Analyse: 25 Prozent der institutionellen Anleger können Renditeziele nicht mehr erreichen

Die Versicherer – und andere Profi-Anleger – haben die Taschen voller Kundengeld, doch wohin damit? Bild von 3D Animation Production Company auf Pixabay.

In was investieren institutionelle Anleger wirklich? Der Trend der vergangenen Jahre zu höheren Real-Asset-Allokationen hat sich weiter fortgesetzt, zeigt eine Analyse. Sachwerte profitieren vom Wunsch vieler institutioneller Investoren nach verstärkter Diversifizierung und stabilen Cashflows. Vor diesem Hintergrund werden Fondsstrukturen bei vielen Investorengruppen gegenüber Direktinvestments beliebter. Nur die Lebensversicherer sind Fondsmuffel.

Aus Investorensicht bieten dabei vor allem die Trends Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Demografie „interessante Chancen“, während die Regulierung noch vor dem Niedrigzins als größte Herausforderung für ein resilientes Portfolio genannt wird, zeigt die Studie „Future Asset Allocationvon Wealthcap. „Es ist unverzichtbar, Trends und Marktentwicklungen aufmerksam zu beobachten und die richtigen Schlüsse für eine resiliente langfristige Anlagestrategie daraus zu ziehen. Unsere aktuelle Studie zeigt, dass Real Assets dabei eine entscheidende Rolle spielen“, fasst Achim von der Lahr, Geschäftsführer von Wealthcap, zusammen. Fast ein Viertel der befragten Investoren gibt an, mit ihrer aktuellen Portfolioallokation die eigenen Renditeziele in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht mehr erreichen zu können, vor allem wegen der anhaltenden Negativzinsen. Das ist laut von der Lahr ein „Alarmsignal“.

Frage: Können Sie mit Ihrer aktuellen Portfolioallokation in den nächsten drei bis fünf Jahren die Renditeziele Ihres Unternehmens erreichen? Keine Angabe: 10,7 Prozent. (Quelle: Civey GmbH/Wealthcap).

Rentendirektquote sinkt, Immobilien beliebt

Insbesondere aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds schreitet der Trend zu höheren Alternatives- und Immobilienallokationen in institutionellen Portfolios weiter voran. Gemäß GAC-Analyse sank die traditionell hohe Rentendirektquote in allen Investorengruppen zwischen 2009 und 2020 deutlich. Am stärksten war der Rückgang bei Versorgungswerken (von 58 Prozent auf unter 25 Prozent). Bei Depot-A-Anlegern war der Rückgang zwar ebenfalls signifikant, jedoch weniger sprunghaft (von 78 Prozent auf 69 Prozent).

Parallel bauen institutionelle Anleger ihre Immobilienquote aus. Die Immobilien-Allokationen zeigen deutliche Unterschiede zwischen und auch innerhalb der Investorengruppen: Während Versorgungswerke Anfang 2021 mit rund 20 Prozent ihrer Assets in Immobilien investiert waren, betrug derselbe Wert bei Corporates lediglich fünf Prozent. Im Ergebnis waren zum Jahresanfang 2021 deutlich mehr als 200 Milliarden Euro deutsches institutionelles Vermögen in Immobilien-Assets allokiert. Hiervon machten Lebensversicherer mit mehr als 60 Milliarden den größten, Versorgungswerke mit fast 50 Milliarden den zweitgrößten Teil aus. 

In die Zukunft gerichtet unterstützt die Civey-Umfrage diesen Trend. Während 38,1 Prozent der Befragten ihre Immobilienquote in den nächsten drei bis fünf Jahren erhöhen wollen, planen nur 16,9 Prozent, diese zu reduzieren. Bei Private Equity ist das Ergebnis ebenfalls eindeutig: 34,7 Prozent planen eine Ausweitung und nur 9,7 Prozent einen Abbau ihrer Allokation.

Alternatives bieten Resilienz

Die Gründe für die weiter steigende Attraktivität von Real Assets für institutionelle Investoren sind vielfältig. Auf die Frage nach dem wichtigsten Kriterium für ein resilientes illiquides Sachwerte-Portfolio gibt mehr als ein Viertel Diversifizierung (25,9 Prozent) und Stabilität der Cashflows (25,6 Prozent) an. Es folgen die strategische Berücksichtigung von Trends (18,2 Prozent), Flexibilität von Investmententscheidungen (16,4 Prozent) und Volatilität (12,0 Prozent). Am wenigsten wichtig ist den befragten Investoren die geringe Korrelation mit liquiden Assetklassen (5,9 Prozent).

„Ein größeres Exposure in alternativen Anlagen ist für institutionelle Investoren mit höherem Managementaufwand, aktiveren Investmentprozessen und einem spezifischeren Risikomanagement verbunden. Wir sehen daher einen starken Trend hin zu Fondsstrukturen erfahrener Asset-Manager, die eine größere Diversifizierung ermöglichen“, kommentiert Sebastian Zehrer, Leiter Research bei Wealthcap.

Institutionelles Kapital in Fondsstrukturen wächst

Die Veränderung in institutionellen Portfolios lässt sich auch an der Fondsquote ablesen. Sowohl absolut als auch relativ betrachtet steigt die Bedeutung von in Fonds angelegtem institutionellem Kapital stetig weiter an. Zwischen 2009 und Ende 2020 wuchsen allein die Fondsanlagen deutscher Lebensversicherer, Versorgungswerke und Pensionskassen um mehr als 400 Mrd. Euro auf rund 660 Mrd. Euro. Die Fondsquote schwankt je nach Investorengruppe dabei weiterhin deutlich. Am höchsten ist sie bei Versorgungswerken mit 68 Prozent, am niedrigsten bei Lebensversicherern mit 40 Prozent.

Zur Studie und Unternehmen: Die Studie vereint quantitative wie qualitative Elemente und fußt auf drei methodischen Säulen. Die GAC – Gesellschaft für Analyse und Consulting wertete die Asset-Allokation deutscher institutioneller Anleger mit einem Investmentvolumen von mehr als drei Billionen Euro aus. Das Online-Meinungsforschungsinstitut Civey befragte zwischen Mai und August 2021 480 Investment-Spezialisten für die institutionelle Anlage. Hinzu kamen Tiefeninterviews mit ausgewählten Investoren und Experten. Der Herausgeber Wealthcap zählt zu den führenden Real-Asset- und Investment-Managern in Deutschland.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

7 + zwölf =