Kevin Spacey muss wegen Fehlverhaltens 31 Mio. Dollar an Produktionsfirma zahlen

Bildquelle: David Mark auf Pixabay

Filmschauspieler sind bisweilen notorisch, was ihr Privat- und Liebesleben angeht. Alkohol- und Kokaingenuss, Trunkenfahrten, politisch inkorrekte Äußerungen, die ganze Klaviatur des schlechten Benehmens wird virtuos zelebriert. Doch solche Ausschweifungen können sie auch zu Unperson in Hollywood werden lassen; speziell in einer Zeit, in denen Verstöße gegen Gesetz und Moral hart geahndet werden. Das weiß jetzt auch der Schauspieler Kevin Spacey.

Früher mögen in der Filmbranche andere Regeln gegolten haben, die ‚casting couch‘ war ein notorisches Möbelstück, aber in Zeiten von #MeToo steht gerade die Filmbranche im Rampenlicht. Der übergriffige Regisseur Harvey Weinstein verbüßt derzeit eine 23-jährige Haftstrafe und ist persönlich ruiniert. Doch auch jenseits solcher krassen Verfehlungen sind die Gefahren für eine Filmproduktion vielfältig, wie beispielsweise AGCS-Manager Hans-Jörg Mauthe zu berichten weiß.

Disgrace-Insurance

Filmproduzenten versichern ihre Produktionen daher gegen alle möglichen Wechselfälle, etwa Tod von Stars, Nervenzusammenbrüche oder Naturkatastrophen. Das kostet zwischen ein und zwei Prozent des Filmbudgets. Zusätzlich kann auch noch gegen eine ähnlich hohe Prämie ‚Disgrace-Insurance‘ gekauft werden, welche zusätzliche Kosten aufgrund untragbaren Verhaltens seitens von Schauspielern abdeckt.

In eine solche ungemütliche Lage hat sich Kevin Spacey gebracht, der in der Netflix Serie House of Cards einen unmoralischen US-Präsidenten spielte. Er konnte es nicht lassen, immer wieder auch am Filmset Männer sexuell zu bedrängen. Netflix blieb schließlich nichts anderes übrig, als ihn als Star zu eliminieren und die restliche Serie in dem Sinne umzuschreiben, dass die Serien-Ehefrau selber Präsidentin wurde. Für das Neuschreiben des restlichen Film-Scripts, neu zu drehende Filmszenen sowie Werbeausfall infolge der Verkürzung der restlichen Serie fielen Kosten von 31 Mio. US-Dollar an. Diese Summe wollte Netflix und die Produktionsfirma MRC nun von Spacey ausgeglichen sehen; womit klar scheint, dass Netflix keine Disgrace-Deckung besaß.

Spaceys Vertrag mit Netflix sah eine Schiedsklausel vor, weshalb der Anspruch nicht vor einem ordentlichen Gericht, sondern von einem zu „Diskretion“ und „erhöhter Objektivität tendierenden Schiedsgericht“ verfolgt wurde. Das Schiedsverfahren hat Spacey vollständig verloren. Sein Einwand, dass Netflix „überreagiert“ und den Schaden daher selber zu vertreten habe, blieb ungehört.

Der Gerichtsvollzieher ist auf dem Weg

Die Klägerseite hat bereits beim Los Angeles Superior Court den Antrag auf Vollstreckbarkeit des Schiedsspruches gestellt. Vermutlich wird es auf dieser nachgelagerten Ebene weitere rechtliche Geplänkel geben, beispielsweise den Versuch, den Schiedsspruch wegen irgendwelcher Formfehler wieder aus den Angeln zu heben.

Spaceys Nettovermögen wird nach unterschiedlichen Quellen auf zwischen 70 und 120 Mio. Dollar geschätzt. Demnach sollte die Eintreibung der Schiedssumme möglich sein, es sei denn, Spacey hätte sein Vermögen via Trusts oder Lebenspolicen zugriffssicher gestaltet. Es ist nicht der letzte Prozess. Der Star wird derzeit auch noch von diversen seiner Opfer auf beachtliche Summen verklagt. Des Weiteren machen auch die Produzenten eines Films Ansprüche geltend. Spaceys Part hätte aus dem Film “All the Money in the World” von  Ridley Scott herauseditiert werden müssen.

Die Anbieter einer Disgrace-Insurance können oft damit rechnen, dass sie eigentlich nur in Vorleistung treten und sich anschließend die Schadenzahlung vom unbotmäßigen, aber noch wohlbetuchten Schauspieler zurückholen können. Wirtschaftlich betrachtet treten sie fast als bloßer Kreditversicherer auf.

Autor: Philipp Thomas

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