW ergab. Ein Grund: Die Befragten kennen nicht die KI-Tools, die es braucht.
„Künstliche Intelligenz in der Beratung steht noch am Anfang“, räumt Frank Rottenbacher, Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung, ein. Derzeit nutzten Vermittler KI vor allem für unkomplizierte und rasch umsetzbare Anwendungen wie die Texterstellung, das werde sich aber rasch ändern. Diese Erkenntnis zieht Rottenbacher aus den Ergebnissen des 16. AfW-Vermittlerbarometers. An der diesjährigen Online-Umfrage im November 2023 nahmen laut AfW insgesamt 1.108 Vermittler teil.
„Wer einmal durch Einsatz einer KI erheblich an Zeit und Aufwand im Beratungsgeschäft gespart hat, wird dies auch weiterhin tun“, so Rottenbacher weiter. Doch aller Anfang ist offenbar schwer. Erst 16 Prozent der Vermittler nutzen bereits mindestens eine KI-Anwendung im Rahmen ihrer Arbeit. 15 Prozent antworteten mit „noch nicht“, haben dies also vor. Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten haben keine Berührung mit KI im Job gemacht.
Von den aktiven KI-Nutzern wenden 85 Prozent entsprechende Tools für die Texterstellung an, 62 Prozent nutzen KI für die Ideenfindung. Doch sobald die Anforderungen anspruchsvoller werden, lichten sich die Reihen bereits merklich: Der Gebrauch von KI-Tools zur Informationsbeschaffung (37 Prozent), Bilderstellung (20 Prozent) oder der Vertriebsunterstützung (18 Prozent) fällt im Vergleich zu einfacheren Einsatzfeldern deutlich ab. Insbesondere die hoheitlichen Vermittleraufgaben sind oft noch KI-freie Zone: Nur rund jeder elfte Vermittler nutzt KI für die Auswertung von Daten und nur jeder zwanzigste für die Erstellung von Angeboten (siehe Grafik, Mehrfachnennungen erlaubt).
Zeitersparnis Motiv Nummer eins
Weiter ergab die Umfrage, dass 20 Prozent der befragten Vermittler ihre KI-Anwendung(en) täglich nutzen, zehn Prozent tun dies wöchentlich, 18 Prozent monatlich – und zehn Prozent noch seltener.
Doch welche Ziele verbinden Vermittler eigentlich mit dem Einsatz von KI in ihrem Berufs- und Beratungsalltag? Neun von zehn Befragten wollen Zeit sparen. Immerhin gut jeder zweite erhofft sich, Unterstützung im Vertrieb (53 Prozent) und Kosteneffizenz (51 Prozent) zu erreichen. Weniger häufig verbinden die Befragten Ziele wie eine bessere Kundenbetreuung (43 Prozent), eine verbesserte Datenanalyse (35 Prozent) oder die Gewinnung neuer Kunden (34 Prozent).
KI-Tools? Welche KI-Tools?
„Ein Support der Vermittler beim Thema KI ist nötig“, fassen die Studienautoren des AfW zusammen. Das zeigten die Antworten auf die Frage, welche konkrete Unterstützung sich Vermittler in KI-Fragen wünschen. Drei Viertel (75 Prozent) suchen Orientierungshilfen bei der Auswahl geeigneter KI-Tools. Hilfe bei der Implementierung wünschen 61 Prozent, während 51 Prozent gern etwaige Fragen zu den rechtlichen Anforderungen der Verwendung geklärt hätten (siehe zweite Grafik, Mehrfachnennungen erlaubt).
Autor: VW-Redaktion