72 Prozent mehr: Online-Kunsthandelsmarkt schafft neue Gefahren und Chancen für Vermittler und Versicherer

Kunst wird stärker online. Das birgt Chance und Gefahren. Bild von Денис Марчук auf Pixabay.

Die Online-Kunstverkäufe haben in den ersten sechs Monaten des Jahres einen Rekordwert von 7,9 Mrd. US-Dollar erreicht. Das sind 72 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2020. Bis zum Jahresende könnte ein Rekordwert von 15,7 Mrd. Dollar erreicht werden. Doch die neue Onlinelust hat auch Schattenseiten.

 „Auf dem Markt für Online-Kunstverkäufe hat sich ein systemischer Wandel vollzogen. Jene Käufer und Verkäufer, die sich in den letzten 18 Monaten auf die Technologie eingestellt haben, ernten jetzt die Früchte“, erklärt Robert Read, Head of Fine Art bei Hiscox. Der traditionelle, physische Kunstmarkt wird nie ersetzt werden, aber es könne davon ausgegangen werden, dass der Online-Markt „weiter wachsen wird“. Beeindruckend ist die „enorme Zunahme der Verwendung von Non-Fungible Tokens (NFTs)“ für den Verkauf von Kryptokunst und Sammlerstücken, die auch eine neue Art von Sammlern und Händlern anzieht, erklärt Read.

Warum Kunst auch online sein kann

Quelle: Hiscox Online Art Trade Report 2021 (Teil 1)

Das Vertrauen der Käufer war der Hauptgrund für den Aufschwung der Online-Verkäufe, wobei viele einen höheren Preis für Kunstwerke als zuvor zahlen. Der Durchschnittspreis, der bei reinen Online-Auktionen von Sotheby’s, Christie’s und Phillips in der ersten Jahreshälfte 2021 gezahlt wurde, lag bei 24.291 Dollar – etwa dreimal so hoch wie 2019. Die Verlagerung auf das Internet wird wahrscheinlich die Pandemie überdauern, sagen Kunstkäufer und Online-Kunstplattformen.

Schätzungsweise 3,125 Mrd. US-Dollar oder 46 Prozent der Online-Kunstverkäufe im ersten Halbjahr 2021 wurden über mobile Geräte wie Smartphones und Tablets getätigt. Dies war ein deutlicher Anstieg gegenüber den geschätzten 1,92 Milliarden Dollar im Jahr 2019, was damals 40 Prozent der gesamten Online-Kunstverkäufe ausmachte. Der größte Anteil der Online-Verkäufe auf den Plattformen entfiel wieder auf die bildende Kunst (27 Prozent), während der Anteil der anderen Kategorien etwa gleich blieb. Der Verkauf von Möbeln und Kunstgewerbe nahm zu. Dies steht im Gegensatz zu den Zahlen der Auktionshäuser, bei denen der Anteil der bildenden Kunst an den reinen Online-Verkäufen in der ersten Jahreshälfte bei 66 Prozent lag.

Die Gefahren

„Als Versicherer der digitalen Welt begrüßen wir diese spannenden digitalen Entwicklungen sehr, da sie Erleichterungen für die Kunstliebhaber, Kunsthändler und nicht zuletzt die Kunstschaffenden selbst bringen. Aber mit neuen Möglichkeiten entstehen auch immer neue Risiken – neben den bekannten Gefahren beim Online-Bezahlen auch die Möglichkeit von Datendiebstahl“, sagt Alina Sucker, Underwriting Manager Art & Private Clients bei Hiscox Deutschland.

Alina Sucker, Underwriting Manager Art & Private Clients bei Hiscox Deutschland.

Diese Risiken gewinnen insbesondere angesichts des Bezahlens per Kryptowährungen und ganz besonders wegen der wachsenden Beliebtheit von Kunstwerken im ‚NFT-Format‘ aktuell an Brisanz. Entsprechend sagten 48 Prozent der Befragten, dass sie wegen der Cyber-Kriminalität „besorgt“ sind. Das ist eine deutliche Zunahme zum Vorjahr, wo das nur 37 Prozent angaben. „Nur wenn diese Cyber-Risiken erkannt und abgesichert werden können, werden sich Kunden sicher fühlen und den Digital-Boom in dieser Dynamik weiter unterstützen“, erklärt die Expertin Sucker.

Den kompletten Hiscox Online Art Trade Report 2021 (Teil 1) finden Sie hier.

Autor: VW-Redaktion

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